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2384 - Das Quarantäne-System

Titel: 2384 - Das Quarantäne-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schwer auf meinen Kontursessel fallen. Die Wirkung meines Zellaktivators glich das Gefühl der Müdigkeit aus, das mich überkam.
    Die Dinge hier wirkten auf den ersten Blick äußerst kompliziert. Ich befürchtete, dass sich meine Sichtweise auch beim zweiten Blick nur wenig ändern würde.
     
    *
     
    Dank der Daten der Graunzer, die ich im Jahr 3460 alter Zeitrechnung für einen Abstecher zum Gulver-Duo genutzt hatte, war ich an Bord der IMPERATOR VII zwar nicht auf die verschollene Erde, aber auf die Spur der EX-8977 gestoßen, die Jahre zuvor verschwunden war. Die Besatzungsmitglieder hatten wir tot im All treibend vorgefunden.
    Die Yjancs, aufs Schrecklichste mutierte Lemurerabkömmlinge, die das Doppelgestirn als die „Augen des Großen Götzen Praehl" bezeichneten, griffen mit ihren Raumern die IMPERATOR an. Wir vernichteten sie.
    Den Kontakt mit den ebenfalls degenerierten Lemurern auf Neu-Lemur hielten wir auf ein Minimum beschränkt.
    Leider waren wir aus Zeitgründen nicht dazu gekommen, die Lethargie-Strahlung genauer zu erforschen. Es hätte Utea Nermalldo eine Menge Arbeit ersparen können.
    Mein Abenteuer im Gulver-Duo war, trotz der eigentlich bedeutsamen Erforschung eines weiteren lemurischen Sonnentransmitters, nebensächlich geblieben. Um die technischen Anlagen kümmerten wir uns kaum, wollten so rasch wie möglich zurück in die Milchstraße...
    Ich schüttelte den Kopf, wischte die Erinnerungen beiseite. Dämme drohten zu brechen, mich in einen Erzählrausch zu zwingen, der mich stunden- oder tagelang an ein Ruhelager gefesselt hätte. Hinter meiner Stirn verbargen sich so viele Informationen, so viele Anekdoten, Geschichten und Geschichtchen, dass ich ganze Bibliotheken damit hätte füllen können.
    Und genau das wollte mir mein gequälter Geist auferlegen. Rede!, forderte eine unklare Stimme. Rede, befrei dich von den Geistern ...
    Schmerz riss mich in die Gegenwart zurück; ich unterdrückte einen Schrei, blickte mich irritiert um.
    Eine schwarze Fratze, ein Maul mit riesigen Zähnen, teuflisch leuchtende Augen sahen mich an.
    Icho Tolot kniete vor mir, hielt zwei Finger seiner linken unteren Hand auf meine Schulter gelegt und übte leichten Druck aus.
    Als er registrierte, dass ich wieder bei mir war, erhob er sich und nahm, ohne ein Wort zu verlieren, auf seinem Spezialsitz Platz.
    Unsichere Blicke trafen mich. Die Menschen und Nichtmenschen der Zentrale wussten möglicherweise von den Dämonen, die mich quälten. Aber sie würden niemals wissen, wie es tatsächlich war. Es erschreckte sie, machte mich noch mehr zum Sonderling, als ich dank meiner Unsterblichkeit bereits war.
    Oder?
    Hatte sich denn der Humanismus, der seit Jahrtausenden auf der Erde gepredigt wurde, so weit in ihren Köpfen festgesetzt, dass sie einem Wesen wie mir ohne irgendwelche Vorbehalte gegenüberstehen konnten? Vertrauten sie einem Icho Tolot, oder würden sie dieselbe urtümliche Angst empfinden, die auch ich nur schwer abgelegt hatte?
    Ich nickte dem Haluter zu, kümmerte mich dann um die Anzeigen unseres Beibootes der DIANA-Klasse mit der Eigenbezeichnung BICK.
    Der Kommandant, ein etwas eigenbrötlerischer Marsianer namens Syn-Tiau, bereitete sich soeben auf die Landung auf Neu-Lemur vor. Grüngelbe Kontinente wechselten sich mit dem Azurblau der drei Ozeane ab. Der vorsichtige Sinkflug erfolgte entgegen der Rotation des Planeten. Mehrfach erlebten wir wundersame Sonnenauf- und - untergänge. Die zweite Sonne, Praehl, stand zu weit weg, um in den Dunkelphasen mehr als ein trübes Dämmerlicht zu spenden.
    Ab und zu glitten wir über verlassene Oberflächenbauten der Neu-Lemurer hinweg. Sie wirkten glatt und steril, mit vereinzelten Pflanzeninseln zwischen den Gebäuden.
    Geisterstädte waren dies. Die Häuser und Anlagen bargen keinerlei Leben, wie wir bereits angemessen hatten. Weder hier, auf Neu-Lemur, noch auf Pacaty, dem sechsten Planeten in einer etwas eigenwilligen Zählung jener Welten, die einen seltsamen Tanz um die beiden Gestirne absolvierten, hatten wir Vitalimpulse anmessen können.
    Was war mit all den Nachfahren der Lemurer geschehen? Hatte die Lethargiestrahlung letztendlich zum Tod aller Bewohner des Systems geführt? Oder waren sie von den Tad de Raud ausgerottet worden?
    Behalte die Prioritäten im Auge!, mahnte mich der Extrasinn. Zuerst die Anlagen, dann das Rätsel um die Neu-Lemurer.
    Syn-Tiau würde nahe zur Pyramidenanlage auf dem größten der sechs Kontinente landen. Die beiden

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