2359 - Das Stumme Gesicht
Sicherheitsorganen erschossen worden. Kirmizz hatte den Tod des Kartanin vor geraumer Zeit gespürt.
Die offiziellen Untersuchungen würden im Sand verlaufen, dafür sorgte der Pilot, indem er weitere Bewusstseine rekrutierte und manipulierte. Auch die haurischen Ay'Va-Agenten, die sich in die Nachforschungen einmischten, standen bereits auf seiner geistigen Gehaltsliste.
Pom'Len-Kier denkt zu viel nach!, bestätigte Untha Myrre seine Befürchtungen.
Kirmizz brachte seine Gedanken zurück zu den Hauri.
Er hatte ihre geistigen Mechanismen endgültig durchschaut. Das zweigeteilte Bewusstsein der Hageren bot keinerlei Überraschungen mehr. Er hatte seine Zugriffsmethoden während der letzten Stunden ausreichend verfeinert, sodass er bereits zwölf Ay'Va-Mitglieder zu seinen Gefolgsleuten zählen konnte.
Der Okta-Kristall in seinen Händen fühlte sich warm, fast heiß an.
Was würde die Botschaft der BANDA SARI beinhalten? War das Schiff bereits unterwegs, um ihn an Bord zu holen? Oder musste er sich vor kosmokratischen Sucheinheiten verbergen?
Er erinnerte sich an Faro Nuun Jasper, der sein Studienkollege an der XIX. Kosmität gewesen war. Der Wasserstoffatmer hätte einmal auf der Seite der Ordnungsmächte in den Ewigen Kampf eingreifen sollen; sein letztlich von der Kosmität beschlossener Tod hatte ein mögliches Aufeinandertreffen während ihres beruflichen Werdegangs verhindert.
Kirmizz' Gedanken kehrten zum Datenkristall in seiner Hand zurück. Er würde ihm Aufschluss über seine unmittelbare Zukunft geben. Der Pilot würde sein Schicksal hinnehmen, wie es sich ergab. Die unterschwelligen Auseinandersetzungen mit den hiesigen Kräften stellten eine Herausforderung dar, an der er sich reiben und sein Potenzial weiter austesten konnte. Diese Planspiele boten einen seltsamen Reiz und halfen ihm, sich selbst besser kennen zu lernen. „Wach auf!", befahl er Cosmuel Kain.
Die Terranerin öffnete die Augen, erkannte ihn, zog sich erschreckt vor ihm zurück.
Wie unbefriedigend! Neuerlich entkam sie seiner Kontrolle; wenn auch nur für wenige Augenblicke. „Vielleicht benötige ich deine Unterstützung", sagte er.
Sie glitten unter einer Brücke hindurch.
Plötzlich war Pom'Len-Kier wieder an der Seite des Uhms, wie Kirmizz durch die Sehschlitze erkennen konnte. In ihren sehnigen Armen hielt sie das Lesegerät und mehrere Energiepakete. „Du musst unten durchkriechen!", befahl er. „Ja, Herr!"
In ihren Gedanken zeigten sich xenophobe Bilder. Sie hatte nach wie vor Angst vor dem Uhm. Kirmizz entfernte augenblicklich jeglichen Eigenantrieb in ihr und sorgte dafür, dass sie sich ohne weiteres Zögern vom Gehirnwesen überrollen ließ.
Klägliches Fauchen folgte, ging in schmerzbetontes Wimmern über.
Irgendetwas funktionierte nicht so bei der Assimilation der Kartanin, wie er es sich vorgestellt hatte. „Sie wird von diesem grässlichen Ding umgebracht!", rief Cosmuel Kain aus. Ihre Augen flackerten, die Muskeln verkrampften, im Zwielicht ihres seltsamen Aufenthaltsortes kaum erkennbar. Ja. Pom'Len-Kier wurde vom Uhm als Nahrung angesehen. Während das Gehirn über sie hinwegkroch, saugte er Körperflüssigkeiten aus, assimilierte das Fleisch, zermalmte die Knochen.
Kirmizz las die Panik, die Todesangst in ihrem Bewusstsein.
Und was war mit dem Lesegerät?
Du musst es bis zu mir bringen!, befahl er der sterbenden Kartanin mit unerbittlichem Nachdruck. Ich brauche es!
Mehrere kreisrunde Gegenstände schoben sich an die Oberfläche des Gehirns, das sich bereitwillig teilte, während dunkles Blut durch breite Adern an dessen Oberfläche pumpte. Es waren die Energiepakete, gefolgt von der rechteckigen Lese- und Übersetzungseinheit.
Kirmizz griff danach, zog die Teile zu sich auf den Schoß. Achtlos löste er Fingerknochen und Hautreste vom Griff des Geräts, streifte sie zurück in die gierige Gehirnmasse.
Ein Problem löste sich damit sozusagen in Luft auf. Pom'Len-Kier, die für seinen Geschmack zu viele eigene Ideen entwickelt hatte, war nicht mehr.
*
Die Kryptoanalyse nahm nicht allzu viel Zeit in Anspruch. Kirmizz hatte alle notwendigen Parameter im Kopf und wusste ganz genau, wo er ansetzen musste...
Die Botschaft trug die Kennung Atheons, eines der beiden kugelförmigen Roboter der BANDA SARI.
Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die dem zukünftigen Piloten durch seine Auslagerung entstanden sein mögen, begann die Nachricht. Nach der Havarie erschien es Itera und
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