2365 - Die Drokarnam-Sphäre
Außerdem finden wir eine nirgends verzeichnete PEW-Konzentration von mehreren Tonnen Gewicht."
Trim konnte eine bissige Bemerkung nicht unterdrücken. „Weitaus mehr Ansatzpunkte, als die Pessimisten unter uns zu hoffen wagten."
Startac stützte das Kinn auf den Handrücken. „Der Seitenhieb ist angekommen. Wir können gespannt sein, was ..." Er stockte mitten im Satz. Verwirrt drehte er den Kopf und schloss die Augen.
Die Hand, noch immer unter dem Kinn, ballte sich, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Was ist mit dir?"
„Ich kann Day-Drazin nicht mehr spüren."
„Er hat sich zurückgezogen?"
„Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass er seit einiger Zeit nicht mehr anwesend ist. Bis ... ja, bis wir die Zone der jungen Vegetation erreicht hatten, war er ständig um uns, wie er überall im Sonnendodekaeder anwesend ist."
„Aber nicht im Wald Endoi-Githon?"
Startac schüttelte kaum merklich den Kopf. Ihm war anzumerken, wie sehr er sich auf seine Para-Gabe als Kosmospürer konzentrierte. „Wir müssen zurückfliegen. Ich will wissen, ob es mit dem Wald zu tun hat oder ob ich Day-Drazin generell nicht mehr wahrnehmen kann. Vielleicht hat er sich komplett zurückgezogen?"
„Diese Frage ist eine kurze Verzögerung wert." Trim gab den Befehl an den Piloten weiter.
Der Shift gewann wieder einige Meter an Höhe und wendete. Nach einer Minute entspannte sich Startac sichtlich. „Ich spüre ihn wieder. Er ist besorgt und unruhig. Es gefällt ihm nicht, dass wir in den jungen Wald einfliegen."
„Den Gefallen, draußen zu bleiben, werden wir ihm dennoch nicht erweisen." Trim nahm erneut Kontakt mit dem Piloten auf. „Flieg zurück und lande bei der PEW-Konzentration."
Als sie Endoi-Githons Grenze wieder erreichten, teilte Startac mit, dass jegliche Ortung Day-Drazins mit einem Mal wie fortgewischt sei.
*
Captain Lucinda blickte auf die Anzeige seines Ortergeräts. „Das Zentrum der Explosion liegt ganz in der Nähe."
Sie waren inzwischen gelandet und standen vor einem kleinen Felsmassiv. Vom Shift hatten sie sich nur wenige Meter entfernt - das Vorankommen gestaltete sich in der dichten Vegetation schwierig. Zwar mochten die Pflanzen höchstens 14 Jahre alt sein, aber das hieß nicht, dass sie nicht hoch und dicht wucherten. Das Einsatzteam erkämpfte sich jeden Schritt mit Handstrahlern, die die Fauna zentimeterweise verdampften. „Unmittelbar bei der PEW-Ansammlung", ergänzte Lucinda. „Ob sie von dem Hypermineral ausging, kann ich nicht sagen. Wir sollten es uns vor Ort ansehen, und das heißt ..." Er hob die Rechte und wies auf das Felsmassiv. „... wir müssen dort hinein."
„Hinein?", wiederholte Julitha skeptisch. „Die Ortung liefert ein eindeutiges Ergebnis. Das PEW befindet sich in diesem Felsen. Eine derartige Anhäufung kann kaum natürlichen Ursprungs sein.
Das heißt, das Hypermineral wurde von Menschenhand dorthin gebracht. Oder wohl von Lemurerhand, um genau zu sein.
Ich hoffe, dass wir einen Tunnel finden, der in das Massiv führt."
Etwas übertönte erstmals die stete Geräuschkulisse aus dem Rauschen des Windes, dem Knarren von Ästen und den zwitschernden Vogelstimmen. Ein Laut, der Trim nur allzu bekannt vorkam; ein Keckern und Kreischen, das genauso klang wie jenes, das die Affenwesen vor Pon Afagum von sich gegeben hatten. „Wir bekommen Besuch", rief Frahen Tines. „Und wir wissen, dass diese Kreaturen groß und gefährlich sind."
„Groß ja", stimmte Trim zu, „aber nicht gefährlich. Sie haben uns nicht angegriffen, sondern nur beobachtet."
Tines stieß ein unwilliges Grollen aus. „Dann nennen wir es eben wehrhaft.
Jedenfalls müssen wir auf der Hut sein."
Lucinda schoss mit dem Handstrahler eine Schneise in die Vegetation. „Gehen wir weiter. Wenn wir einen Eingang in den Felsen finden, werden uns die Biester nicht folgen. Sie wollen nichts weiter als in Ruhe gelassen werden."
Obwohl bis zu dem steil aufragenden Steinmassiv nur etwa zwanzig Meter zurückzulegen waren, gestaltete sich der Weg als schweißtreibende Arbeit, was vor allem an der hohen Luftfeuchtigkeit lag, die für diese tropische Zone nahe dem Äquator typisch war. Die Strahler verdampften nicht alles rückstandslos; auf dem Boden blieben Schlingpflanzen zurück, die sich als Stolperfallen erwiesen.
Trims Fuß verfing sich, und er wäre gestürzt, wenn Julitha ihn nicht gestützt hätte.
Ihm kam es vor, als landeten mindestens eine Million Insekten auf seiner verschwitzten Haut
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