2371 - Der Sternenfindling
gesteckt, und fühlte eine sanfte, freundliche Aura. Es war, als wispere der Fremde ihm zu: Habt keine Angst, ich bin ein Freund.
Als seine Stimme dann tatsächlich erklang, sanft, ruhig und volltönend, sprach er: „Mein Name ist Immentri Luz. Ich habe noch keine Erinnerung an mein früheres Leben, aber ich danke euch für die Bergung aus der Trümmerwolke."
Die Offenheit und Selbstverständlichkeit, die aus diesen wenigen Worten sprachen, waren fast ein Schock für den Kommandanten. Er starrte auf den Fremden wie auf ein Wunder. Allein die Stimme war etwas, das er so nicht gewohnt war. Der Ton unter den Raphanen, die er kannte - natürlich in der Hauptsache Prospektoren wie er und seine Mannschaft -, war rau. Wer sie nicht kannte, würde ihn abstoßend finden, wahrscheinlich sogar feindselig. Aber so waren sie, und dieser Fremde war anders. Er war die reine Milde, völlige Freundlichkeit.
Fremd? Nein, für Telson war er nicht fremd. Ihm kam es vor, als würde er ihn schon lange kennen. Als sei er ihm erst gestern zuletzt begegnet.
Sternenfindling, dachte der Raphane und sprach es im gleichen Moment laut aus: „Du bist ein Sternenfindling, Immentri Luz."
Der Samthäutige lächelte. „Sternenfindling ... das klingt gut. Ich werde diese Bezeichnung übernehmen, bis ich wieder weiß, wer ich wirklich bin. Ich hoffe, dass ihr mir dabei helfen werdet. Wie nennt ihr euch?"
„Wir sind Prospektoren aus dem Volk der Raphanen", antwortete Telson. „Ein großes Volk, das das gesamte System der drei Sonnen bewohnt - unseren Planeten Arkan-Raphan, die Monde und die Fragment-Welten."
Der Sternenfindling wirkte einen Moment irritiert. Etwas an Telsons Worten schien ihn zu überraschen, aber nur kurz. „Prospektoren", sagte er dann. „Ihr schürft also nach Rohstoffen - in den Trümmern und Asteroiden?"
Telson nickte heftig. „Das ist unser Leben, Immentri Luz. Wir fliegen in die Wolken und hoffen darauf, einmal den großen Fund zu machen. Es ist ein gefährliches Leben, aber es gibt kein anderes - nicht für uns.
Wir waren auf dem Weg zurück zu unserer Basis, als wir dich orteten. Es war reiner Zufall, dass wir nahe genug vorbeikamen.
Ich schlage vor, dass Aalon, unser Bordmediker, dich jetzt erst einmal untersucht. Außerdem muss ich Meldung an den nächsten Stützpunkt machen, dass wir dich in der Wolke gefunden haben.
Wir werden dann ..."
„Die Meldung kann sicher noch warten", unterbrach ihn der Sternenfindling mit einem Lächeln. „Ich möchte, dass ihr mir zuerst mehr von eurem Volk erzählt und von diesem System inmitten des Leerraums zwischen den Galaxien."
Und Telson Krane begann zu berichten. Es war, als lege ihm ein anderer die Worte in den Mund. Sie sprudelten aus ihm heraus, und Immentri Luz saugte sie förmlich auf.
Telson Krane spürte noch deutlicher, dass dies ein besonderer Augenblick war. Etwas Bedeutendes geschah, und er war mit dabei.
Es war wie ein seltsamer Traum.
*
Immentri Luz wusste, dass es ein Anfang war. Er hatte jetzt ein ungefähres Bild seiner Umgebung, dieser „neuen Welt", allerdings hatten ihm die Prospektoren nicht sagen können, wer er selbst war. Er blieb der „Sternenfindling".
Die drei blauen Riesensonnen bildeten den Kern des Nagigal-Systems. Zu ihm gehörten ein bewohnter Planet, den seine Bewohner Arkan-Raphan nannten, und dessen vier Monde sowie zwei riesige Trümmerwolken, nach Aussage der Raumfahrer die Reste der Planeten Erontis und Sepdelen, die vor rund 50.000 Jahren zerstört worden waren und nach denen sie benannt waren.
Immentri Luz war in der Erontis-Wolke geborgen worden.
Die Bewohner von Arkan-Raphan verstanden sich selbst als „Raphanen".
Immentri Luz schien dieser Name falsch zu sein, als kollidiere er mit einer versteckten, blockierten Erinnerung, die er nur zu spüren, aber nicht zu enthüllen vermochte.
Das Nagigal-System befand sich tief im Leerraum zwischen zwei großen Galaxien: die eine, rund 900.000 Lichtjahre entfernt, hieß Apsuhol, die andere, mit 1,35 Millionen Lichtjahren deutlich weiter entfernt, Karahol. Diese beiden Bezeichnungen klangen ihm angenehmer, beinahe vertraut, als kenne er deren Welten und Sterne voller Leben.
Das Nagigal-System befand sich nicht zufällig an diesem Ort, sondern es diente einem ganz bestimmten Zweck. Das wusste er, ohne Details zu kennen, es war einfach richtig und wichtig. Wichtig für ihn selbst, der auf irgendeine Art und Weise damit verbunden War.
Die unbekannte Vergangenheit, sein
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