2384 - Das Quarantäne-System
Bord der AHUR und THARI bestätigten. In einer erstaunlichen Flugkurve, die den üblichen Wechsel von Passiv- zu Angriffsflug keinesfalls erkennen ließ, näherten sie sich dem großen Pulk der Lüsterdrohnen - und legten blitzschnell einen Teppich hochenergetischen Geschützfeuers zwischen die feindlichen Einheiten und uns. „Ein tolles Feuerwerk", murmelte ein Mann der Feuerleitstelle beeindruckt. „Wir hätten's mit positronischer Hilfe nicht besser hinbekommen."
In der Tat. Die Haluter nutzten selbst in derart heiklen Situationen gerne ihre Planhirne, um Manöver auszuführen, die jenen positronisch gesteuerter Schiffe sehr nahe kamen - oder sie gar übertrafen. „Um im Training zu bleiben", wie sie immer wieder, ohne falschen Stolz zu versprühen, sagten. „Manöver ausgeführt", meldete eine dröhnende halutische Stimme von Bord der AHUR. Unsere Bordpositronik hatte sie mühsam abgedimmt.
Die Bilder des Geschützfeuers am Panorama-Holo lösten sich auf. Der Großteil der Energie wurde in den Hyperraum abgestrahlt; geringere thermische Anteile wurden im Vakuum des Leerraums „vaporisiert".
Das Feuer der Tad de Raud war, wie zu erwarten gewesen, erloschen. Die Lüsterdrohnen kamen zu einem Halt, drei Lichtminuten voraus. Fünf Einheiten unserer Gegner zeigten energetische Bilder, die auf geringfügige Beschädigungen schließen ließen.
Unterschätze niemals einen Gegner!, unterbrach mein Extrasinn das Gefühl einer gewissen Befriedigung. Sie mögen militärisch und waffentechnisch weit unterlegen sein, aber wer weiß schon, welche anderen Qualitäten sie besitzen.
Der Logiksektor blendete mir kurz eine Erinnerung an die Terraner ein. Das Bild Perry Rhodans. Jenes Menschen, der mit ein wenig Grips, einem arkonidischen Beiboot und der Hilfe eines Häufleins Getreuer seinen Heimatplaneten geeint und zu einem wichtigen Machtfaktor in der Milchstraße gemacht hatte und der zugleich zur dominanten Figur, zum Sinnbild und Hoffnungsträger einer ganzen Sterneninsel gereift war.
Neben dir selbstverständlich, streute mir der Extrasinn heuchlerisch Rosen.
Ich ignorierte den Gedanken, konzentrierte mich wieder auf die Tad de Raud - und die eigenen Einheiten. „Irgendwelche Ausfälle im Rahmen des KombiTrans-Geschwaders?", fragte ich Hylmor von Port Teilhard. „Negativ", antwortete der Venusgeborene. „Weder durch die Transmission noch durch den Beschuss der Kronleuchter-Schiffe. Alle Besatzungsmitglieder sind wohlauf. Mindere maschinelltechnische Beschädigungen werden durch die üblichen Reparaturroutinen während der nächsten Stunden behoben."
„Ausgezeichnet."
Ich atmete tief durch. „Ist die vorläufige Auswertung des gegnerischen Funkverkehrs beendet? Ich will den Befehlshaber dieser Tad de Raud so rasch wie möglich auf dem Schirm haben und gewisse Verhaltensmaßregeln mit ihm abklären." Ich legte einen drängelnden Unterton in meine Stimme. An Bord der HALLEY befand sich die Creme de la creme des LFT-Staatenbundes. Von diesen Frauen und Männern konnte ich unbedenklich mehr Tempo und mehr Geschicklichkeit verlangen als von anderen Schiffsbesatzungen. „Kontakt ist nunmehr möglich", antwortete Cyra Mandan, die Leiterin der Schiffsverteidigung. „Wir haben auch die verdeckt gehaltenen Hyperfunkfrequenzen der Tad der Raud geknackt und können uns jederzeit >einwählen<."
Ein weiteres Zeichen dafür, dass uns die Tad de Raud in technologischer Hinsicht hoffnungslos unterlegen waren. Ein derartiges Tempo beim Knacken der Verschlüsselungen des internen Funkverkehrs wäre zum Beispiel bei einem Blues-Raumer niemals möglich gewesen. „Dann schaltet mich dazwischen und filtert mir den Geschwader-Kornmandanten heraus", wies ich die Spezialisten der Funkabteilung an. „Schon geschehen." Hylmor grinste unsicher. „Wir wissen übrigens schon einiges über die Tad de Raud. Erschrick nicht, wenn du die Kerle zu sehen bekommst. Es handelt sich um flugfähige Wesen. Und ..."
„Und?"
„Sie ähneln in gewisser Weise mythischen Gestalten meiner Vorfahren."
Ich war alt genug, um alle seine Vorfahren gekannt zu haben. Egal, ob sie sich als steinzeitliche Jäger über die Tundra eisbedeckter Felder, mit gezücktem Schwert über das Schlachtfeld von Issos oder im Rokoko zum Klang seltsamer Instrumente über das Tanzparkett bewegt hatten - ich hatte ihnen allen Auge in Auge gegenübergestanden.
Doch der Anblick des Tad de Raud regte in der Tat eine seltsame Assoziation in mir an, mit der ich nicht
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