Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auf dem Boden. Auch die Lemurer schienen es zu bemerken. Sie verstummten übergangslos, wichen dort zur Seite, wo die Aufladung am größten schien. Übergangslos materialisierte eine Gestalt.
    Sie entstand nicht, sondern war einfach da.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Die Männer und Frauen in meiner Nähe hielten den Atem an. Es handelte sich um eine insektoide Gestalt von ungefähr zweieinhalb Metern Größe. Ihre Konturen zeichneten sich scharf gegen die Umgebung ab. Dennoch schien ihr Körper unausgereift, ohne die nötige dreidimensionale Ausprägung.
    Eine Projektion!, stellte der Extrasinn fest.
    Ich zweifelte erst, schloss mich dann aber seiner Meinung an. Die Gestalt wirkte wie eine Rohprojektion aus einem Computer.
    Automatisch wartete ich darauf, dass sich der Körper mit Details füllte. „Ein Konvergenzlehrer", raunten Dutzende von Stimmen. „Er kommt vom Konvergenzberg zu uns."
    Ich spürte schwachen mentalen Druck, der sich auf mein Gemüt legte. Die Mentalstabilisierung blockte vermutlich einen Großteil des Einflusses ab. Die Lemurer spürten es stärker. Sie krümmten sich unter dem suggestiven Einfluss, der sich in ihre Bewusstseine schlich und sie beruhigte. Nach und nach entspannten sich ihre Körper, erlosch ihre Angriffslust.
    Vermutlich spülte der Einfluss auch die bösen Gedanken an die Bestien hinweg.
    Die Dorfbewohner zogen ab. Teilweise ließen sie die Werkzeuge und Waffen einfach fallen. Mit hängenden Köpfen - für Lemurer durchaus untypisch - verschwanden sie in den Gassen und Straßen. Nach einer Weile kehrte die übliche nächtliche Stille ein, wie ich sie aus Peltron kannte. Die letzten Fackeln zischten in den dafür vorgesehenen Wassereimern.
    Die Silhouette des Konvergenzlehrers hatte sich bis jetzt nicht bewegt. Sie ruhte auf der Stelle. Langsam ließ der suggestive Einfluss nach. Mitten in einem Lidschlag meiner Augen verschwand der Gestalt-Rohling so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Die elektrostatische Aufladung des Bodens hörte ebenso auf wie das Kribbeln in meinen Füßen. „Sie können jetzt aufstehen!", sagte ich und wandte mich dem liegenden Koloss zu.
     
    *
     
    Er hieß Elfah Komo und reiste an Bord des Haluterschiffs THARI. Mit anderen Worten, er gehörte zum KombiTrans-Geschwader. Ich hatte endlich die Spur gefunden, nach der ich von Anfang an gesucht hatte.
    Wir verließen das Dorf in der Richtung, aus der ich gekommen war. Wie vermutet war auch Komo in der freien Landschaft materialisiert und hatte sich über den merkwürdigen Zustand gewundert, der nie und nimmer etwas mit dem Tod zu tun haben konnte. „Ich habe von Anfang an versucht, etwas über meinen Aufenthaltsort herauszufinden", - berichtete der Haluter mit mühsam gedämpfter Stimme. „Vergeblich hielt ich nach Mitgliedern, unseres Geschwaders Ausschau. Überall, wo ich hinkam, begegnete man mir mit Wut und Rachsucht. Niemand fand sich bereit, mir eine meiner Fragen zu beantworten."
    „Hören Sie sich meinen Bericht an", sagte ich und erzählte, was ich in Peltron und bei den Mograks gehört hatte. Auch die Beobachtungen im Wrack gab ich an ihn weiter. Wenn zwei über denselben Informationsstand verfügten, verdoppelten sich die Chancen, das Wissen an Dritte weiterzugeben. „Ich danke Ihnen", sagte Elfah Komo, als ich fertig war. „Ich schlage vor, wir bleiben zusammen."
    „Das ist selbstverständlich."
    Der Haluter berichtete, was er über den Einsatz von Technik herausgefunden hatte.
    Weder Funk noch Flugaggregat seines Anzugs ließen sich sinnvoll einsetzen.
    Auch Orter und Taster funktionierten nur auf kurze Distanzen zuverlässig. Der Kombistrahler eignete sich nicht mehr als Waffe, sondern lieferte gerade mal so viel Hitze, um als Heizung zu dienen. .„Halten Sie sich fest, Atlan. Etwas wie eine energetische Dämpfung liegt über der Planetenoberfläche. Mit hoher Wahrscheinlichkeit umspannt sie den gesamten Planeten. Wer immer das Feld benutzt, legt keinen Wert auf Kontakt mit der Außenwelt."
    Ich hegte diesen Verdacht auch, hatte aber bisher keine Messergebnisse zur Verfügung gehabt.
    Vorsicht, die Lemurer kommen wieder aus ihren Löchern!, warnte der Extrasinn.
    Wir blieben stehen. „Warten Sie dort draußen bei meinem Reittier", flüsterte ich. „Ich sehe nach, was die Kerle planen."
    Diesmal erhellten nur wenige Fackeln das Dorf. Die Bewohner suchten den Rundbau im Zentrum auf, wo sie sich zu einer Aussprache trafen. Ich sah die Ältesten, auch hier mit langem weißem Haar

Weitere Kostenlose Bücher