2365 - Die Drokarnam-Sphäre
umfassende Zerstörungen schließen."
Die Nachricht riss Trim endgültig aus den abschweifenden Gedanken. „Was soll das heißen?"
„Du solltest es dir mit eigenen Augen ansehen."
Trim verließ seinen Platz. Die anderen blieben zurück, weil das Cockpit neben dem Piloten nur einer weiteren Person Platz bot. Um es zu erreichen, musste Trim den Missionsraum verlassen, der gleichzeitig die einzige Aufenthaltsmöglichkeit für Passagiere bot.
Er quetschte sich zwischen technischen Aggregaten durch. Dieser Weg wurde normalerweise nur von Technikern betreten, die die Anlagen warteten oder reparierten. Trim widmete dem Verteilersystem des Sphärotraf-Energiespeichers nur deswegen seine Aufmerksamkeit, weil er mit dem Ärmel seines Einsatzanzugs daran hängen blieb.
Er befreite sich und betrat durch eine winzige Notfallluke das Cockpit. Ihm fiel der Name des Piloten nicht ein. Harel Merijan? Oder Morkan? Er konnte das Namensschild nicht lesen.
Der Pilot wiederum hatte mit derlei Erinnerungsschwierigkeiten nicht zu kämpfen. „Ich überspiele die Ortungsdaten auf den zweiten Bildschirm, Trim. Wir werden das Zielgebiet übrigens in genau sechs Minuten mit eigenen Augen zu sehen bekommen."
Der Monochrom-Mutant analysierte die Messdaten. „Demnach ist ein Teil dieses Waldes sehr jungen Ursprungs."
Der Pilot räusperte sich. Er trug die langen blonden Haare im Nacken zu einem Zopf gebunden. „Das meinte ich mit umfassenden Zerstörungen. Wenn in einem Gebiet von fast zehn Kilometern Durchmesser die Vegetation jung ist, heißt das doch, dass dort vor kurzem etwas vorgefallen ist."
„Eine logische Schlussfolgerung. Liegen bereits genaue Auswertungen' vor? Wie alt sind diese Pflanzen?"
„Ich wende aktive Tastung an." Der Pilot betätigte einige Schaltungen. „Schließlich gibt es keinen Grund, uns zu verbergen."
Dem konnte Trim nur zustimmen. Day-Drazin wusste aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin, wo sie sich befanden, und sonst brauchten sie niemanden zu fürchten.
Es gab ihres Wissens niemanden, der die Tastimpulse hätte anmessen können.
Einige Sekunden vergingen. Trim roch im engen Cockpit den Schweiß des Piloten.
Dann traf das Ergebnis ein. „Die ältesten Pflanzen in dem besagten Gebiet entstanden vor 14 Jahren."
Trim blickte den Piloten an. „Vor 14 Jahren. Das war 1331 NGZ."
Dieser verstand sofort. „Das Jahr des Hyperimpedanz-Schocks."
*
„Die Tastung hat noch mehr entdeckt", setzte Trim seine Begleiter kurz darauf im Missionsraum in Kenntnis. „In Endoi-Githon lagert eine gewaltige Konzentration von PEW-Metall, eine Masse von etlichen Tonnen. So viel ist an keinem anderen Ort innerhalb des Sonnentransmitters vereinigt."
Captain Lucinda trommelte mit den Fingern auf der Lehne seines Stuhls. „Das kann kein Zufall sein. Day-Drazin ist auf PEW angewiesen. Wir sind seinem Geheimnis auf der Spur."
Trim war geneigt, dieser Einschätzung zuzustimmen, wollte jedoch nicht zu viel Enthusiasmus zeigen. Es bestand noch immer die Möglichkeit, dass es sich um eine Verkettung von Zufällen handelte, die letztlich nichts mit ihrem Gegner zu tun hatten. „Diese Ballung ist in den offiziellen Karten der Lemurer nicht verzeichnet. Das ist alles, was wir in der Kürze der Zeit feststellen konnten, abgesehen davon, dass von der PEW-Konzentration keinerlei energetische Aktivität ausgeht. Ich habe den Piloten angewiesen, so nahe wie möglich zu landen. Einen besseren Ausgangspunkt für unsere Suche nach Day-Drazins Geheimnis werden wir nicht finden."
Der Shift ging in den Sinkflug über, was Trim dank gut funktionierender Andruckabsorber nur am Bildschirm der Außenbeobachtung bemerkte. Sie waren bislang in etwa fünfzig Metern Höhe geflogen.
Trim warf Julitha Brenn einen Blick zu.
Sie bemerkte es und las wohl die Besorgnis darin, denn sie erklärte unaufgefordert: „Ich kann nicht klagen. Mit einem ruhigen Flug habe ich keine Probleme, und im Gegensatz zum Anflug auf Pon Afagum herrscht diesmal ruhige Wetterlage."
„Fassen wir zusammen", forderte Startac. „Die Akte des Lemurers Inday Anuun-Drazin erhält den Hinweis, dass er sich möglicherweise in den Wald Endoi-Githon zurückgezogen habe. Kaum kommen wir dort an, entdecken wir, dass sich zur Zeit des Hyperimpedanz-Schocks eine gewaltige Explosion ereignete, die alle Vegetation im Umkreis von etlichen Kilometern auslöschte. Seitdem haben sich neue Bäume und Pflanzen gebildet, aber es bleibt die Frage, was diese Katastrophe auslöste.
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