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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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handelte, um lebende Wesen, die sehr gerne für die kleinen Kinder aller Nationen eingetauscht wurden. Fütterte man die Rollmollys mit diesen speziellen Fliegen, blieben sie gerne im Haus und erfreuten die Bewohner mit ihrem Rollen und einem unendlich traurig und sentimental wirkenden Blick.
    Die Rollmollys wurden in freier Wildbahn gefangen, was ziemlich gefährlich war, da sich die ausschließlich in der Nähe der »Barschbeißer« aufhielten. »Und die werden immer aggressiver und damit zu einem wachsenden Risiko für die Menschen«, erläuterte der Händler, der Matt und Aruula für Schelfländer hielt. »Deswegen wird es mit der Zeit immer weniger Rollmollys geben, weil nur noch die besten Jäger sie fangen können. Nehmt also welche, so lange sie noch erschwinglich sind.«
    Quadgroße Hovercrafts mit Stangenlenker fuhren zwischen den Ständen hin und her und transportierten in einer Art Korb, der vorne am Lenker hing, kleine silberne Päckchen. Die Piloten trugen das Orange der Hafenarbeiter, also handelte es sich wohl um Markt-Offizielle. Was sich in den Päckchen befand, erschloss sich Matt vorerst nicht. Die Händler, die die Päckchen erhielten, legten sie hinter sich ab.
    Obwohl es weite Flächen zwischen Häusern und Verkaufsständen gab, beobachteten Matt und Aruula eine Beinahekollision mit einem in kariertem Flanellhemd und Jeanshose daherkommenden Fußgänger. Im Genick baumelte, an einer bunten Schnur um den Hals, ein waschechter Stetson!
    Der Mann mit den weit hervorstehenden Glubschaugen in einem bleichen Gesicht, das fast schon an einen Nosfera erinnerte, fühlte sich über alle Maßen brüskiert und rannte wütend hinter dem Fahrer her. Eine lautstarke Auseinandersetzung entstand. Sofort bildete sich eine Menschentraube um die Szenerie. Auch Matt und Aruula schauten neugierig zu. Durch einige Zurufe fühlte sich der Fußgänger zum Weitermachen animiert, zumal er den Behelmten auf dem Quad um Haupteslänge überragte.
    »Glaubst du, du kannst hier harmlose Passanten über den Haufen fahren? Ihr Ausfahrer meint wohl, Lanschie gehört euch alleine, was? Sofort entschuldigst du dich bei mir, oder ich poliere dir die Fresse.«
    Matt lauschte fasziniert. Das »Clark« des Mannes wies zwar die gleichen grammatikalischen Eigenheiten auf wie das Borisovs – aber die Aussprache war waschechtes Amerikanisch, weit hinten in der Kehle gesprochen. Vermutlich hatte er einen der Clarkisten vor sich.
    Der Ausfahrer nahm den Helm ab – und entpuppte sich als Ausfahrerin. Denn ein junges hübsches Frauengesicht kam darunter zum Vorschein. Schwarze Glutaugen funkelten den Bleichen wütend an. »Ist doch nichts passiert, Mann. Warum machst du so einen Aufstand? Ich muss weiter, meine Sachen ausliefern.«
    »Erst nachdem du dich entschuldigt hast.«
    »Das tue ich garantiert nicht. Ihr Clarkisten glaubt wohl, jedem sagen zu können, was er zu tun hat. Aber nicht mit mir, klar?«
    In die Menge kam Bewegung. Mad Mary schob sich wie ein Eisbrecher durch die Gaffer und baute sich vor dem Bleichen auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Hast du ein Problem, Clarkist? Wenn ja, dann mach’s mit mir aus. Die junge Lady ist mit meinen gegrillten Robbenlendchen unterwegs. Auf die will ich nicht länger als unbedingt nötig warten, sonst werden sie kalt.«
    »Ist gut, Mad Mary«, murmelte der Bleiche und hob beschwichtigend die Arme. »Mit dir will ich keinen Streit. Dann lass dir’s eben schmecken, okee?« Unter hämischen Bemerkungen der Umstehenden trollte er sich wie ein geprügelter Hund.
    Vom Hafen her schwebte die Transportplattform an. Käpt’n Borisov stand neben gut zwei Dutzend mittelschweren Säcken, die die Plattform nur zu einem geringen Teil auslasteten. Der Pilot manövrierte das Fahrzeug unter allerlei Hupen und Schreien zu einer der Lagerhallen in Orange. Er sprang von der Plattform und schloss die Halle auf. Dann hängte er den Haken am Seil des Verladekrans in einen großen Griff. Der Pilot nickte und zog das mächtige Rolltor auf. Danach manövrierte er die Plattform ins Innere und entlud sie dort. Die Säcke verschwanden auf einer langen Reihe von Regalen, die zum Teil brechend voll waren. Borisov entlohnte ihn mit einem kleinen Säckchen.
    Matt und Aruula gesellten sich zu ihm. »Was war da drin?«, wollte Matt wissen.
    »Biotief. Das ist immer noch das beste Zahlungsmittel überhaupt. Deswegen behandeln mich die Arbeiter der Standortverwaltung Lanschie auch ein bisschen bevorzugt.« Er grinste.

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