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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sorgte für notwendige Entspannung.
    Tagtäglich wurde ihnen viel abverlangt.
    Der Leistungsdruck wurde nun, zum Ende der Schulzeit hin, immergrößer. Um einer Überlastung entgegenzuwirken, erhielten die Eleven bereits ab einem Alter von 13 Jahren die Möglichkeit, während diverser Ferienlager und „Spielwochen" zwischenraphanische Beziehungen zu durchleben.
    Aheun erinnerte sich nur allzu gut an seine ersten Erfahrungen während eines Zeltlagers nahe dem Frin-See. Ein zwei Jahre älterer Junge hatte ihn verführen wollen; es hatte allerdings nicht so richtig geklappt. Bei den beiden Mädchen hingegen, die ihn kurz darauf in die Mangel genommen hatten, hatten all seine Sinne perfekt angesprochen. Heute noch erinnerte er sich an den Geruch seiner beiden Bettgespielinnen, an den Duft ihrer Haare und ihrer parfümierten Leiber.
    Die Priesterlehrer hatten währenddessen an den Lagerfeuern gesessen und sich um nichts gekümmert. Aheun hegte damals wie heute gegen manche von ihnen den Verdacht, ebenfalls verbotenem Tun zu frönen.
    Verbotenem Tun? Nun - das stimmte nicht.
    Jene moralischen Vorstellungen der Raphanen, wie sie in den Trivid-Shows der Stadt Adur Bravuna vermittelt wurden, galten für die Priesterschaft nicht. Das Privileg des Radialen Raums und ihrer aller Sterilität erlaubte es den Bewohnern des Quartier Lemurica, was auch immer mit wem auch immer zu tun. „Kommst du nun mit oder nicht?", fragte Calazi ungeduldig. „Muss ich ja wohl", antwortete Aheun widerwillig.
    Calazi nickte ihm freudestrahlend zu und verließ sein Studierzimmer.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich mit einem allerletzten Stückchen Kuchen zu trösten. „Solange die Station überdauert", so lautete die Überlieferung, „werden die Schwarzen Bestien aus dem Nagigal-System ferngehalten."
    Während sie dem Gang hinab in das Unbekannte folgten, dachte Aheun an die Protokolle der Gründerzeit. In ihnen fand sich jene sattsam bekannte Passage, die auch hier, entlang des Mauerwerks, in seltsam verschlungenen Schriftzeichen schwach auf sie herableuchtete: „Von der Dreifachsonne werden Schwarze Bestien kommen, die den Raphanen die Augen blenden, ihre Glieder brechen, die Raumschiffe in den Hyperraum schleudern und schließlich das Volk vernichten werden, bis auf das letzte Kind."
    „Schaurig", murmelte ex. „Eher schaurigschön", sagte Calazi Matmu. Sie marschierte tapfer vorneweg, Aheun und der Rest der kleinen Gruppe hinterher. „Wie lange hier wohl schon niemand mehr war?", fragte Cypher Tempf. Er war ein kräftig gebauter, aber nicht besonders gescheiter Raphane. Immerhin brachte er ausreichend Intelligenz mit, sich hauptsächlich im Dunstkreis Calazis zu bewegen; wohl in der Hoffnung, eines Tages; wenn sie in den Kreis der Ordin-Priester aufgenommen werden würde, ein paar Brosamen ihres Erfolgs abzubekommen. Cypher war nicht der Einzige, der so dachte. Alle Jungs und Mädchen jener neunköpfigen Gruppe, die sich durch den schmalen Servicegang hier herabgewagt hatte, umschwärmten Calazi wie Fliegen das Licht.
    Fast alle, dachte sich Aheun. Mich hat sie erpresst, das gemeine Luder „Generationen von Priester-Adepten haben sich hier herabgeschlichen", sagte Calazi zu ihrer aller Überraschung. „Glaubt ihr denn, ich hätte den Zutritt zum Geheimgang allein gefunden? - Nein.
    Während meiner ersten Schulwochen hat mich einer der Älteren eingeweiht. Das ist so eine Art Tradition unter den Schülern.
    Auch wir sind verpflichtet, unser Wissen an die nächste Generation weiterzugeben.
    Selbst die Lehrer waren während ihrer Studienzeit hier unten. Seht ihr dieses Zeichen?"
    Calazi hielt ihren Lichtstecher gegen eine kleine Vertiefung im schwach reflektierenden Metall der Wände. „Könnt ihr die Buchstaben erkennen, die hier eingeritzt wurden?"
    Aheun rückte näher, betrachtete die beiden ineinander verschlungenen Buchstäben. „A und D", las er laut vor. „Achwelatze Dong", sagte Calazi triumphierend. „Heutzutage honoriger Priester für Ordenskunde, vor dreißig oder vierzig Jahren ein ebenso neugieriger Schüler wie wir."
    „Das lässt ihn fast raphanisch wirken", murmelte Aheun, „aber nur fast."
    Ein paar seiner Begleiter lachten. Es klang gekünstelt und nervös. „Weiter jetzt!", befahl Calazi. Neuerlich marschierte sie vorneweg. „Ich habe gerüchteweise gehört, dass die unterirdischen Anlagen weit ausgedehnter sein sollen als jene der drei Pyramiden selbst"; meldete sich eine piepsige Stimme zu Wort. Sie

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