2377 - Escher
würden es nicht sein. Er war irgendeinem Projekt zugeteilt worden, ohne zu diesem Zeitpunkt bereits über Einzelheiten informiert worden zu sein. „Besser als nichts", murmelte er. „Besser als nichts ..."
2.
22. Juni 1340 NGZ „Na, eingelebt?"
Savoire blickte von seiner Arbeit auf und fand nur mühsam in die Wirklichkeit zurück. Neben ihm saß ein schmaler Mann mit dunklen Augen, die unter dünnen Brauen lagen. Er trug eine graue Schirmmütze mit LFT-Signet. Savoire konnte sich nicht erinnern, ihn je zuvor gesehen zu haben. „Bitte?"
Der andere lachte leise. „Du fragst dich, wer ich bin, nicht wahr?" Er streckte die Rechte aus. „Baldwin Carapol. Wissenschaftler."
Savoires Gedanken fanden ins Hier und Jetzt zurück. Er hörte wieder das Klappern von Geschirr und Besteck, roch die tausend Düfte um ihn herum. Alltag in der Hauptcafeteria der Waringer-Akademie, ebenso wie es für Savoire Alltag war, dass seine Mahlzeit neben ihm erkaltete, während er mit Stift und Papier an kybernetischen Fragen arbeitete. Seit er sich gesetzt hatte, hatte er nicht weniger als acht Seiten mit Formeln und Skizzen bedeckt.
Papier - vielleicht fragte dieser Carapol deswegen.. „Dass ich auf Papier schreibe, ist eine Marotte. Hab sie von Diakat mitgebracht, wo das noch üblich ist."
„Diakat?" Carapol zog die graue Schirmmütze tiefer ins Gesicht. „Nimm's mir nicht übel, aber von diesem Planeten - es ist hoffentlich einer und keine Raumstation oder so was - hab ich noch nie gehört."
„Das ist keine Bildungslücke. Die Waringer-Akademie würde auch ohne Diakat funktionieren." Er versuchte. ein Grinsen, dessen Heiterkeit daran scheiterte, dass er sich immer noch fragte, was der andere von ihm wollte. „Übrigens ging es mir nicht ums Papier.
Das ist mir egal, wie jemand seine Gedanken festhält. Papier, Folie, Diktiergeräte, tragbare Minipositroniken ... jeder nach seinem Geschmack. Aber es gefällt mir, dass du deine Zeit in der Mittagspause nicht vergeudest. Das mache ich genauso."
„Wie war noch mal dein Name?", fragte Savoire, während auf seiner anderen Seite eine rothaarige Frau Platz nahm und einen riesigen Teller mit Salaten vor sich abstellte. Irgendetwas wand sich darin; Savoire hatte an der Essensausgabe schon nach demselben Gericht gegriffen, aber gerade noch rechtzeitig die Protein-Beigabe entdeckt. „Baldwin Carapol."
„Na schön, Baldwin, auf welchem Gebiet forschst du?", fragte Savoire, bemüht, Smalltalk zu betreiben, etwas, das ihm gar nicht lag.
Der andere winkte mit schmalen Händen ab. „Ich hänge fest."
„Suchst du Hilfe?"
„Ach, kaum jemand kann meine Überlegungen nachvollziehen. Die einen halten es für Unsinn, die anderen verstehen es einfach nicht. Ich nenne das Projekt Untersuchungen zur fraktalen Struktur hyperenergetischer Effekte."
Darunter konnte Savoire sich nichts vorstellen. „Ach so." Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. „Ich bin Kybernetiker."
„Freut mich." Carapol nahm die Schirmmütze ab, und dunkles, halblanges Haar kam zum Vorschein, das an den Koteletten bereits grau wurde. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr unauffällig, ganz im Gegenteil. Dieser Mann besaß gewaltiges Charisma, das er ganz gezielt einzusetzen verstand. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich genau gewusst, wer du bist.
Man munkelt hier und da von dem Zyklopen, der das Pech hatte, eine Doktorarbeit zu verfassen, deren Ertrag zeitgleich von einem ganzen Team hier in der Akademie ebenfalls erarbeitet wurde.
Ich hätte es dir gegönnt, einige Monate früher fertig geworden zu sein."
„Danke", murmelte Savoire. „Und ich würde dir mehr Verständnis für dein Projekt gönnen."
„Siehst du? Irgendwie sind wir uns ähnlich."
Savoire fand von Sekunde zu Sekunde mehr Gefallen an seinem Gegenüber. „ES tut mir leid, aber ich muss in zwanzig Minuten eine außerplanmäßige Unterrichtseinheit durchführen. Bitte entschuldige mich."
„Auch das hörte ich schon. Der Zyklop lässt sich ausnutzen." Carapol erhob sich, setzte die Mütze wieder auf und tippte mit dem Zeigefinger an den Schirm. „Wir sehen uns."
*
„Nein", sagte Dr. Laurence Savoire am nächsten Tag, „ich kann nicht noch einmal Lehrvertretung für einen erkrankten Kollegen übernehmen. Das wäre das vierte Mal in dieser Woche."
„Aber ..."
„Ich kann nicht. Such dir jemand anderen.
Nutz eine Holoaufzeichnung und eine Situationspositronik für abweichende Fragen wie jeder hier bei Krankheit des
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