2385 - Im Mesoport-Netz
heilenden Energien, die der Kontakt zu Taggilla in ihm aufbaute. Und er dankte und bat um Taggillas Gnade für die kommenden Tage.
Etwa eine halbe Stunde lang verharrte der Händler aus dem Volk der Telomon in seiner knienden Haltung, eine humanoide Gestalt von gerade einmal achtzig Zentimetern Größe, mit dunkelbrauner Haut unter dem grünen Kittel und wallendem rotem Haar. Dann öffnete er die Augen und hob langsam den Kopf. richtete sich auf und drehte sich um. nachdem er den Taggilla wieder in seiner Tasche verstaut hatte. Alexim Afateh atmete die klare, würzige Luft von Onnyx und lächelte versonnen, als sein Blick sich klärte und er die wartenden Männer, Frauen und Kinder des Mesoport-Dorfs zwischen ihren Hütten stehen sah.
Das Dorf war klein, wie alle Kolonien der Telomon. Die Hütten waren aus dünnen Stämmchen, Ästen, Zweigen, getrocknetem Gras und Lehm gebaut und wirkten nur auf den ersten Blick ärmlich.
Die Telomon brauchten viele der Dinge, die für andere Wesen selbstverständlich waren, einfach nicht. Was sie zum Leben benötigten, wuchs auf ihren Feldern, die das kleine Dorf umgaben, oder kam aus den umliegenden Wäldern. Ihr Wasser fiel vom Himmel und wurde in großen Zisternen gesammelt. Und in ihren Hütten herrschte die Wärme, wie sie nur tiefe Zufriedenheit zu schenken vermochte.
Alexim Afateh drehte den Kopf und nickte Morris begütigend zu. Sein Kamhalox mit der typischen gelblich beigen Fellmaserung wartete ebenfalls. Auf dem Rücken des Tragtiers war ein Gestell mit mehreren Köchern festgeschnallt, die mit eigenen Vorräten und den Waren gefüllt waren, welche der Händler auf Onnyx getauscht hatte. Viele dufteten bis zu ihm herüber - seltene, schmackhafte Nahrungsmittel, wie sie nur auf Onnyx gediehen, und ebenso erlesene Kräuter und Gewürze. „Es wird Zeit, Morris", sagte der Telomon. „Wir reisen weiter. Wir können zufrieden sein - nicht wahr alter Freund?"
Der Kamhalox grunzte gutmütig und schnaubte. Die kleinen Augen des wuchtigen Tieres, das ein Terraner wohl mit einem Ochsen verglichen hätte, funkelten unternehmungslustig. Morris war immer da gewesen, solange Alexim zurückdenken konnte. Schon sein Vater hatte mit ihm das Mesoport-Netz des Sternhaufens bereist. Er hatte das Tier aufgezogen und trainiert, bis der Kamhalox mithilfe des Kurz-Impulses jede Weiche des Netzes in Orellana fand und ihn zum Ziel brachte.
Ja, dachte der Händler, ich habe gut getauscht und gekauft. Mit meiner Ausbeute kann ich weiterreisen und zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Alexim gab Morris einen leichten Klaps auf den breiten Rücken. Dann setzte er sich in Bewegung. Der Kamhalox trottete brav und treu hinter ihm her.
Vor dem Dorfminster mitten in der Gemeinde blieb er stehen. „Noch einmal bedanke ich mich für die Gastfreundschaft und die Geschäfte", sagte er höflich und verbeugte sich. „Wir haben zu danken", sagte der Dorfminster von Onnyx. „Dein Besuch war eine Ehre für uns, und die vielen Gespräche waren uns ein Labsal. Wir haben es genossen, mit dir an den Feuern der Hütten zu sprechen, bei altem Wein und wohlschmeckenden Speisen." Er sprach für das ganze Dorf und strahlte jene Würde aus, die den gewählten Vorstehern jeder Telomon-Kolonie zu eigen war.
Alexim war gerührt. Ein Abschied fiel immer schwer, da konnten noch so viele neue Stationen und Welten vor ihm liegen.
Er winkte den anderen Telomon zu, rund dreihundert kleine Wesen, und gab sich den letzten Ruck.
Mit dem voll bepackten Morris, der ihm auf dem Fuß folgte, begab er sich zur Dorfmitte. Die Mesoport-Weiche, eine Art „Nebelbank" von fünf Metern Durchmesser, bildete hier das Tor zu den anderen Welten Orellanas. Noch einmal blieb er stehen und sog die würzige Luft ein.
Dann überprüfte er seine Instrumente, ein längst zur Gewohnheit gewordenes Ritual.
Der Mikro-Wissende, zwischen den roten Haarbüscheln am Kopf des Händlers befestigt, wo er ihm seinen Rat und die Antworten auf seine Fragen einflüstern konnte; das winzige Auge der Andury, das ihm alles zeigte, was die eigenen Sinnesorgane nicht wahrnehmen konnten; das ebenso kleine Ohr der Andury, mit dem er stets in Verbindung mit anderen Händlern und Telomon stehen konnte - alles war da und funktionsfähig. „Also los, Morris", sagte er endlich. „Imnova wartet ..."
Der Kamhalox grunzte. Alexim ging in die Knie und sprang auf den Rücken des treuen Tiers, in den Nacken zwischen dem mächtigen Kopf und dem Traggestell.
Morris
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