2377 - Escher
sich von Minute zu Minute, weil Baldwin ihn vor einem langweiligen Abend gerettet hatte. Er gönnte sich den Luxus, einen Zweipersonengleiter mit persönlichem Chauffeur zu rufen, und ließ sich eine Lokalität empfehlen.
Der Chauffeur räusperte sich vernehmlich. „Kommt ganz drauf an, was ihr vorhabt."
„Entspannt reden", forderte Carapol. „Welche Art Entspannung? Massage, Schwerelosigkeit, Sex?"
„Atmosphäre", stellte Savoire klar: „Nichts als eine ruhige Umgebung und ein guter Drink. Keine Mädchen, keine Animation."
„Und wähle etwas in der Thora Road", ergänzte Carapol. „In der Nähe des Rhuoshui-Sees, jenseits der Universität, möglichst nah an der Kreuzung zur Gobi-Park-Street." .
Der Gleiter schwebte los und raste bald durch die Monggon Avenue, eine der Hauptverkehrsadern von Terrania. Für den Ausblick hatte Savoire keinen Sinn, denn schon die ersten Worte seines Freundes nahmen ihn gefangen. „ESCHER sucht einen Kybernetiker mit hoher Qualifikation."
„Ein kybernetisches Projekt?", fragte Savoire. „Wieso habe ich nie davon gehört?"
„Es ist kaum etwas darüber bekannt. Nur, dass ein gewisser Rodin Kowa für das Projekt verantwortlich ist. Ein in höchstem Maß unsympathischer Kerl, der wohl einiges zum schlechten Ruf von ESCHER beigetragen hat."
„Schlechter Ruf?"
„Wie gesagt dringt kaum etwas an die Öffentlichkeit. Niemand weiß, worum es sich eigentlich handelt. Nur, dass es ein Projekt ist, das von der Regierung massiv unterstützt wird. Genau gesagt sind bereits Milliarden Galax geflossen, ohne dass irgendwelche Ergebnisse bekannt geworden sind. So sagt zumindest das Gerücht."
„Von dem ich nie gehört habe."
„Ich schon", sagte Baldwin. „Ich habe mich bemüht, für meine eigenen Forschungen Geldmittel aufzutreiben, und einige Kontakte geknüpft. Da blieb nicht aus, dass ich von ESCHER hörte.
Angeblich protegiert Perry Rhodan selbst das Projekt."
„Wie können sie einen Mitarbeiter anwerben wollen, ohne dass sie inhaltliche Details bekannt geben?"
„Sie suchen jemanden, der die Katze im Sack kauft. Jemanden, der weiterkommen will um jeden Preis."
„Und da denkst du gerade an mich?"
Als Antwort zog Carapol die Schirmmütze tiefer ins Gesicht. „Nur eins ist bekannt: Es geht um die wissenschaftliche Auswertung von uraltem Datenmaterial, das noch aus der Zeit der Meister der Insel stammt."
Noch während Savoire diese Überraschung verdaute, senkte sich der Gleiter und landete. „Wir sind da", rief der Chauffeur. „Ich hoffe, das Spheres ist nach eurem Geschmack."
Savoire zahlte den horrenden Preis für die Fahrt und hoffte dasselbe.
Dieser Wunsch wurde erfüllt.
Kurz darauf saßen sie in einer Loge, die akustisch und optisch von einem kugelförmigen Dämpfungsfeld abgetrennt wurde, auf dessen Innenseite sphärische Muster tanzten. Als Raumduft wählten sie ein leicht salziges Meeraroma, das zusammen mit unaufdringlichem Wellenrauschen die Illusion erweckte, in einer ruhigen Bucht zu sitzen. Auf zusätzliche holografische Projektion einer entsprechenden Umgebung verzichteten sie; dennoch fühlte sich Savoire beinahe schmerzhaft intensiv in seine Jugendtage zurückversetzt. Seine Eltern hatten ihn jedes Jahr an die raue See geschleppt, wo er Fahrten in klapprigen historischen Schiffen zurücklegen musste, was in grausamer Regelmäßigkeit zu einer Seekrankheit führte.
Das Getränk, das der Servorobot auf Kosten des Hauses spendierte, prickelte angenehm auf der Zunge und in der Kehle; es schmeckte nach Erdbeere, hinterließ aber einen eigenartig bitteren Geschmack.
Savoire orderte in der Hoffnung, danach nicht mehr gestört zu werden, eine ganze Flasche davon. Der Robot zauberte es mit eleganter Handbewegung aus seinem hohlen Brustraum - offenbar funktionierte dieser Verkaufstrick häufig.
Savoire war auf die Rechnung gespannt, die ihm hinterher präsentiert werden würde. „Zurück zum Thema. ESCHER beschäftigt. sich also mit Hinterlassenschaften der Meister der Insel?
Dann ist es kein Wunder, dass dem Projekt ein gewisser Ruch anhaftet. Alles, was mit den Meistern der Insel zusammenhängt, hat noch immer einen schlechten Ruf. Wir werden nicht gern daran erinnert."
„Das ist nur die eine Seite." Carapol goss sich ein weiteres Glas ein. Es schäumte über und rann über die Außenseite, sammelte sich zu einer kleinen Pfütze auf dem Holzimitat des Tisches. „ESCHER hat aus einer Vielzahl von Gründen einen schlechten Leumund. Alles spielt
Weitere Kostenlose Bücher