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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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letzten Spekulation setzte Kenner auf die Liste der baldigst psychiatrisch zu untersuchenden Personen.
    So vergingen die Stunden. Als die Stimmen der Belauschten dünner wurden und Kenners Kraft nachließ, bereitete er sich auf das Ende seiner Schicht vor. Im Labor heftete er sich an die Stirn seiner fleischlichen Hülle und ließ sich einfach ins Nichts fallen.
    Als er den Helm abnahm, beugte Moriarty sich über ihn.
    »Sie waren kaum fort«, sagte er, »als ich die Nachricht bekam, dass wir den Agenten gefunden haben.« Er zuckte die Achseln. »Die Gefahr ist vorbei. Er hat sich umgebracht.«
    ***
    8. Februar 2525, Freihandelszone Lanschie, Antarktis
    Die WELLENSPRINGER pflügte in leicht bewegter See durch einen breiten Naturhafen auf die antarktische Küste zu. Matts Blicke glitten über die sanft ansteigenden Küstenfelsen, die zum Teil mit Gras und Sträuchern bewachsen waren und sich mit steilen Felsformationen abwechselten. Dort, wo die Felsen blank im Sonnenlicht glänzten, bemerkte Matt wie abgeschliffen wirkende, zum Teil fast runde Formen, in denen seltsame Muster eingegraben waren. Ähnliches hatte er auch bereits an den vorgelagerten Schären erkennen können.
    »Schau mal, Maddrax, ein Efrantenkopf. Das hat Wudan sehr schön gemacht.«
    Matts Blicke folgten Aruulas ausgestrecktem Arm bis zu einer Felsformation, die mit etwas Fantasie tatsächlich den Kopf eines Elefanten darstellte. Er wirkte wie eine jener Heckenfiguren, die Matt vor allem von englischen Parks her kannte. Hier war er vom Eis modelliert worden, das die Felsen in Millionen von Jahren fast glatt geschmirgelt und sie noch bis vor einigen Jahrzehnten überzogen hatte. Denn Eis war immer in Bewegung.
    Käpt’n Borisov lenkte das Handelsschiff um eine hohe Felsnase. Matt hielt unwillkürlich den Atem an. Gut zwei Kilometer weiter endete der natürliche Hafen. Auf grünem Grund sah er eine Ansammlung flacher Häuser in allen möglichen Farben, die kreuz und quer auf dem flachen Ufer standen.
    Aruula beschirmte ihre Augen. »Viele Menschen bewegen sich zwischen den Häusern, Maddrax. Ich glaube, sie tauschen Ware.«
    »Nichts Ungewöhnliches für eine Freihandelszone«, erwiderte Matt. Er konnte die Menschen noch nicht erkennen, weil er nicht annähernd die scharfen Augen seiner Geliebten besaß. Dafür bemerkte er rund zwei Dutzend Schiffe, die voraus im Uferwasser dümpelten.
    Käpt’n Borisov betätigte drei Mal eine Sirene, um sich anzukündigen. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen, das Matt an Hafenboote seiner Zeit erinnerte, pflanzte sich in der klaren Luft fort. Kurz darauf lösten sich einige der Boote vom Ufer und näherten sich der WELLENSPRINGER in beträchtlicher Geschwindigkeit.
    »Das sind ja Hovercrafts«, stellte Matt erstaunt fest, als die Boote auf schäumenden Wellenkämmen näher kamen. Sieben waren es, alle von unterschiedlicher Größe und Bauweise.
    »Sie sehen aus wie Rulfans Boot, nur kleiner«, sagte Aruula. Der Neo-Barbar und gute Freund hatte das Gefährt, die »Twilight of the Gods«, vor Jahren Professor Dr. Jacob Smythe abgenommen; er und Aruula waren einige Zeit damit unterwegs gewesen.
    Die wendigen Boote, die mit zahlreichen Umbauten und Eigenkonstruktionen modifiziert worden waren, umkreisten gleich darauf die WELLENSPRINGER. Kühn aussehende Männer standen an der Reling und winkten herüber. Das Boot, das der WELLENSPRINGER so nahe kam, dass Matt schon eine Kollision befürchtete und sich deswegen unwillkürlich an der Reling festkrallte, wurde von einer gut zwei Meter großen, massig wirkenden Frau gesteuert. Im letzten Moment riss sie das Steuer herum und verhinderte so gerade noch einen Zusammenstoß.
    Die WELLENSPRINGER begann im aufgewühlten Wasser zu schaukeln. Matt beobachtete die wilde Amazone fasziniert. Hüftlange, pechschwarze Haare hingen über ihren mächtigen Brüsten und verdeckten zum Teil die gekreuzten, voll aufmunitionierten Patronengurte, die sie über Brust und Schultern trug. Pullover und Hose, aus schneeweißen Fellen gefertigt, hüllten die Amazone ein, die die derben Gesichtszüge der Inuit trug, wie sich die Eskimos einst selbst genannt hatten. Da die Inuit aber in der Arktis zu Hause gewesen waren, nahm Matt an, dass die Vorfahren der Frau zu einer der zahlreichen internationalen Stationen gehört hatten, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor allem die antarktischen Küstenbereiche überzogen hatten. Die dunklen Flecken, die ihr ansonsten makellos weißes Outfit sprenkelten,

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