2377 - Escher
zusammen. Der Bezug zu den Meistern der Insel, der miese Charakter des Leiters Rodin Kowa, die Gerüchte über, das viele verpulverte Geld und die Stagnation seit Jahren ..."
„Und wohl nicht zuletzt die Tatsache, dass keiner weiß, worum es bei ESCHER eigentlich geht."
„Die Tatsache, dass sie einen Kybernetiker suchen, liefert wohl einen Hinweis."
„Die Kybernetik ist ein weites Feld. Erzähl mir etwas über diesen Rodin Kowa."
„Er hat sich in Wissenschaftlerkreisen so ziemlich alle Sympathien verscherzt, die man sich nur verscherzen kann. Du wirst niemanden finden, der auch nur ein einziges gutes Wort über ihn verliert. Und damit meine ich wirklich niemanden. Er ist, wenn ich es hier mal so sagen darf, jenseits aller akademischen Korrektheit, ein Arschloch."
Savoire dachte nach. All das hatte noch eine zweite Ebene. Die Meister der Insel ...
Uralt-Technologie, die auf welche Weise auch immer aktualisiert wurde ...
Geheimniskrämerei um ein vom Residenten gefördertes Projekt ... dem allem haftete auch ein Flair von Geheimnis und Abenteuer an. Und eine Möglichkeit, dem Alltagstrott in der Akademie zu entkommen und das zu verwirklichen, weswegen er eigentlich nach Terra gekommen war - innovative Forschung.
Dass ESCHER mit einer Informationssperre belegt war, verstärkte den Effekt noch. „Du hast mich überzeugt", sagte er. „Darum ging es mir nie. Ich will dich von nichts überzeugen. Ich sehe dich als Freund an und merke, dass du unzufrieden bist. Also wollte ich dich auf eine Möglichkeit aufmerksam machen. Wenn sich das Ganze als Sackgasse erweist und' die Beteiligung am Projekt deine Karriere für immer ruiniert, mach mich nicht dafür verantwortlich."
Auch Savoire schenkte nach und trank sofort. Der Schaum prickelte auf der Zunge. „Erst einmal abwarten, ob meine Bewerbung überhaupt akzeptiert wird."
„Noch etwas. Vielleicht hast du dich gewundert, dass ich dem Chauffeur gerade diese Ecke von Terrania nahe gelegt habe."
„Ich ging davon aus, dass du deine Gründe hattest."
„In der Tat. Keinen Kilometer von hier entfernt steht das ESCHER-Gebäude."
*
Savoire und Carapol standen vor dem weithin berühmten Feuerbrunnen der Thora Road. Die Flammen flossen in so schlichter und erhabener Ästhetik, dass es Savoire für einige Augenblicke den Atem verschlug. Die Liebespärchen, die die Wärme und die heimelige Atmosphäre genossen, nahm er nicht wahr. „Dort." Sein neuer Freund wies auf eine lang gestreckte, vier Meter hohe Hecke.
Sie schirmte alles perfekt ab. Simpel, aber effektiv.
Natürlich verbarg sie nur die ersten Stockwerke des gewaltigen turmartigen Bauwerks dahinter. Grau, unauffällig und nach oben verjüngt ragte es nach Savoires Einschätzung mindestens zweihundert Meter hoch auf. Es besaß einen sechseckigen Grundriss.
Und es strahlte etwas Unheimliches aus.
Dieses Eindrucks konnte sich Savoire nicht erwehren, vielleicht wegen der ebenso unpraktischen wie unzeitgemäßen engen, schießschartenartigen Fenster. Carapols nächste Worte trugen nicht gerade - dazu bei, dem, Gebäude den mysteriösen Touch zu nehmen. „Viele nennen es einen Geisterturm. Es gibt in der Hecke nur ein kleines, schmiedeeisernes Tor, das Zutritt gewährt.
Zumindest könnte man das meinen.
Angeblich kann niemand es durchqueren.
Man sieht nie irgendjemanden das Tor passieren. Auch keine Mitarbeiter des Projekts. An dem Tor hängt ein Schild, auf dem ein einziges Wort steht. Keine Erklärung. Nur, das Wort. ESCHER."
3.
5. Oktober 1340 NGZ „Du wunderst dich, dass du hier bist." Der Mann, der diese Worte sprach, war schmal, beinahe hager. Seine Gesichtshaut glänzte, als hätte er vor dem Treffen zu viel Fettcreme aufgelegt; ein dünner grauer Haarkranz konnte nicht verbergen, dass Rodin Kowa, der Leiter des Projekts ESCHER, schon bald eine Glatze haben würde. Daran, seine Haarpracht medikamentös zu erhalten, zeigte er offenbar kein Interesse.
Laurence versuchte ein Lächeln, doch es misslang. „Ich habe noch nicht einmal damit gerechnet, dass ich zu einem Gespräch geladen werde. Stattdessen erhalte ich eine Nachricht, in der zu lesen steht, dass meine Bewerbung akzeptiert wurde."
Kowa verzog unwillig das Gesicht. Seine eisblauen Augen schienen zu funkeln; Savoire fühlte sich, als wollte der andere ihm mit Blicken den Kopf aufschneiden, um seine Gedanken zu lesen. „Glaub mir eins, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es deine Bewerbung nicht einmal in die zweite
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