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2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es?" Kirmizz blickte durch den Sehschlitz auf Pom'Len-Kier hinab. „Ich habe Nachricht aus dem Funkturm erhalten. Einer unserer Leute hat mir eine Nachricht zugesteckt ..."
    „Und zwar?"
    „Eine Serie unbekannter Impulse ist vor kurzem eingetroffen. Sie liefen im Hintergrund einer Hyperfunk-Botschaft und wurden von den Zensurbehörden als >Störgeräusche< abgetan. Dein Mann konnte sie nicht entschlüsseln, meinte aber, dass sie zu Beginn jene Kennung aufweisen, die du in deine Botschaft verpackt hast."
    „Eine Antwort!" Kirmizz' Atmung beschleunigte. Die BANDA SARI hatte tatsächlich reagiert, nach nicht einmal einem Tag! „Wo ist die Nachricht?", hakte er nach. „Ich trage sie bei mir, auf einem Datenträger."
    „Gib sie mir!" Er griff nach draußen, packte den achteckigen Flachkristall, zog ihn eilig in sein Versteck. „Ich benötige ein Lesegerät aus dem Funkturm und kryptoanalytische Grundprogramme, die ich nach eigenen Vorstellungen ergänzen kann", forderte er von der Kartanin. „Damit riskierst du die Entlarvung deines Agenten."
    „Das hat dich nicht zu kümmern!", fuhr er Pom'Len-Kier an. „Im Funkturm sitzt ein Dutzend weiterer Leute, die mir gehorchen."
    Intelligenz, so wusste Kirmizz, barg immer auch ein gewisses Risiko in sich. Pom'Len-Kier entwickelte zu viele eigene Denkansätze. Es war wohl ratsam, sie auszutauschen. „Ich gehorche, Herr!", sagte die Kartanin mit kläglich angelegten Barthaaren und verschwand lautlos im Schatten eines Gebäudes.
    Kirmizz lehnte sich zurück und saugte ein wenig Nahrung aus dem Uhm. Das Wesen schmeckte kühl und frisch.
    Im Nachhinein betrachtet, hatte er Fehler gemacht. Er hätte sich intensiver mit den Hauri beschäftigen müssen. Dann hätte er diese billige Komödie rund um den scheinbaren Selbstmord Schokolls nicht inszenieren müssen. So hatte er das Risiko erhöht und diese Friedensfahrer auf sich aufmerksam gemacht. Ein guter Pilot hingegen, so ahnte er, minimierte stets die Gefahr, bevor er handelte.
    Ein paar Stunden gedanklichen Experimentierens noch, und er konnte mit den Hauri genauso problemlos verfahren wie mit allen anderen Lebewesen. Danach würde er sich in der Hauri-Festung festsetzen.
    Kannten denn seine geistigen Kräfte irgendwelche Grenzen? Derzeit fühlte er sich so stark, als könnte er die gesamte Bevölkerung La Untiques in mentale Geiselhaft nehmen.
    Er blickte auf die unruhig schlafende Cosmuel Kain. Ihre Augenlider flatterten, aus dem Mund rann ein dünner Speichelfaden.
    Selbst du und ich sind nicht allmächtig, wisperte Untha Myrre in ihm.
    Noch nicht, entgegnete Kirmizz.
     
    *
     
    Der Uhm entfernte sich auf Geheiß des Piloten allmählich aus dem Umfeld des Funkturms und kroch in Richtung der Hauri-Festung. Ein halber Tag verging.
    Kirmizz ließ dem Gehirnwesen weitgehende Entscheidungsfreiheit. Es sollte sich weiterhin so geben, wie es von den Bewohnern von La Untique erwartet wurde, um keinerlei Verdacht auf sich zu lenken.
    So schlurften sie wie gehabt dahin, eine Kolonne empörter oder resignierend weinender Gleiterlenker hinter sich herziehend, durchquerten ungeniert Privatwohnungen oder legten eine Schleimspur durch exquisit ausgestattete Geschäftsräume.
    Die Vibe-Lotoier akzeptierten die Uhms auf die eine oder andere Weise. Manche blieben völlig lethargisch, andere behandelten sie wie ein unerzogenes Haustier. Respekt war zu spüren und scheinbar auch ein wenig Angst, die durch nichts erklärbar schien.
    Sollte er dieses Wesen verlassen, nachdem er die Hauri-Festung erreicht hatte? Sobald er die Hageren unter geistige Kontrolle gebracht hatte, benötigte er diesen Schutz nicht mehr. Nein. Er wollte im Innern des Uhms bleiben. Diese stickige Höhle voll gallertartiger Masse wirkte irgendwie ... anheimelnd. Als wäre auch der Uhm zufrieden oder glücklich darüber, ihn und die Terranerin bei sich haben zu dürfen.
    Kirmizz spürte, dass sich Pom'Len-Kier näherte. Die Kartanin wirkte trotz seiner geistigen Beruhigungsversuche nervös. „Ich bringe dir die Geräte, die du wolltest", sagte sie durch den Sprechschlitz des Gehäuses. „Bei nächster Gelegenheit wirst du zu mir hereinkommen. Achte darauf, dass dich niemand bemerkt."
    Sie schnurrte Zustimmung, entfernte sich aus dem unmittelbaren Umfeld des Uhms, blieb aber in der Nähe.
    Pom'Len-Kier machte sich Sorgen, wie Kirmizz fühlte. Jener Agent im Funkturm, der das Lesegerät beschafft hatte, war infolge des Diebstahls entdeckt und von übernervösen

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