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2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mir aus Sicherheitsgründen notwendig, Kirmizz in einem winzigen Hyperkokon einzufassen und ihn auf einem Planeten „am Wegesrand" abzulegen.
    Eine Schadensanalyse der BANDA SARI ergab eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Triebwerk und weitere energetisch hochaktive Bestandteile des Schiffes in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Kirmizz ist ein zu wichtiges Kapital der XIX. Kosmität: Wir trafen unsere Entscheidung unter Abwägung aller Risiken. Der zukünftige Pilot, so wussten wir, würde sich in einer möglichen Konfrontation mit herkömmlichem Primitivleben jederzeit durchsetzen und bis zur Beendigung der Reparaturarbeiten nur. geringen Gefahren ausgesetzt sein.
    Die BANDA SARI wurde in der Peripherie des Lazaruu-Sternhaufens im Ortungsschatten einer planetenlosen Sonne geparkt und den notwendigen Rekonstituierungsmaßnahmen unterzogen, die mittlerweile nahezu abgeschlossen sind. In Kürze kann ein erneuter Einflug nach Hangay versucht werden; die Sicherheitskonstanten werden substanziell erhöht, um einem zweiten Vorfall dieser Art gegenzuwirken. Kirmizz kann damit rechnen, bald wieder an Bord genommen zu werden.
    Er lehnte sich zurück, fühlte die Kühle der Knochensegmente an seinem Rücken.
    Die Botschaft war in einer seltsam nüchternen Sprache abgefasst; er selbst als Adressat wurde lediglich in der dritten Person angesprochen. Möglicherweise ließ sich dieses Verhalten der beiden Roboter als Unsicherheit oder „schlechtes Gewissen" erklären.
    In Kürze und bald stand in der verschlüsselten Botschaft geschrieben.
    Nun - das ließ einigen Raum für Interpretationen. „Zeit" hatte zum Beispiel auf den Ebenen höheren Lebens eine gänzlich andere Bedeutung als auf jener, auf der er sich derzeit befand. Wer wusste schon, welchem Zeitgefühl die beiden Roboter der BANDA SARI unterlagen?
    Kirmizz fühlte' sich im Nachhinein in all seinen Aktivitäten bestätigt. Er tat gut daran, das Reservoir seiner Mitarbeiter weiter zu vergrößern und größtmögliche Sicherheitsstandards für sich zu schaffen.
    Kirmizz griff nach jenen 15 Hauri, die er nunmehr beherrschte. Sie stellten seine Eintrittskarte zur Festung der Hageren dar.
    Die dortigen Sicherheitsvorkehrungen wurden, wie er mittlerweile wusste, bis auf ein paar sensible Bereiche äußerst lasch gehandhabt. Die Ignoranz der Hageren kam ihm neuerlich zugute. Zu lange schon waren sie die stillen Machthaber auf Vibe-Lotoi. Hochmütig saßen sie in ihrer Festung, wälzten Pläne und schoben jeglichen Gedanken von sich, dass sie von einem Außenstehenden besiegt werden könnten. Die nächsten Stunden würden, wenn er alles richtig anstellte, die Herrschaft der Ay'Va beenden.
    Cosmuel Kain saß stocksteif neben ihm.
    Auf seinen geistigen Befehl hin bewegte sie unruhig ihren Körper und verzog ihre Nahrungsklappe zu etwas, das sie selbst als Lächeln bezeichnet hätte. Es bereitete Kirmizz eine gewisse Befriedigung, über ihre Bewegungsfreiheit zu verfügen. Wenn er es schon nicht schaffte, ihre innersten Ideen an die Oberfläche ihres Denkens zu zerren, so sollte sie ihm zumindest zu Diensten sein
     
    15.
     
    Ushekka Sein Magen revoltierte vom übermäßig genossenen Ospeno-Sud.
    Schon seit Tagen hatte er sich nicht aus dem Zimmer bewegt, hatte Wachen und hochrangige Mitglieder der Ay'Va immer wieder unter fadenscheinigen Vorwänden abgespeist.
    Die Nähe anderer Hauri war ihm zuwider; trotz ihres von Askese geprägten Verhaltens waren sie auf die Nähe von ihresgleichen angewiesen. Nicht, um das gemütliche Beisammensein oder den Gedankenaustausch zu pflegen, nein! Sie mussten sich an den anderen messen und im Konkurrenzkampf beweisen, wie groß ihre Hingabe zum Gott des Verzichts war.
    Ushekka fühlte, dass er über dieses Gehabe allmählich hinweg war. Die Lüste, die der Ospeno-Brei in ihm geweckt hatte, gaben seinem nunmehrigen Leben um so viel mehr.
    Farben war für ihn bislang Licht einer bestimmten Wellenlänge gewesen, das auf die Netzhäute seiner Augen fiel. Nun aber lösten sie seltsame Assoziationen aus, die meist mit verbotenen Gefühlen zusammenhingen. Genauso ging es Ushekka mit Gerüchen und Geräuschen, ja eigentlich mit allen Sinnesempfindungen.
    Er hatte das Endstadium seiner Krankheit erreicht, so viel war klar.
    Die haurische Suchtwissenschaft schrieb in ihren Abhandlungen stets von enormen Schmerzen, die in diesen letzten Tagen mit Siechtum einhergingen. Die emotionelle Befreiung, die damit verbunden war, wurde allerdings

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