2385 - Im Mesoport-Netz
doch zum Dorf-Wissenden. Den brauchst du zwar nicht mehr zu befragen, aber das Auge der Andury liefert erstaunliche Bilder und Daten."
Alexim folgte ihr die Stufen zum Keller hinab. Hinter ihr betrat er zum zweiten Mal die sterile, ihm fremde Welt aus kalter Technik und ihm meist unverständlichen Bildern: Lemaha sah ihm sein Unbehagen wohl an den Augen an, denn sie zwinkerte ihm zu, bevor sie einiges erläuterte. „Das Auge ... Natürlich erlaubt das Gerät keine vollständige Beobachtung des Sternhaufens mehr. Orellana ist aber zumindest bis in eine Distanz von fünf Lichtjahren zu überblicken. Und da gibt es keine Spur mehr von Hyperschlünden, nicht einmal eine ganz kleine. Im überschaubaren Umkreis ist völlige Ruhe eingekehrt."
Alexim nickte nur; das war eine gute Nachricht. Dem Dorf Imnova drohte anscheinend keine Gefahr mehr.
Lemaha äußerte Spekulationen und sprach so viel über die anderen Welten und Dörfer der Diskreten Domäne der Telomon, dass der Händler schließlich begriff. Der Glanz in ihren Augen sprach zudem schon für sich. „Du willst sie tatsächlich besuchen", sagte er. „All diese anderen Kolonien. Du willst mehr sehen, mehr, als von hier aus möglich ist."
„Erraten!", bestätigte sie mit unternehmungslustigem Funkeln in ihren dunklen Augen. „Du willst es doch auch, oder? Du musst es sogar, es ist dein Auftrag, Alexim. Warum tun wir uns also nicht zusammen und brechen auf? Du kannst den Evakuierten auf den Randwelten die frohe Kunde bringen, dass sie nach Hause zurückdürfen, und ich sehe mich anderweitig um. Ich mache das gerne, verstehst du? Und vielleicht würden wir ein ganz gutes Team abgeben."
„Wir beide?", fragte er. Das ging ihm fast ein wenig zu schnell.
Sie nickte. „Natürlich. Ich könnte mich an dich gewöhnen. Ich sehe so etwas. Du bist nicht die Norm, Alexim. In dir steckt eine ganze Menge, was du gar nicht weißt."
Alexim Afateh willigte sofort ein. Es hörte sich an, als könne er seinen Traum verwirklichen.
*
Und sie reisten tatsächlich miteinander.
Alexim und Lemaha wurden ein Team - und sie wurden bald auch ein Paar.
Sie stritten, und sie liebten sich, sie gingen auseinander und kamen wieder zusammen, und immer merkten sie, dass sie sich ein weiteres Stück näher gekommen waren.
Die immer aufsässige junge Frau, die sich von keinem etwas sagen ließ und gewohnt war, ihren eigenen Weg zu gehen, fand zu ihm. Und der Zügellose, der ewig Suchende, der ebenfalls seinen eigenen Weg gesucht hatte, fand zu einer Telomon, die ihn akzeptierte und ihn verstand. „Allein waren wir Heimatlose", sagte sie einmal, als sie bei einem kleinen Feuer unter ihren Decken lagen, „immer Getriebene, nirgendwo wirklich zu Hause.
Zusammen aber sind wir stark und unüberwindbar. Lass jeden von uns 75 Prozent von sich geben - zusammen macht das hundertfünfzig ..."
Alexim verstand eigentlich nicht, was sie ihm sagen wollte, aber es klang gut.
Sie bereisten das Mesoport-Netz und die Dörfer der Gebliebenen und Evakuierten, bei deren Rückführung sie halfen. Alexim begann dabei schon wieder, seine Geschäfte zu betreiben.
Die beiden erlebten hautnah mit, wie auch die anderen Völker, die Bewohner der „Nachbarschaft", langsam Mut fassten Lind sich zu erholen begannen, weil sie sich den neuen Gegebenheiten anpassten.
Die Telomon halfen ihnen dabei, ohne aufzufallen oder auch nur Spuren zu hinterlassen.
Alles schien gut zu sein - aber nur für die anderen.
Denn die beiden Reisenden stellten immer wieder fest, dass sich das Mesoport-Netz auf nicht fassbare Weise veränderte. Etwas stimmte nicht mit ihm, und die Kamhalox spürten es am stärksten.
Ebenso Alexim und Lemaha. Sie „fühlten" und „sahen" es mit dem sicheren Instinkt gereister Fahrensleute, die „ihr" Medium kannten.
Noch etwas störte das Bild des Wiederaufbaus. Schneller als alle anderen erholte sich das Volk der Tad de Raud von der Katastrophe und dem Schock. Von allen Völkern gingen sie nicht nur am schnellsten, sondern sogar gestärkt aus der Krise hervor.
Kein anderer passte sich so schnell an wie die Eroberer und Mörder aus dem Vintiih-System ... und die Techniker von Arkmeden, die von ihnen unterworfen wurden.
Als die Raumschiffe wieder flogen, waren innerhalb der reduzierten Entfernungen die Tad de Raud die Ersten, die Schlachtflotten aussandten, Produktionsstandorte fremder Völker eroberten und mit Kaltblütigkeit und Verachtung nach der Macht in Orellana griffen.
Und dann
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