2372 - Plan der Phantome
unvermittelt einige Grad kälter zu werden, was wohl Einbildung war. Er liebte die Wärme, und wenn er Unbehagen empfand, fror er automatisch. „Siru!" Mehr fiel ihm nicht ein. Wenn es um seine Söhne ging, von denen der eine so missraten war wie der andere,. kam er sich unendlich hilflos vor. „Das ist mein Name, in der Tat." Siru reichte seinem Vater gerade bis zum Ansatz des oberen Armpaars. Er hob den Blick. „Aber du hast mir noch keine Antwort gegeben."
„Und du hast wohl noch nicht mal darüber nachgedacht, mir zu meiner Beförderung zu gratulieren, was? Stattdessen fällt dir nur ein dummer Spruch ein. Woher weißt du eigentlich, was ich getan habe, ehe du eingetreten bist?"
„Bleib ruhig, Vater." Siru rollte die Augen und zog aus der Tasche seines dunkelgrünen Schultergurts die Empfangseinheit eines Peilsenders. „Siehst du dieses Wunderwerk der Technik? Es ist in der Lage, Geräusche zu übertragen."
„Hör auf, mich zu verspotten! Du vergisst wohl, wen du vor dir hast."
Siru tat, als müsse er nachdenken, und fuhr sich über den sichelartigen Haarkamm. „Ich glaube, ich habe es mit dem Zweiten Manufaktor der Produzierenden Abteilungen der Manufakturflotte Faladur zu tun. Freut mich." Er hob die rechte obere Hand. „Siru. Aber das weißt du ja."
Kopty rief sich innerlich zur Ruhe. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Seit seine geliebte Frau vor zehn Jahren während einer Wüstenwanderung auf Swoofon einem Erdrutsch zum Opfer gefallen war, - hatte er seine beiden Söhne allein großgezogen - er hatte es bis hierher ohne Hilfe geschafft, und er würde die verbleibende Zeit hinter sich bringen, bis die Bälger alt genug waren, ihren eigenen Weg zu gehen.
Manchmal sehnte sich Kopty danach, dann wieder wurde ihm klar, dass er ohne seine Kinder völlig allein sein würde. Was blieb ihm dann noch außer seinen Aufgaben? So faszinierend und begeisternd sie sein mochten, sie füllten die Leere in ihm nicht aus.
Siru bemerkte wohl, dass sein Vater wieder einmal trüben Gedanken nachhing. Das war eine seiner liebenswerten Eigenschaften: Trotz aller Rebellion und vorgeschobener Kaltschnäuzigkeit war er im Grunde seines Herzens ein warmherziger, mitfühlender Charakter. „Ich gratuliere dir, Vater", sagte er kleinlaut und umarmte ihn.
Er mag unerträglich sein, dachte Kopty, aber ich brauche ihn.
*
Siru ließ sich in eine der bequemen Ganzkörperliegen fallen, die an der Wand des zentralen Wohnraums aufgereiht standen. Er versank nahezu vollständig in dem weichen Stoff.
Kopty Pekking blieb stehen. „Wir müssen darüber reden, Sohn, hörst du? Du kannst nicht einfach Spionsonden in der Kabine anbringen. Was denkst du dir bloß dabei?"
„Es interessiert mich gar nicht, was du hier redest oder tust. Ich wollte nur testen, ob die Dinger funktionieren." Siru strahlte. „Und soll ich dir was sagen? Das tun sie!"
„Das spielt keine Rolle. Woher hast du das Gerät überhaupt? Ich habe dir dafür kein Geld gegeben."
Sein Sohn schloss demonstrativ die Augen. „Ich will dein Gesicht gar nicht sehen, wenn ich es dir sage. Aber ehe du eine Schimpftirade abfeuerst, denk daran, dass ich dich genauso hätte anlügen können.
Aber das tue ich nicht. Ich bin ein Swoon von Ehre."
Schön wär's, dachte Kopty. „Ich hab die Teile geklaut."
Auf diese lapidar hingeworfene Beichte hin wurden Koptys Beine schwach. Er fiel in die Nachbarliege. „Wie schön könnte das Leben doch sein", murmelte er. „Ohne Wirgal und mich, was?" Siru schlang alle vier Arme um den lang gestreckten Leib. „Auch wir bedauern, dass wir dich tagtäglich mit unserer Gegenwart belästigen, Vater. Wenn wir alt genug sind, verschwinden wir. Vielleicht können wir dir vorher noch einmal zeigen, dass wir nicht ganz so unnütz sind, wie du denkst. Aber bis dahin wirst du uns wohl ertragen müssen."
„Nein, nein", beeilte sich Kopty zu versichern, „ich meinte nicht, ohne euch.
Ich wollte nur sagen, es wäre einfacher - also, wenn ..."
„Gib dir keine Mühe."
„Stehlen ist eines Swoon unwürdig. Wie kommst du überhaupt auf eine solche Idee?
Und was ist mit deinem Bruder?"
„Wirgal war dabei: Wir haben nicht nur dieses hübsche Gerät gestohlen, weißt du?
Wir sind gute Diebe. Richtig gut."
Auch das noch. Kopty überlegte, was er unternehmen sollte und wie er den Schaden wiedergutmachen konnte, den seine Söhne angerichtet hatten. Wenn das bekannt wurde, wenn alle Swoon in der Manufaktur erfuhren, welche
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