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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fragen beantworten zu können."
    Calazi zog ihre ID-Karte zurück, blickte sich für einen Moment ratlos um, dann blieb ihr Blick auf Aheun haften. „Bring deinen Roller hierher! Ich will augenblicklich eine Verbindung zum Rat."
    In dieser heiklen Situation wollte sie ausgerechnet mit Kenton Self verhandeln?
    Was hatte sie vor?
    Schweißüberströmt machte sich Aheun auf den Weg und holte das vor der Pyramide geparkte Fahrzeug herbei. Die Nutzung des Rollers kam ihm in diesen Hallen wie ein Sakrileg vor; doch er verweigerte jeglichen Gedanken an die möglichen Konsequenzen seines Vorgehens.
    Calazi kalibrierte geübt die Direktfrequenz und stellte mit wenigen Handgriffen die Verbindung zum weltlichen Lenker des raphanischen Reiches her. „Welch unerwartete Überraschung", sagte Kenton Self mit einem knappen Lächeln. „Meine liebste Ordin-Priesterin wünscht mich zu sprechen?"
    „Jetzt ist keine Zeit für Nettigkeiten."
    Calazi kniff die Augen zusammen. „Wir stehen unmittelbar vor einer ausgewachsenen Krise."
    „Wir? Du meinst wohl die Priesterschaft des Quartier Lemurica."
    „Nein, Kenton." Die Oberste Ordinalin atmete tief durch., „Ich rede vom gesamten raphanischen Staat. Denn ich befürchte, dass eine uralte Legende wahr wird."
    „Du sprichst in Rätseln, Calazi."
    „Die Stimme, die du im Hintergrund hörst, kündet vom Auftauchen eines furchtbaren Feindes." Sie schloss ihre Augen und intonierte mit monotoner Stimme jene Worte, die jeder Raphane auswendig kannte: „... denn von der Dreifachsonne werden Schwarze Bestien kommen, die den Raphanen die Augen blenden, ihre Glieder brechen, die Raumschiffe in den Hyperraum schleudern und schließlich das Volk vernichten werden ... Erinnerst du dich?"
    „Selbstverständlich. An ein Ammenmärchen für kleine Kinder, die nicht schlafen gehen wollen."
    Aheun konnte sehen, wie es um Kenton Selfs Mundwinkel zuckte. Er fühlte sich bei weitem nicht so sicher, wie er sich der Obersten Ordinalin gegenüber gab. „Dies ist die geheiligte Stimme im Konvent des Ordins!", log Calazi. „Sie kündet die Wahrheit. Die Schwarzen Bestien werden kommen; ihr und wir müssen zusammenarbeiten ..."
    „Lächerlich!", schmetterte Kenton Self sie hohntriefend ab. „Ich weiß nicht, welch seltsames Spiel du heute treibst, Priesterin.
    Aber der Rat der Raphanen wird sich hüten, in irgendwelche Vorgänge einzugreifen, die das Quartier Lemurica betreffen. Und versuche nur ja nicht, uns in irgendwelche Graben- kämpfe deines Vereins mit einzubeziehen. Ist es denn nicht die absolute Autonomie, die du stets für deinesgleichen beanspruchtest? Die Nichteinmischung des Rats, gestützt durch eure Raketenwerfer? Nun hast du die Gelegenheit, deine stolzen Worte einem Praxistest zu unterziehen."
    Er nickte Calazi kurz zu und unterbrach die Verbindung."
    Was nun, teure Freundin?, fragte Aheun in Gedanken. Ist das das Ende deiner Weisheiten? „Wir führen augenblicklich das Ritual durch!", befahl Calazi. Ihre Augen flackerten; sonst zeigte die Oberste Ordinalin keinerlei Zeichen von Ratlosigkeit oder Angst.
    Aber sie roch danach, wie er feststellte.
    Die Ordin-Priester folgten Calazi. Die Frau wies sie nach und nach an verschiedene baugleiche Terminals, deren Anzeigen in buntesten Farben leuchteten. „Wir alle werden das Ritual zugleich ausführen!", befahl sie. „Der Ordin-Rechner erwartet jene Handgriffe, die wir seit Raphanengedenken ausführen. Dies ist die Stunde der Bewährung!"
    Die Priester blickten sie an. Sie alle waren froh, dass irgendwer das Kommando übernahm, dass sie nicht selbst Verantwortung tragen mussten.
    Calazi hätte es niemals notwendig gehabt, alle diese Verbrechen zu verüben, dachte Aheun, während er sich selbst das Terminal neben dem Antigravschacht aussuchte. Sie ist eine geborene Führungspersönlichkeit; sie ist stärker als wir alle zusammen. „Jetzt!", befahl Calazi Matmu.
    Vierundzwanzig Priester fuhren im Gleichklang über Schalthebel, ließen ihre Hände über Touchpads tanzen, drückten Knöpfe und verschoben Steuerkreisel.
    Etwas veränderte sich. Hologrammbilder tauchten neuerlich auf, zeigten in endlosen Wiederholungen gewaltige Explosionen zwischen den drei Nagigal-Sonnen.
    Dieselbe unpersönliche Stimme wie vor wenigen Minuten begann zu sprechen. „Weitermachen!", befahl Calazi. „Wir befinden uns auf dem richtigen Weg!" Nein. Das stimmte nicht.
    Aheun konzentrierte sich auf die Stimme, versuchte, die Worte zu verstehen. Wie er es während der

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