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2386 - Die Diskrete DomÀne

Titel: 2386 - Die Diskrete DomÀne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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präzis getimten Vorgang über die Zapfstrahlen in die Sonne Gulver remittiert werden."
    Verstanden sie, was ich sagen wollte?
    Begriffen sie die Größe und die Risiken dieser Aufgabe? „Gulver ist ohnehin ein natürlicher UHF-Strahler. Ich möchte durch die Rückleitung einen Übersättigungszustand herbeiführen.
    Die angestauten Energien sollen durch plötzliche Ventilierung ins Psionische Netz abgeleitet werden."
    Die Aufgabe, der ich mich stellte, besaß gewaltige Dimensionen. Ein falscher Handgriff, ein geringfügiger Berechnungsfehler mochte zur Explosion Gulvers statt zur Ableitung ins Psionische Netz führen. Und dieser Moment war bei Weitem nicht der einzig heikle, mit dem ich mich während der nächsten Jahre intensiv würde auseinandersetzen müssen. „Die Energiemixtur soll von exakt derselben Art sein", fuhr ich fort, „wie sie die Andury zur Aufladung des Mesoport-Netzes verwendeten."
    „Was passiert, wenn dieser Plan gut geht?"
    Alexim blickte mich hoffnungsvoll an. „Dann kann ich die Stabilität des Netzes für ein paar Jahrtausende gewährleisten."
    „Ein paar Jahrtausende", brummelte Lemaha. Ihre Stimme klang hoffnungsfroh. „Das ist eine lange Zeit. Zeit für viele Generationen ..."
    So war es. Wenn alles glatt ging - wenn!
    - ,dann würde ich das kleine Glück der Telomon über viele Generationen aufrechterhalten können.
    Lemaha und Alexim blieben stumm, während ich ihnen einen Überblick über meine Aufgaben während der nächsten Jahre gab. Sie schalteten ab, als ich vom tempostatischen Ausgleichsreduktor und der inkohärenten Verzahnungsschaltung erzählte. Technische Details, deren tiefe und breite Ausarbeitung langer Grundlagenforschung bedurfte, würden sich ihnen niemals erschließen. Dennoch redete ich weiter. Ich merkte, dass sie das Bedürfnis hatten, in meine Aufgaben eingebunden zu werden.
    Und ich wiederum fühlte mich wohl dabei, meine Sorgen mit jemand anderem zu teilen.
     
    *
     
    Irgendwann servierte Synge Braumbolz das Essen. Einen Eintopf. Eine Götterspeise. Eine Mischung aus süßlichen Früchten, breiigen Gemüseknollen und Gewürzextrakten, die auf meinen Geschmacksnerven einen wilden Tanz aufführten.
    Das Mahl war an Schärfe nicht zu überbieten. In meinem Magen tobte Feuer.
    Ein Atombrand, der sich vom Magen bis zu den Gehirnwindungen vorfraß und vorerst jeglichen Gedanken an Hyperströme und sinnvolle Arbeit vernichtete. Ich weinte Tränen und stopfte aus Verzweiflung leckeres, dunkles und nach Nüssen duftendes Brot in mich hinein, um die Revolte in meinen Eingeweiden zu stoppen. Süßlicher Wein, in großen Mengen genossen, tat das Seine, den wohligen Schmerz weiter zu reduzieren. „Ein Geheimrezept meiner Stieftante mütterlicherseits" flüsterte Synge heiser, „die es wiederum von einer gewissen Jolesch-Tante zugesteckt bekam." Sie rülpste ungeniert. „Seltsamerweise ist diese nicht mit mir verwandt." Sie hatte derart große Mengen an Nahrung in sich hineingeschoben, dass sie kaum noch atmen konnte. Dennoch hörte ich Erstaunen und Ärger zugleich in ihrer Stimme. „Ich habe jahrzehntelang nach Hinweisen auf eine Verwandtschaft geforscht und nichts gefunden. Gar nichts."
    „Und wenn du Jolesch adoptierst?", schlug ich vor. „Sie ist schon lange tot." Synge kämpfte gegen die Schwerkraft und schaffte es schließlich doch, sich ein wenig aufzurichten. „Aber vielleicht schaffe ich es posthum. Hm ..." Nachdenklich klatschte sie sich einen weiteren Löffel mit Canjou-Eintopf auf den hölzernen Teller, aß und ächzte mit jedem Bissen, ohne sich weiter um Lemaha, Alexim und mich zu kümmern. „Gibt es irgendwelche Gefahren bei deinem Plan?", fragte mich Alexim schließlich. Er lutschte an mehreren Blättern mit süßscharfem Geschmack, die ihm sichtlich Erleichterung brachten. Er lag wie ich auf dem Rücken und streichelte das Bäuchlein. Wir alle hatten zu viel gegessen. „Einige", gab ich vage zur Antwort. „Es wird nötig sein, dass ihr mich in der nächsten Zeit mehrmals nach Dynh Abhwelt bringt. Ich benötige das Wissen des Inkarnierten."
    „Wir tun, was wir können." Lemahas Gesicht zeigte dunkelrote Färbung. Immer wieder japste sie nach Luft. „Verdammt - wenn ich ein klein wenig Platz in meinem Magen fände, würde ich noch einen Teller Canjou nehmen."
    Ich rollte mich beiseite, bis ich ihr in die Augen sehen konnte. „Habt ihr Synge wegen ihrer Kochkünste hierher gelockt?", fragte ich.
    Die Telomon-Frau lächelte mich freundlich an.

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