Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
sich ein mächtiges Hovercraft hervor. Auf einem etwa drei Meter breiten Luftkissen war eine gut doppelt so breite und lange Plattform montiert. Am vorderen Ende befand sich ein Steuerpult, das einer der Männer in Orange bediente, während sich an den Längsseiten zwei kleine Kräne mit schwenkbaren Armen erhoben.
    »Eine Hover-Transportplattform«, stellte Matt fest. »Wahnsinn. Meines Wissens waren die damals erst noch in der Planung.«
    Zwei Minuten später betrat Matthew Drax zum ersten Mal antarktisches Festland. Zusammen mit Aruula tauchte er ins bunte Gewimmel, über dem ein derart herrlicher Bratenduft schwebte, dass ihm unwillkürlich das Wasser im Mund zusammenlief. Ihre Waffen hatten sie schweren Herzens an Bord gelassen; wie Borisov bereits gesagt hatte, war Lanschie eine entmilitarisierte Zone.
    Fremde schienen hier nichts Ungewöhnliches zu sein, denn bis auf kurze musternde Blicke kümmerte sich niemand weiter um sie. Aruulas Körperbemalung, allerdings nur in ihrem Gesicht zu sehen, da sie den knielangen Mantel trug, zog dabei noch die größte Aufmerksamkeit auf sich.
    Matt sah geschätzte sechshundert Menschen aller möglichen Rassen und jede Menge Mischlinge. Von Nikolaus und Juri wusste er inzwischen, dass die Antarktis-Bewohner rund vierzig verschiedenen Nationen angehörten, dass es aber im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Vermischungen gekommen war. Selbst der Genpool der Briten war durch Blut von außen aufgefrischt worden, auch wenn sie sich laut Borisov als »absolut reinrassig« bezeichneten. Trotz aller Vermischungen waren die Menschen aber sehr nationalbewusst und stolz, der jeweils eigenen Nation anzugehören. Ein Umstand, der Nikolaus immer wieder beißenden Spott entlockt hatte.
    Lärm aller Art erfüllte Lanschie. Händler hinter langen Ständen boten lautstark, manchmal aggressiv ihre Waren an. Matt sah Stände, die sich unter Bergen von Tierfellen bogen. An anderen wurden fertige Textilien angeboten, Hemden, Hosen, lange Mäntel und sogar Unterwäsche. »Jetzt komm endlich weiter«, drängelte Matt ziemlich ungnädig und zupfte seine Begleiterin, die sich kaum von dem Stand mit buntem Muschelschmuck und glitzernden Perlen lösen konnte, am Ärmel.
    »Du kannst ja schon mal vorgehen«, erwiderte Aruula schnippisch und betrachtete in einem kunstvoll verzierten Spiegel die umgehängte, aus kleinen Muscheln bestehende Kette mit dem Anhänger, der eine Art geschnitzten Izeekepir darstellte. »Ich frage dann eben andere Männer, ob mir das steht oder nicht. Wenn du Sehnsucht nach mir hast, kannst du mich ja wieder hier abholen.«
    »Wir haben momentan ohnehin nichts zum Tauschen«, murmelte Matt, blieb aber bei ihr. Zwei Minuten später setzten sie dann doch ihren Weg fort. Nun war es Matt, der nicht mehr von einem großen Standkomplex direkt vor einer der orangenen Lagerhallen wegzubringen war. Denn dort stapelten sich elektronische und elektrische Bauteile aller Art. Ein paar konnte Matt zuordnen.
    Dass die Bewohner der Antarktis nicht nur um die Bedeutung derartiger Dinge wussten, sondern sie auch bedienen und anscheinend reparieren konnten, war für Matt eine deutliche Bestätigung dafür, dass hier die verdummende CF-Strahlung der Daa’muren tatsächlich niemals gewirkt und somit auch kein geistiger Bruch mit der Vergangenheit stattgefunden hatte.
    Umso unerklärlicher waren ihm die teilweise deutlich mutierten Meerestiere und -pflanzen. Da er sie in anderen Meeren noch nie gesehen hatte, schloss er die Möglichkeit einer »Einwanderung« so gut wie aus. In dieser Annahme bestärkten ihn die faustgroßen Fellkugeln, die durch ein fünf auf fünf Meter großes, einen Meter fünfzig hohes Terrarium mit Glasscheiben und einem Maschendrahtgitter oben drauf rollten. Die rund zwanzig Kugeln, alle in bräunlich grüner Farbe, besaßen jeweils ein zentrales Auge und ein kleines Maul darunter, das aber nur sichtbar wurde, wenn die Zunge hervor peitschte und eine der großen, grün schillernden Fliegen abschoss, die in der Terrariumlandschaft aus Felsen und Gesteinsbrocken herumsurrten. Vor allem die schnellen Richtungswechsel dieser Wesen, die sich über die Gesetze der Schwerkraft hinwegzusetzen schienen, verblüfften Matt über alle Maßen.
    Er dachte zuerst, dass es sich um ein mechanisches Spielzeug handelte, weil das Schließen des Augenlids langsam und damit künstlich wirkte. Vom Besitzer, der gutes Clark sprach, erfuhr er, dass es sich bei den Kugeln um »Rollmollys«

Weitere Kostenlose Bücher