2371 - Der Sternenfindling
fragte er leise. „Dass sie ..."
„In Frieden kommen?" Krane zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Ich glaube, niemand weiß es. Es gibt viele Meldungen und viele Meinungen." Er gab sich einen Ruck. „Was wichtig sein könnte: Tage nach der Ankunft der Galaktiker wurde ein Raumschiff der Haluter vom Sonnentransmitter abgestrahlt - dorthin, von wo das Geschwader gekommen war, zum Kharag-Sonnendodekaeder, einer weiteren Transmitterstation der Lemurer.
Es war das zweite Mal, dass unser Transmitter in Aktion trat. Könnte das etwas für dich bedeuten?"
Immentri Luz zögerte.
Er glaubte zu wissen, worauf der Prospektor hinauswollte. Er war hypersensibel für paranormale Vorgänge.
Er war hyperfühlig - auch für Vorgänge im fünfdimensionalen Bereich wie die Aktivitäten eines Sonnentransmitters?
Er hatte diese Gedanken selbst schon gehabt. Es war wie eine ferne Erinnerung, aber auch er hatte bereits in diese Richtung spekuliert.
Und nun hatte er Angst davor, seine Bestätigung zu finden. Nein, nicht nur Furcht. Das andere in ihm wurde stärker - das, was endlich das Versteckspiel beenden wollte.
Die Fragen, die ihn quälten.
Die Entmaterialisation des Haluterschiffes - konnte sie denn dann nicht wirklich auch die Ursache für seinen zweiten Schock gewesen sein? Den, der ihn endgültig aus dem Dunkel riss und ihm das Bewusstsein zurückbrachte?
Wieder versuchte er zurückzurechnen. Sein Gefühl sagte ihm, es könnte zutreffen. „Weiter", bat er. „Wieder Tage später kam der erste Transport mit Rohstoff-Flößen an. Die Galaktiker hatten versprochen, unser Volk mit dringend benötigten Materialien zu versorgen, unter anderem Hyperkristallen.
Vielleicht als Dank dafür, dass sie hier geduldet werden - ich weiß es nicht.
Tatsache ist jedoch, dass seither fast laufend Transporte dieser Art ankommen."
Der Prospektor blickte Luz fragend an. Der Findling verstand.
Ständige Transporte durch den Sonnentransmitter, ständige Hypererschütterungen. Aktivitäten, die er hätte spüren müssen, wenn er dafür wirklich sensibel war.
Er versuchte sich zu erinnern. Hatte er es gefühlt? Einmal noch, nur nicht so stark wie bei den ersten beiden Malen. War das der erste Transport gewesen? Es konnte so sein - konnte, schon wieder.
Aber die weiteren Materialisationen? Hatte er auch sie wahrgenommen?
Nein, dachte er, jedenfalls nicht so, wie es hätte sein müssen. Oder hatte er es nur nicht gemerkt? Waren die Erschütterungen nicht stark genug gewesen? Oder gab es gar Schwankungen in seiner Sensibilität? „Warum ich überhaupt auf den Gedanken kam", sagte Krane, „ist, dass vorhin wieder ein neuer Transport ankam, ein sehr großer sogar."
„Vielleicht", dehnte der Sternenfindling. „Es könnte sein ..."
Wenn es stimmte und er nicht immer gleich auf die Erschütterungen reagierte.
Wenn der neue Transport wirklich viel größer gewesen war als die bisherigen. „Lass mich bitte darüber nachdenken, ja?", bat er den Kommandanten und stand auf. „Ich gehe für einige Stunden in meine Kabine. Ich muss ... über einiges nachdenken. Über vieles, was ..."
„Natürlich", erwiderte Krane. „Aber wenn du Hilfe brauchst ..."
„Ich weiß." Luz zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Telson."
„Und was immer bei deinen Gedanken herauskommt, versuch sie zu akzeptieren.
Hör auf, vor dir zu fliehen."
Immentri Luz nickte. Vielleicht passte alles. Möglicherweise war es ein weiterer Schlüssel, ein weiteres Steinchen in seinem Puzzle.
*
Wieder war er in der Wolke, allein in seinem gepanzerten Schutzanzug - und zwölf Minuten entfernt von seinem Tod.
Es war noch immer derselbe Tag, einer, der nie enden wollte. So kam es ihm jedenfalls vor Immentri Luz hatte es nicht lange allein in der Abgeschiedenheit seiner Kabine ausgehalten. Echte Abgeschiedenheit gab es für ihn nicht.
Kein Versteck vor seinen Gedanken. Sie waren überall, sie jagten ihn, sie trieben ihn hinaus in die Gefahr, ins Abenteuer, ins Nichtmehrdenkenmüssen.
Das war das eine Extrem, das im Moment wieder die Oberhand hatte. Das andere waren der Trotz und der Drang, sich endlich Klarheit über das zu verschaffen, was draußen im Nagigal-System vorging.
Es hatte ihn zu den Speichern der QUAELE geführt. Er hatte vor den Schirmen gesessen und das nachgeholt, was er gescheut hatte wie eine tödliche Krankheit. Er hatte sich zeigen lassen, was seit seinem mutmaßlichen Erwachen zwischen den drei Sonnen passiert war...
Es konnte stimmen.
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