Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2360 - Die zweite Welle

Titel: 2360 - Die zweite Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
malträtiert, wie in einem brennenden Gebäude gefangen, und fragte sich, ob es den 50.000 Globisten im Magellan-Stadion genauso erging.
    Unvermittelt musste er an die Terminale Kolonne denken, und ein verzehrender Hass breitete sich in ihm aus, eine Verbitterung, die er mit jeder Faser seines Herzens empfand und durchlebte. Hass auf die Traitanks, auf TRAITOR und die unerschöpfliche Militärmacht, die die Erde und die Wesen auf Terra belagerte...
    Nein, dachte er, dieser Gedanke war nicht von ungefähr gekommen. Er war ihm eingegeben worden und gleichzeitig auch allen anderen Terranern im Stadion.
    Konnte es sein...?
    In der Mitte des Stadions erhob sich das strahlende Kollektor-Korn, schwebte kurz dicht über dem Rasen, stieg dann noch höher und ging sacht wie eine Feder auf dem rubinroten Salkrit-Resonator nieder.
    In diesem Augenblick verschwand das Stadion um ihn mitsamt allen Menschen darin.
     
    *
     
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte Dr.
    Carapol auf den Turm, der sich stattdessen so nah vor ihm in einen mit grauschwarzen Wolken verhangenen Himmel reckte, dass er nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu berühren.
    Er legte den Kopf zurück und sah an dem Gebilde auf, konnte dessen Spitze aber nicht erkennen. Sie verschwand den Wolken, die von einem kräftigen Wind rasend schnell über den Himmel getrieben wurden.
    Carapol zuckte zusammen, als dicke Tropfen hart, fast schmerzhaft, auf seinen Overall schlugen. Instinktiv trat er näher an die Wand des riesigen Bauwerks heran, nur um sofort wieder einen Satz zurück zu machen.
    Eisige, unnatürliche Kälte schlug ihm entgegen.
    Er senkte den Blick, suchte nach den Fundamenten oder irgendwelchen anderen Überresten des Magellan-Stadion, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Da war lediglich die Säule des riesigen Turms, ein mächtiges, vergessenes Relikt einer anderen, längst vergangenen Zeit oder einer unvorstellbar fremden Welt, wie er plötzlich zu wissen glaubte. Von der Welt, die er kannte, war nicht das Geringste übrig .geblieben.
    Die Außenfläche des Gebildes bestand aus übermannsgroßen, kantigen Quadern aus einem unbekannten, undefinierbaren Material. Dr. Carapol streckte vorsichtig die Hand aus, berührte es erneut, aber nur ganz kurz. Die Substanz war noch immer kalt, unbeschreiblich kalt, und fast hatte er den Eindruck, die Quader und damit der Turm selbst bestünden aus verkörperlichter Kälte an sich ... was immer man sich auch darunter vorzustellen hatte.
    Der Hyperphysiker kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder, und das Bauwerk vor ihm war immer noch vorhanden.
    Nein, das war keine Einbildung, kein irrealer Effekt, wie der PTS - der Psychologische TANKSTELLEN-Schutz - ihn immer wieder als Warnung beschrieben hatte.
    Das war die Wirklichkeit...
    Er spürte einen brennenden Schmerz auf seiner Schulter und drehte den Kopf. Dort, wo die Regentropfen den Stoff seiner Montur berührt hatten, stiegen winzige, fast durchsichtige Rauchfäden empor.
    Säure ...?, dachte Carapol. Säureregen?
    Aus mehreren, aber immer übermannshoch liegenden Öffnungen in dem Gemäuer flackerte kaltes, blaurotes Licht. Es strahlte so intensiv und grell, dass es ihm in den Augen schmerzte. Carapol wandte den Blick wieder ab und sah sich um.
    In einiger Entfernung sah er einen weiteren, sich leicht verjüngenden Turm und schräg dahinter noch einen. Aus dieser Entfernung wirkten sie baufällig. Bei dem einen fehlte der obere Teil einer Seite, in dem anderen klafften mehrere große Lücken. Auch ihre oberen Enden konnte er nicht sehen. Sie ragten in die undurchdringliche Wolkendecke, aus der am Horizont unentwegt Blitze zuckten, ein Netzwerk aus ständigen Entladungen, die den Himmel jedoch kaum erhellen konnten.
    Mehrere Türme, die, stark beschädigt und kaum schmaler werdend, Hunderte von Metern hoch in den Himmel ragten. Hatte es so etwas nicht einmal in grauer Vorzeit im Sonnensystem gegeben? Er durchwühlte sein Gedächtnis und kam schließlich darauf.
    Neunturmanlage, dachte er, als er das Geräusch hörte.
    Oder besser gesagt die Geräusche. Zum einen schwere Schritte in einem schleppenden Rhythmus, zum anderen ein Klirren, Scharren und Wispern, so fremdartig, dass es ihm durch Mark und Bein ging und er es instinktiv als bedrohlich auffasste.
    Fieberhaft sah er sich wieder um und stellte fest, dass es in unmittelbarer Nähe einige Verstecke gab, Nischen im Gemäuer des Turms, die er wegen der unnatürlichen Kälte aber meiden wollte, oder

Weitere Kostenlose Bücher