2369 - Quartier Lemurica
entbehrungsreiches karges Leben hier im Schattenreich."
(Achnia dem Weinen nah, Oveniu müde, aber entschlossen wirkend. Zusammengepresster Mund, scharfer Blick. Deutlich machen: Er hat nichts von seiner Kraft verloren, nichts kann ihn beugen.)
„Dann werde ich eben zusätzliche Kurzschichten in den Cyclo-Fabriken fahren, Achnia. Zigzig benötigt unsere Hilfe."
(Oveniu streichelt Achnia übers Haar, atmet tief durch, wirft sich in Pose.)
„Erinnere dich an unseren Schwur: Nichts und niemand wird uns jemals auseinanderbringen, Geliebte. Wir sind eine Familie. Wir stehen zusammen, wir gehen gemeinsam durch dick und dünn."
(Achnia lehnt sich an seine Brust und zeigt ein zufriedenes, glückliches Lächeln. Und achtet darauf, dass die Alte diesmal bei den Aufnahmen nicht besoffen ist. Sonst schreib ich sie aus dem Skript.)
Kinder des Glücks, Folge 548, 29. Szene
7.
„Woher wusstest du es?", fragte ihn Dong und noch einmal, laut brüllend: „Woher wusstest du es?!"
„Der Gestank", wiederholte Aheun lapidar. „Er warnte mich."
„Ich glaube dir nicht! Was willst du gerochen haben?"
„Ich kann es nicht in Worte fassen. Es war ... es war ..."
Der Geruch des Todes, dachte er sich.
Aber er wagte es nicht auszusprechen. Die Priester würden ihn augenblicklich für verrückt erklären. Ihn schlagen, zu den Prüfungen nicht antreten lassen und möglicherweise sogar aus dem Paradies des Quartier Lemurica vertreiben.
„Ich hatte einfach nur noch Angst", sagte Aheun schließlich. „Die Räumlichkeiten wurden mir immer unheimlicher, die Wände rückten auf mich zu, alles um mich herum verschwamm, ich konnte nicht mehr atmen."
„Klaustrophobie", sagte Dong nach geraumer Zeit und wandte sich ab. „Ja, das passt zu dir, du kleiner, erbärmlicher Jammerlappen. Mich wundert, dass du es überhaupt so weit hinabgeschafft hast.
Calazi muss dich bedroht oder bestochen haben." Er seufzte laut auf. „Du kannst gehen, Aheun."
Der Adept erhob sich und verließ den kahlen Raum. in dem er die letzten Stunden verbracht hatte, den ermüdenden Fragen mehrerer Mitglieder der Lehrerschaft ausgesetzt.
Er marschierte endlose Gänge entlang, die ihm mit einem Mal öde und leer vorkamen.
Automatisch grüßte er die ihm entgegenkommenden Priester, achtete aber nicht weiter auf sie. Er wollte Ruhe haben, wollte bloß noch schlafen und vergessen.
Er desaktivierte mit dem Daumen den Verschlusskode seines Quartiers, warf sich aufs Bett, schloss die Augen. „Und?", fragte ihn eine wohlbekannte Stimme.
Aheun schreckte hoch. „Calazi? Wie kommst du hier herein?"
„Du hast deiner Verschlussautomatik eine Zugriffsberechtigung für mich gegeben; schon vergessen?" Sie hockte sich neben ihm aufs Bett und legte. ihm schwer die Hand auf die Schulter. „Jetzt erzähl schon: Was haben sie aus dir raus gequetscht?"
„Was sollte ich ihnen schon sagen? Du weißt, dass ich mich auf mein Gefühl verließ und verdammte Angst hatte. Ich verstehe bloß nicht, warum mich die Lehrer so einfach laufen ließen."
„Weil es sie im Prinzip gar nicht interessiert, was geschehen ist. Die Priester wissen, dass sich unter uns unbekanntes Gebiet befindet. Nicht mehr und nicht weniger. Die Ordin-Priester mögen die Wahrheit kennen, aber sie hüllen sich in Schweigen. Vielleicht hat es auch schon früher Opfer gegeben, von denen wir nichts wissen." Sie machte eine kurze Pause, schien zu überlegen, ballte schließlich die Hände zu Fäusten. „Eines Tages werde ich selbst den Ordin-Talar tragen. Dann bringe ich in Erfahrung, was man vor uns verbirgt."
Aheun schielte auf die Reste des Kuchens.
Sie mochten schrumpelig sein und vielleicht nicht mehr allzu wohlschmeckend, aber immerhin... „Du hast dich bewährt", sagte Calazi und streichelte ihm sanft übers Haar. „Cypher war ein unvorsichtiger Idiot, der sein Schicksal herausforderte. Ich hatte alle gewarnt, keine Risiken einzugehen."
Sie transpirierte plötzlich, strömte eine Mischung ihm nur allzu gut bekannter Gerüche aus. Da war aufwallendes Verlangen, da waren Gier und Lust. „Ich denke, du hast eine Belohnung verdient."
Calazi setzte sich auf seinen Schoß, streichelte ihm zärtlich über Schultern und Rücken. „Brauchst du nicht auch ein wenig Entspannung?"
„Na ja..."
Sie küsste Aheun, drängte sich näher an ihn, zog ihn aus, legte ihn flach aufs Bett.
Er gab sich Calazis ungezügelter Leidenschaft hin, während er an all die ungelösten Geheimnisse in den unterirdischen
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