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2385 - Im Mesoport-Netz

Titel: 2385 - Im Mesoport-Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als sie ihn erkannte.
    Alexim sah, dass es eine Frau war: Sie war jung und schön, ihr langes Haar wirkte zerzaust, und in ihren riesigen dunklen Augen glomm ein wilder Blick, den er oft auf Bildern gesehen hatte. Er starrte sie ungläubig an. „Was ist?", fragte sie ihn, offen und ungehalten. Sie gab sich erst gar keine Mühe, freundlich zu sein. „Was starrst du mich so an? Noch nie eine Frau gesehen?
    Mach den Mund auf, Mann! Ihr habt euch sehr viel Zeit gelassen, nach uns zu sehen.
    Ihr hättet mir aber auch gestohlen bleiben können. Ich komme ganz gut allein zurecht."
    Es war Lemaha Eliyund, wie man sie ihm beschrieben hatte - mit einem Unterschied: Sie war in ihrer wilden Brüskheit noch schöner...
     
    *
     
    Alexim Afateh wusste, dass ihm genau zwei Möglichkeiten blieben, Lemaha zu antworten. Entweder ließ er sich von ihr einschüchtern - und verlor sie, bevor er die Hand nach ihr ausgestreckt hatte. Oder er konterte mit ihren Mitteln und redete ihre Sprache.
    Alexim wählte die zweite Option. Ohne nachzudenken, erwiderte er ihre Freundlichkeiten im gleichen Ton. Seine frechen Sprüche verwunderten ihn selbst, ihre Antwort kam prompt, und im Nu standen sie in einem heftigen Wortgefecht.
    Sie warfen sich einige Unfreundlichkeiten an den Kopf, bis sie innehielten. Lemaha schwieg und grinste, starrte ihn lange an.
    Alexim kam es vor, als hätte er einen ersten Sieg errungen.
    Er fand sie wunderbar: Wild wirkte sie auf ihn und doch voller Anmut. Ihr kurzer Kittel aus Leder schmeichelte ihrer Figur; ihr Atem ging schnell, und in ihren Augen loderte die Lebensenergie.
    Sie musterte ihn von oben bis unten.
    Irgendwann gelangte sie offensichtlich zu einem Entschluss. „Dann komm, Kerl, du musst etwas essen", sagte sie. „Du siehst ganz jämmerlich aus, und ich mag keine Hungerhaken."
    Alexim freute sich, verbarg aber seine Gefühle. Nach dem ersten verbalen Gefecht empfand er diese Aussage fast als liebevolle Einladung.
    Er folgte der Tochter des Dorfminsters in den Gemeinschaftsraum. Sie bot ihm einen Stuhl an und verschwand in einem Nebenraum. Kurz darauf brachte sie ihm warmes Essen, das verführerisch duftete. „Da, nimm!", schnauzte sie und knallte den Teller vor ihm auf den Tisch. Dann blieb sie neben ihm stehen, um ihm beim Essen zuzusehen.
    Alexim ließ sich nichts anmerken. Er hatte tatsächlich Hunger und wollte sich nicht provozieren lassen. „Danke", sagte er höflich und ließ sich den wohlschmeckenden Braten mit Soße und lokalen Früchten munden.
    Kaum war er fertig und hatte seinen Teller zur Seite geschoben, als sich Lemahas Verhalten erneut änderte. Sie setzte sich neben ihn und begann zu erzählen. Sie verhielt sich, als seien sie alte Bekannte, und er hütete sich, sie zu unterbrechen.
    Lemaha Eliyund berichtete von den vielen Reisen über das Mesoport-Netz, die sie schon unternommen hatte. Sie trieb zwar keinen Handel oder nur so viel, um auf anderen Welten zu überleben, aber sie reiste viel. Sie wollte in erster Linie andere Telomon sehen und kennen lernen - und ebenso andere Völker. „Wie war eigentlich dein Transfer hierher?", fragte sie unvermittelt. „Was meinst du?", fragte er nach ganz kurzem Zögern. „Das weißt du ganz genau, Alexim. Tu nicht so. Du musst es auch gemerkt haben oder zumindest dein Kamhalox. Das Netz ist nicht mehr so, wie es war."
    „Du meinst diese Fäden? Diese Risse, die man sieht? Aber das ist doch vielleicht alles nur in unseren Köpfen."
    Sie lachte auf und winkte ab. „Es ist mehr, und das weißt du selbst. Unsere Tiere wären nicht so durcheinander, wenn es nur Täuschung wäre. Etwas passiert mit dem Mesoport-Netz, und das gefällt mir nicht."
    Noch bevor er darauf eingehen konnte, wechselte sie. erneut das Thema. Lemaha berichtete, wie ihr Dorf die sich anbahnende Katastrophe erlebt hatte.
    Nicht ihr Vater, den sie nur „Fettwanst" nannte, hatte die Evakuierung angeordnet, sondern sie selbst. Während er noch gezögert hatte, hatte sie gehandelt und ihre Mitbewohner samt Dorfminster zu einem Dorf auf den Randplaneten gebracht. Nur sie war zurückgeblieben, allein mit ihrem Kamhalox. „Warum?", fragte Alexim, als sie fertig war. „Wieso bist du geblieben?"
    „Einer muss doch hier sehen, wie's weitergeht, oder?", stellte sie die Gegenfrage. „Könnte ja mal Besuch kommen, oder?"
    Alexim kam unvermittelt ins Husten, ohne dass er den Grund dafür kannte.
    Lemaha lachte, gab ihm einen Klaps auf den Rücken und stand auf. „Komm, du willst

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