2368 - Sonderschaltung Tanta
der ENTDECKER langsam in Bewegung setzte, rief ich die vorbereiteten Daten ab. Die VASCO DA GAMA raste auf das extern erstellte Kompensationsfeld zu, der Riesenring wuchs zu einer nicht mehr als Ganzes überschaubaren Erscheinung an - dann nahm uns das violette Wabern auf, und wir glitten in den Halbraum. Dunkle Schlieren und zerfaserte Wolken überzogen das von Rotnuancen bestimmte Bild in den Holos der Außenbeobachtung. Genau wie beim Linearflug war der Raumer Zentrum einer Blase mit normaler Raum-Zeit-Struktur im Sinne eines eigenständigen Miniaturuniversums.
Simulationsgrafiken wurden eingeblendet: Eine graue Verdichtung wuchs zu einer roten Kugel, bis sie das ganze Blickfeld bestimmte. Streifen und Girlanden in Orange und Gelb zogen wie die aufgewühlte Hochatmosphäre eines Gasriesen dahin. Turbulenzen, Wirbel und ausfransende Wolken vermittelten einen vagen Eindruck davon, welch gewaltige Kräfte zur permanenten Aufrechterhaltung der riesigen Halbraumblase notwendig waren. Orangefarben glühte ein riesiger Spitzkegel, der die Kugeloberfläche durchstieß und in einem pechschwarz klaffenden Spalt verschwand - es musste der Durchbruch der Sonnenzapfstrahlen sein.
Für die allgemeine Versorgung und insbesondere zur Aufrechterhaltung der Halbraumblase diente am Südpol der Stahlwelt der 40 Kilometer durchmessende Ring von insgesamt zwölf bis zu zehn Kilometer hohen Antennentürmen - aber auch das Pyramiden-Fünfeck am Nordpol konnte zur Sonnenzapfung genutzt werden.
Unvermittelt glitt die VASCO DA GAMA in den 100.000 Kilometer großen „Hohlraum". Beleuchtet von trübrotem Licht, wölbte sich uns die Oberfläche des 524-Kilometer-Planetoiden entgegen. „Bodenabstand hundert Kilometer; relative Eigenbewegung knapp achthundert Kilometer pro Stunde - Minimalfahrt.
Einschwenken in Orbit", meldete die ruhige Stimme des Kommandanten. „Kurs Äquator."
„Willkommen", erklang KHARAGS Stimme. „Folgen Sie dem Leitstrahl zu Landefeld Eins, der Endanflug erfolgt automatisch mit Traktorstrahlunterstützung ..."
Mansar runzelte die Stirn, und ich winkte beruhigend ab. Er nickte, doch ich sah dem Terraner an, dass er die Kontrolle über das Schiff nur ungern einem Fremdrechner überließ. Das Hauptholo zeigte inzwischen ein rötliches Wabern und Wallen in optisch unbestimmbarer Distanz, scheinbar zum Greifen nah, tatsächlich von der Oberfläche der Stahlwelt jedoch etwa 50.000 Kilometer entfernt. Weit unter uns blieben die fünf je 500 Meter hohen Pyramiden aus rotem Lemur-Metall zurück, die dunkelbraune Oberfläche zog vorüber. Große und kleine Krater wechselten einander ab, schroffe Gebirgsketten waren von Schluchten zerschnitten.
Ursprünglich ein Eisen-Nickel-Planetoid, war er von den Lemurern ausgehöhlt und komplett in eine technisierte Stahlwelt verwandelt worden. Die Außenschale rings um den Kernhohlraum war 200 Kilometer dick. Der Innenaufbau entsprach weitgehend dem von Temur-Station, der Steuerstation des Temur-Sonnentransmitters, und konnte durchaus als lemurische Standardbauweise angesehen werden. „Wir fliegen direkt bis zur Zentralkugel weiter", sagte ich. „Ezrach-Ringstadt ist aktiviert und steht zu Ihrer Verfügung."
Entlang des 1646 Kilometer messenden Äquatorumfangs waren insgesamt fünf je hundert Kilometer durchmessende Landefelder angeordnet, deren Mittelpunkt je knapp 320 Kilometer voneinander entfernt war. Umgeben von einem Aggregatwulst, reichten von hier aus die fünf Kilometer durchmessenden Hauptschächte bis hinab zur zentralen Hohlkugel.
Bald wurde der ENTDECKER vom Traktorstrahl erfasst, überquerte schließlich im Sinkflug die Landefeldperipherie in Form halbkugeliger Dockbuchten, deren Werftanlagen für Raumer bis zu 1800 Metern Durchmesser ausgelegt waren, und dann nach der Abbremsung auch den inneren Landefeldring, der als normaler Raumhafen gestaltet war. Der Fünfkilometerschacht als perspektivisch verengte Röhre war von Leuchtbändern erhellt. Die Riesenschotten von Dutzenden Tiefetagen glitten vorüber, während wir in die Tiefe sanken.
Ich wusste, dass es bis zu sieben Kilometer hohe Hallen mit Hangar-, Werft- und Fabrikanlagen gab, die unter anderem auch dem Prototypenbau gedient hatten.
Großtransmitterverbindungen hatten für die Materialzufuhr gesorgt. Im Bereich der Außenschale befanden sich darüber hinaus die gewaltigen Projektoren für die Halbraumblase, es gab riesige Masse-Energie-Pendler für die Rohstofferzeugung aus Zapfstrahlenergie, riesige
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