2368 - Sonderschaltung Tanta
dessen Orbit ZEUT kreiste, diente genau wie bereits bei den Lemurern als „Wohnwelt", während die Stahlwelt intensiv erkundet wurde. Insgesamt gab es genügend zu tun und zu erforschen, um Jahrzehnte beschäftigt zu sein...
Von dem umgebenden Kugelsternhaufen ganz zu schweigen, dachte ich. Aus den lemurischen Aufzeichnungen ist bekannt, dass Omega Centauri vor allem im Kernbereich viele und reichhaltige Fundstätten von Rohstoffen allgemein und insbesondere aller Arten von Hyperkristallen aufweist.
Erinnert an die Monde Schemmens, die auf eine Tonne Abraum bis zu fünf Gramm hochwertiger Schwingquarze des ganzen Spektrums liefern; die Fundstätten gelten als nahezu unerschöpflich. Angeblich wirkt die hohe Konzentration sogar als Kristallisationskern für das Entstehen der pseudostofflichen Hyperbarie-Fluktuationen, die künstlich nicht synthetisiert werden können. Im Falle von Omega Centauri unter den neuen Bedingungen eine wahre Fundgrube!
Sei es, weil diese Welten und Monde bereits für den Urschwarm so ausgewählt und künstlich platziert worden waren, sei es, weil die extremen Bedingungen insbesondere für die Hyperkristalle quasi als „Hyperbrüter" fungierten und hierbei ständig für Nachschub sorgten - fest stand, dass bislang nicht einmal ein Bruchteil erforscht wurde.
Aus Nevus' Erinnerungen kannte ich eine ganze Reihe von Welten, die vor mehr als 55.000 Jahren von den Lemurern als „Schürfstätten" genutzt wurden. Unter anderem wurden seinerzeit sogar einige kleinere Fundstätten von Drokarnam aufgetan, aber auch solche von Ynkelonium, CV-Embinium und sogar Eclisse.
Wie bereits beim ersten Aufenthalt gab es immer wieder merkwürdige Hinweise auf eine ominöse Sonderschaltung Tanta, ohne dass wir mehr über Natur, Inhalt oder Zweck erfuhren. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Hinweise bis auf Weiteres zu ignorieren. Bald machten die ersten launigen Witze die Runde; jedes ungelöste Problem drohte mit „hängt sicher mit Sonderschaltung Tanta zusammen" umschrieben zu werden.
Tag für Tag änderten sich zwar die Werte der Synchronisation, doch sie blieben auf den Bereich hinter dem Komma beschränkt. Es dauerte alles seine Zeit: Noch so große Ungeduld half nicht, sondern wirkte eher negativ auf die Motivation. Da unter den der- zeitigen Voraussetzungen meine Anwesenheit als Hochrang-Bevollmächtigter nicht dringend erforderlich war, brach ich schließlich in Abstimmung mit Perry am 3. Dezember 1343 NGZ an Bord der VERACRUZ zur Charon-Wolke auf - nicht zuletzt, weil sich dort das von Gon-Orbhon erwähnte Salkrit befinden sollte.
Deutlich klangen mir Gon-Orbhons Worte in den Ohren: „Dort haben wir früher ein Hypermaterial namens Salkrit gewonnen, das nach der Hyperimpedanz-Erhöhung von höchstem Interesse sein könnte. Ich weiß, welche Probleme ihr mit den bekannten Hyperkristallen habt. Doch solange kein Kontakt mit den Charonii hergestellt werden kann, erübrigt sich das Thema von selbst."
Als ich am 6. Januar 1344 NGZ bei der Charon-Wolke eintraf, ahnte ich natürlich nicht, dass es ein „längerer Aufenthalt" werden sollte und sich durch das Auftauchen der Terminalen Kolonne TRAITOR alles änderte...
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TRAITOR hat unsere ursprüngliche Planung selbstverständlich „modifiziert".
Ziel von KombiTrans ist es aber weiterhin, das Kharag-Sonnendodekaeder in Betrieb zu nehmen.
Omega Centauri soll der Ausgangspunkt der Transmitterstrecke nach Hangay sein, wenngleich alle weiteren Stationen je nach örtlichen Gegebenheiten ausgewählt werden müssen. Da es jedoch keinen Sonnentransmitter gibt, der direkt bis nach Hangay reicht - zur Zeit der Lemurer existierte Hangay schließlich noch nicht im Standarduniversum -, wird der Rest-Anteil der Strecke mit Lineartriebwerken bewältigt werden müssen. So unser Plan.
Kombi Trans markiert den ersten und bisher einzigen Versuch der Vorwärtsverteidigung gegen die Terminale Kolonne TRAITOR: Sobald die ersten Raumschiffe die Transmitterstrecke passieren und Hangay erreichen können, kann - zumindest theoretisch - das Übel in Gestalt der Negasphäre angegangen werden. Voraussetzung ist allerdings, dass es gelingt, in Hangay die von ARCHETIM überlieferte Retroversion zu „reproduzieren" - von allen möglichen sonstigen Unwägbarkeiten und Risiken mal ganz abgesehen..
4.
Tellox 1
23. November 1345 NGZ
Unter dem fahlrötlichen Himmel reichte der Blick vom Grat des Gipfelkraters über die zerschundenen Abhänge zu der
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