2359 - Das Stumme Gesicht
hatten, und wichen einem langsam dahinkriechenden Uhm aus. Die Dinge spitzten sich zu. Die Zeit ruhiger und detektivischer Kleinarbeit war vorbei
14.
Kirmizz „Ich brenne!", schrie der Pilot schmerzerfüllt.
Mit aller Kraft löste er seinen Bewusstseinssplitter aus dem Kopf der Friedensfahrerin. Ihre Abschirmung schien zu wachsen, ihr Widerwillen gegen seine Beeinflussung stetig größer zu werden.
Oder war es bloß die Nähe dieses Polm Ombar? Potenzierten sich ihrer beider Kräfte, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe zueinander befanden? „Ich will mehr über diese Gemeinschaft wissen", forderte Kirmizz von seiner Gefangenen nach einer kurzen Erholungspause. „Warum nennt ihr euch Friedensfahrer? Arbeitet ihr für die Kosmokraten? Wo ist euer Standort?
Warum sucht ihr nach mir?"
„Wir heißen Friedensfahrer, weil wir ... weil wir ... Frieden stiften und ... vermitteln ... und ..."
Cosmuel Kains Stimme wurde immer leiser, immer unverständlicher. Die Frau verfiel in sinnloses Gebrabbel, während sich ihr Denken verwirrte.
Kirmizz erhöhte den Druck auf sie.
Vorsicht, meldete sich Untha Myrre mahnend zu Wort, du tötest sie!
Kirmizz zog sich augenblicklich zurück. Er hatte gelernt, auf die besondere Sensibilität seines zweiten Ichs zu vertrauen. .
Noch erschien ihm Cosmuel Kain als Wissensquelle zu wertvoll. Er benötigte weitere Informationen. Wenn die Friedensfahrer tatsächlich im Sold der Kosmokraten standen, war die Gefahr größer, als er bislang angenommen hatte.
Er musste von nun an alles daransetzen, seine Position auf Vibe-Lotoi weiter auszubauen.
Und dazu bedurfte es größerer funktionierender Strukturen.
Mittlerweile beherrschte er 200 Wesen in der näheren Umgebung des Funkturms.
Unter ihnen befanden sich auch zwei Hauri minderen Ranges. Ohne bewusstes Dazutun weitete er seine Kreise immer mehr aus. Sowohl räumlich als auch in Bezug auf Hauri spürte er seine Kräfte wachsen. Nur dieses schwache Geschöpf, das neben ihm im Uhm-Gehirn saß und sich im pulsierenden Rhythmus des Wesens mitbewegte, leistete Widerstand.
Die bislang erzielten Ergebnisse waren unbefriedigend. Cosmuel Kains legte enorme Kraft in die Abwehr seiner Gedankenbefehle. Bedenkenlos riskierte sie dabei ihr Leben.
Nun gut. Dann würde es Kirmizz eben anders versuchen.
Sanft drang er erneut vor, erspürte die stachelig wirkenden Abwehrgedanken, schmuggelte sich an ihnen vorbei, brachte da und dort kleine Überlegungen in Bewegung. Schmeicheleien und ein wenig Heimtücke führten oftmals eher zum Ziel als Frontalangriffe.
*
Kirmizz spürte ungewohnten Ärger in sich wachsen. Immer wieder scheiterte er am geistigen Abwehrriegel Cosmuel Kains. Er schaffte es zwar, sie in seinem Sinn zu beeinflussen; ohne Bedenken wäre sie für ihn in den Tod gegangen. Aber ihre Erinnerungsfunktionen blieben außer Reichweite, sosehr er auch auf sie fokussierte. Immer wieder spürte der Pilot diese schreckliche, grausige Schattenlosigkeit; absolute substanzielle Leere, die sich vor ihm auftürmte und ihn zu verschlucken drohte, wenn er sich zu weit vorwagte.
Kirmizz hieß sie schlafen. Erschöpft sank die Terranerin nieder, glitt zur Hälfte in die Gehirnsubstanz des Uhms und schloss die Augen.
Er musste sich um Vordringliches kümmern. Um Strukturen, die er seinem Trupp geben konnte ...
Warum strengst du dich damit an, etwas Eigenes zu schaffen?, fragte Untha Myrre.
Du solltest Bestehendes nutzen. Ja. Die Idee war richtig. Aber sie barg unabwägbare Risken - und er würde dafür noch etwas Geduld aufbringen müssen.
Der Aufbau haurischen Denkens war ihm mittlerweile kein Geheimnis mehr. Er kannte den seltsamen Bezug der Hageren zu Wasser. Es versetzte sie in Raserei und immunisierte sie gegen seinen Stummen Schrei. Er wusste Bescheid über ihre Emotionslosigkeit, die sowohl Schwäche als auch Stärke haurischen Lebens darstellte.
Auch Kirmizz war weitgehend frei von störenden Gefühlen - aber er verstand sie, konnte sie interpretieren, wenn es denn notwendig war. Die Hauri hingegen legten in ihrer Selbstbezogenheit keinerlei Wert darauf, andere Lebewesen zu begreifen.
Während Cosmuel Kain schlief, würde er sich weiter intensiv mit den Hageren beschäftigen. Es musste ihm gelingen, in den Zentrumsbau, die Hauri-Festung, vorzudringen. Dieser in sich verschachtelte Komplex, der tief in die Erde hinabreichte, würde ihm jenen Schutz bieten, den er als dringend notwendig erachtete... „Herr?"
„Was gibt
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