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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es gerade noch rechtzeitig in den Rundsaal. Während sie sich setzten, betrat Dong sein Schwebepult, aktivierte es und ließ sich nach oben hin wegtreiben.
    Dong, der Stinkende. Jener Lehrer, dessen Geruch er am meisten verabscheute.
    Aheun fühlte die zornigen Blicke des Ordenspriesters auf sich ruhen. Kaum einer der älteren Priester mochte ihn. Seit seinem Eintritt in die Schule vor sechs Jahren hatte er seinen Ruf als behäbiger, denkfauler Eleve weg. „Nachdem wir nun endlich alle zur Ruhe gekommen sind", begann Achwelatze Dong mit dünner Stimme seinen Vortrag, „beschäftigen wir uns mit einem Einblick in das politische und formale Wesen des Quartier Lemurica. Ihr wisst, wer eure Eltern sind?"
    „Nein!", antworteten alle Jugendlichen gelangweilt im Chor. Diese Frage stand zu Beginn jeder Unterrichtsstunde. „Die Priesterschaft gehorcht dem Radialen Privileg. Wer als Kleinkind ins Quartier Lemurica berufen wird, erhält ein Wohnrecht, das erst mit dem Tod endet. Es ist Priestern und Adepten nicht erlaubt, Bindungen in der Welt außerhalb des Quartier Lemurica zu suchen."
    „So ist es", fuhr Dong rituell fort. „Denn Bindungen schaffen Abhängigkeiten. Sie erinnern uns an Dinge, die wir hinter uns gelassen haben und mit denen wir uns niemals wieder beschäftigen dürfen."
    Wenn bloß die Schmerzen in Aheuns Magen nicht gewesen wären! Er vermochte sich kaum zu konzentrieren. Es grummelte und krachte in seiner Leibesmitte, als käme ihm das Essen jeden Moment wieder hoch. „... wird wo gespeichert, Adept Arcalotz?"
    Er schreckte auf, blickte Dong ratlos an.
    Wie so oft war er viel zu tief in seinen Gedanken versunken gewesen und hatte nichts von den Worten des Lehrers mitbekommen. „Ich weiß es nicht", antwortete er kleinlaut und zog die Schultern ein. „Wie so oft hat unser kleiner Freund nicht aufgepasst", sagte der Lehrer und zog mit dem Streichelstock über seinen Halsansatz.
    Das mit Chemikalien versetzte Stück Metall hinterließ einen widerlichen Juckreiz, der sich im Laufe der nächsten Stunde immer weiter steigern würde. „Kannst du uns diese Frage beantworten, Adeptin Matmu?", wandte sich Dong an Aheuns Freundin.
    Sie sprang auf und antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Mit dem Eintritt in die Priesterschaft wird ein kleiner Eingriff an den Adepten vorgenommen. Wir werden sterilisiert, die Trennung zum Leben unserer biologischen Eltern damit endgültig vollzogen. Die frühere Identität wird aus allen Berichten gelöscht. Für die raphanische Bevölkerung endet mit diesen Augenblicken unsere Existenz. Sie bleibt lediglich im Ordin-Rechner gespeichert."
    „Und warum ist das so?", bohrte Dong nach. „Die Zahl der Priester soll stets auf dem gleichen Stand gehalten werden", leierte ein weiterer Schüler, auf den der Lehrer deutete, herunter. Natürlich war es Pif Kinz, der Streber. „Quartier Lemurica muss frei vom Problem überbordenden Kinderreichtums gehalten werden. Unsere Konzentration gilt zur Gänze der Aufrechterhaltung der Justierungsstation Nagigal. Denn von hier aus wurde einst der Sonnentransmitter geschaltet. Und dem Sonnentransmitter verdanken wir Raphanen unsere Existenz."
    „Richtig." Dong ließ sein Schwebepult noch weiter nach oben treiben. „Bis auf ein paar unrühmliche Ausnahmen wisst ihr also über die primäre Aufgabe der Priesterschaft Bescheid", wehte die Stimme des Lehrers leise zu ihnen herab. „Es wird Zeit, dass ihr Näheres über die Hintergründe der Kernsätze unserer Gemeinschaft erfahrt."
    Tatsächlich? Aheun blickte seine Sitznachbarin erstaunt an. Gemurmel wurde in der Klasse laut. Bislang hatten sich die Priester lediglich in dogmatischen Allgemeinplätzen verloren und nichts über die wahren Hintergründe ihrer aller Heimat verlautbaren lassen. Und jetzt, auf einmal ...
    „Au! Verdammt!" Aheun hielt sich den Magen. Der Schmerz wurde immer stärker. „Ist es denn mein Schicksal, andauernd von dir gestört und unterbrochen zu werden?", fragte Achwelatze Dong seufzend. Er schwebte herab, ging nun fast auf Augenhöhe mit Aheun. „Mir geht's nicht gut, Lehrer ..."
    Ein prüfender Blick traf ihn. Dann schwieg Dong. Lange, fast zulange, während Aheuns Magen vor Schmerz zu explodieren drohte. „Bringt ihn in die Krankenstation", sagte der Lehrer schließlich. „Mir scheint, unser fülliger Freund simuliert ausnahmsweise nicht ..."
    Aheuns Gehör versagte. Der Raum drehte sich um ihn. Er fühlte, wie seine Beine nachgaben, wie er langsam zu Boden

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