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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rutschte. Dann war nichts mehr.
     
    5.
     
    „Na - wieder unter den Lebenden?"
    Calazi Matmu grinste ihn an. Ihre rötlich glänzende Haut war von einem dünnen Schweißfilm überzogen. „Wo bin ich?"
    Aheuns Stimme klang seltsam belegt. Er wollte sich aufrichten, fand aber nicht einmal die notwendige Kraft, seinen Hals zu drehen. „Wir sind im Hitzezimmer der Krankenstation", antwortete das Mädchen. „Dir ging's ein paar Tage lang nicht besonders gut."
    „Hitzezimmer?" Aheuns Gedanken rasten. „Eine Vergiftung? Etwa ..."
    Sie legte. ihm einen Finger auf die Lippen. „Du solltest noch nicht reden. Dein Metabolismus ist nach wie vor geschwächt. Ja, es war Arkansua. Ein Darminfekt, fast tödlich." Arkansua.
    Mühselig kramte Aheun all sein Wissen über diesen viralen Infekt zusammen, der völlig geruchlos war und meist in Verbindung mit Essen verabreicht würde.
    Das Zeug war in der Schülerschaft besonders beliebt, um unliebsame Nebenbuhler rasch und effizient auszuschalten.
    Aber wer wollte ihm etwas antun? Er hatte sich niemals in die Graben- und Positionskämpfe jener eingemischt, die im Konvent der Priesterschaft Karriere machen wollten. Die wenigen Avancen, die ihm von diversen Gruppierungen gemacht worden waren, hatte er geflissentlich missachtet.
    War vielleicht seine ablehnende Haltung Grund genüg gewesen, ihn beseitigen zu wollen? Oder steckte mehr dahinter?
    Er fühlte einen neuerlichen Hitzeschub.
    Die Temperatur in der Kammer musste in unregelmäßigen Abständen erhöht und gesenkt werden, um das temperaturempfindliche Virus in seinen Gedärmen abzutöten. Es würde Wochen dauern, bis er als vollends geheilt gelten würde. Wochen, in denen sein Metabolismus gegen den viralen Feind einen schmerzhaften Kampf auszutragen hatte. „Ich verlasse dich jetzt", sagte Calazi. „Ich werde dich so oft wie möglich besuchen kommen."
    Sie streichelte über sein Gesicht, drehte sich um, entschwand aus seinem Gesichtsfeld. „Danke", hörte er das Mädchen leise sagen.
    Warum? Er grübelte darüber, während ihm die Hitze den Schweiß aus den Poren trieb und das Virus in seinem Magen erneut zu toben begann. Als ihn neuerliche Dunkelheit umfing, begann er endlich zu verstehen.
    Er hatte unter anderem Calazis Mahlzeit zu sich genommen. Das Arkansua-Virus war möglicherweise für sie bestimmt gewesen.
     
    *
     
    Aheun hatte in der Tat wochenlange Qualen zu erdulden. Er musste seinen Körper mit Unmengen Flüssigkeit durchspülen, blieb beständig an einen Hochleistungskatheter angeschlossen und erhielt von einem seelenlosen Medo-Robtrix zahllose Injektionen unter die Augenlider oder die Fingernägel.
    Dunstwolken durchzogen das kleine Zimmer, scharfe Dämpfe reizten Hals und Lungen. Nahrung wurde ihm intravenös verabreicht, mehrere Stunden des Tages verbrachte er in Heilflüssigkeiten, die den Schmerz seiner Hitzenarben und -blasen abschwächen sollten.
    Endlich wurden die Temperaturen auf ein vernünftiges Maß zurückgedreht. Die Sicht wurde klarer, der nervige Medo-Robtrix schaltete sich ab und überprüfte bloß noch von Zeit zu Zeit Aheuns Vitalfunktionen. „Öffne das Fenster!", bat der Adept schließlich.
    Zu seiner Verwunderung gehorchte der Robtrix. Er klopfte mit einem kleinen Fingerhämmerchen an das Cyclo-Material.
    Das Fenster zerfiel geräuschlos in Myriaden winzigster Teilchen, die augenblicklich von einem Filter abgesaugt und einer Wiederverwertung zugeführt wurden.
    Mühsam stützte sich Aheun auf seine Unterarme und blickte hinaus. Er sah verschwommen. Sein Augenlicht schien, nachdem es all diesen seltsamen Dämpfen ausgesetzt gewesen war, noch nicht vollständig wiederhergestellt zu sein.
    Aber er könnte die Frische der Frühlingsluft riechen. Seine Nase hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
    Er roch Gras, das frisch gemäht worden war. Den Duft blühender Openakbäume, deren Früchte die Basis für einen herrlichen Salat ergaben. Den säuerlich ätzenden Gestank der Federnickel; kopfgroßer Nager, die als der größte Feind der Ernte-Robtrix in den weitläufigen Besitzungen der Priesterschaft ihr Unwesen trieben.
    Und was war das? Dieser nussige und erdige Duft, der über allen anderen Gerüchen thronte? Hatte er etwa das Aufblühen des Zirbelkrautes verpasst?
    Hatte er tatsächlich mehr als 60 Tage hier in der Krankenstation verbracht?
    Er hob sich mühselig aus dem Bett, stützte sich schwer auf die bereitstehenden Presskrücken. Sie schoben ihn vorwärts, auf das Fenster zu.
    Die

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