2385 - Im Mesoport-Netz
hörten Alexim und Lemaha in den Dörfern auf den Randwelten plötzlich seltsame Gerüchte.
Die Dorf-Wissenden wichen anfangs allen entsprechenden Fragen aus, aber als die beiden Gefährten Omaha erreicht hatten, die äußerste aller Randwelten, schauten sie dort zum Nachthimmel über dem Dorf Taglis auf. Niemand konnte die Veränderung nun leugnen.
Der Himmel war anders, die Gerüchte waren allesamt wahr.
Alexim und Lemaha sahen nicht länger das gleißende Sternengefunkel von Sporteph-Algir, der großen Galaxis, sondern auf einmal eine unendlich erscheinende Schwärze, in deren Hintergrund einige schwache Lichter wie erlöschende Sterne wirkten.
Sie verstanden es nicht. Lemaha wollte es zuerst nicht glauben und redete von einer Täuschung oder einem Trick, einer neuen Waffe der Tad de Raud.
Nur noch einige kleine Sterne am Firmament - das war Unsinn!
Dann aber erhielten sie die Bestätigung durch die bisher schweigenden Wissenden in Gestalt ihrer Mikro-Geräte. Die Ortungen der Augen der Andury, sagten sie, waren keineswegs fehlerhaft. Es stimmte, dass sich „der Himmel" verändert hatte.
Nach den Aussagen der Wissenden war der gesamte Sternhaufen Orellana durch den sogenannten Superschlund und das aus ihm gebildete fünfdimensionale Feld mit einer einzigen Transition im Raum versetzt worden.
Selbst das war noch nicht das Schockierendste. Denn der Sternhaufen mit all seinen 55.000 Sonnen, so die Wissenden, sei über eine schier unvorstellbare Entfernung hinweg in den Leerraum zwischen zwei unbekannten Galaxien versetzt worden.
Alexim verstand zwar nichts, aber er stellte Fragen. Er weigerte sich, das Unvorstellbare zu akzeptieren, während er gleichzeitig damit begann, sich nach dem Wie und Warum zu erkundigen: Wo immer sie sich hier befanden - wieso waren sie mit Orellana „versetzt" worden und weshalb ausgerechnet hierher?
Wo war das, dieses mysteriöse und neue „Hier"?
Die Mikro-Wissenden vermochten die Frage nicht so einfach und schon gar nicht verbindlich zu beantworten. Sie hielten es jedoch für denkbar, dass sich beim Hyperschock die Struktur des Raumes selbst verändert hatte. In der Folge musste sich das Raum-Zeit-Kontinuum „entzerren", um wieder in sich stabil zu sein.
Natürlich war das nur eine Theorie, aber eine andere gab es bislang nicht. Als Folge dieses Entzerrungsprozesses könnte es tatsächlich den Orellana-Haufen an seine neue Position versetzt haben. Sie hielten es darüber hinaus für möglich, dass es in der heimatlichen Galaxiengruppe weitere solcher Versetzungen gegeben habe - damit der „Raum an sich" im großen Maßstab stabil wurde.
Alexim und Lemaha reisten weiter, rastlos und voller Fragen. Alexim fragte sich, was noch auf sie zukam und wie die Konsequenzen für das tägliche Leben der Telomon aussehen mochten. Wie wirkte sich ein völlig neuer kosmischer Ort mit vielleicht neuen kosmischen Gegebenheiten aus?
Die beiden versuchten in ihren vielen Gesprächen, dem Ganzen einige gute Seiten abzugewinnen. So mutmaßten sie zum Beispiel, dass an diesem neuen Ort zwischen zwei fremden, weit entfernten Galaxien die Wahrscheinlichkeit kleiner war, von Störenfrieden heimgesucht und entdeckt zu werden.
Aber das konnte kein Trost sein: Wenn es eine konkrete Gefahr für die Diskrete Domäne gab, waren es die immer dreister auftretenden Tad de Raud. Die wiederum kamen nicht von „irgendwo draußen", sondern sie tobten durch Orellana.
*
Alexim und Lemaha hielten sich noch immer auf einer der Randwelten auf, um die Lage zu beobachten, als sie von ihren Mikro-Wissenden hörten, dass ausgerechnet einige Dörfer nahe dem Zentrum des Sternhaufens ein ebenfalls völlig neues Phänomen beobachteten. Jene Augen der Andury, die sich in Reichweite des Zentrums befanden - also bis zu fünf Lichtjahren entfernt -, orteten plötzlich übereinstimmend das Erscheinen eines fremden Sonnensystems!
Die beiden Telomon lauschten den Berichten der Mikro-Wissenden. Im Zentrum ihres Sternhaufens war eine rote Doppelsonne erschienen, die vor der Transition durch den Superschlund definitiv nicht da gestanden hatte. „Oder andersherum ...", korrigierte sich Alexims Gerät. „Der Orellana-Haufen hat möglicherweise eine Position eingenommen, wo schon seit jeher ein Sonnensystem im Leerraum existiert hat."
Es sei sogar möglich, dass das fremde System für Orellana als eine Art „Anziehungspol" fungiert habe, wo keine anderen Sterne standen.
Die beiden diskutierten und stellten
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