2386 - Die Diskrete DomÀne
„Keinesfalls. Sie ist von selbst gekommen, hat sich breitgemacht und gemeint, dass es ihr hier ausgezeichnet gefällt. Ich habe sie übrigens niemals zuvor in meinem Leben gesehen, und unter uns gesagt, bezweifle ich, dass wir miteinander verwandt sind."
„Werden auch ... andere nach Neu-Lemur kommen?"
„Nach Enduhaim", verbesserte sie mich. „In die Diskrete Domäne Enduhaim. Ich hoffe doch sehr." Stolz klang in ihrer Stimme mit. „Wir wollen aus diesem wunderschönen Ort eine blühende Gemeinde formen. Dort ist Platz für ein gutes Dutzend weiterer Hütten, da plane ich ein Gemüsefeld. Die Früchte der Bäume, die uns umgeben, geben eine ausgezeichnete Marmelade ab. Das Holz ist hart, zäh und im Feuer zu biegen. Wenn wir es schaffen, einen guten Tischler hierher zu locken, könnte dies der Anfang von etwas Großartigem werden ..."
Lang und breit erzählten sie mir von ihren Plänen. Von Wachstum, Warentausch, Gemeindefesten, Kochwettbewerben, fröhlich quietschenden Kindern, die nackt umherliefen ...
Stunden vergingen, während ich gebannt zuhörte.
Ich begann, die Telomon um ihr kleines Glück zu beneiden
13.
Allanas-Dreen fühlte sich müde. Erschöpft. Ausgebrannt. Nutzlos. Er zweifelte an sich selbst, fühlte, dass er allmählich zum Gespött seiner Leute wurde. Er achtete nicht mehr auf die Körperpflege, entzog sich den rituellen Jagden in den Kaminen seines Schiffs, mutierte immer mehr zum sonderlichen Außenseiter, der gefürchtet und gehasst wurde ... „Die Präkog-Prinzessin möchte dich sprechen", unterbrach der Erste Offizier seine grimmigen Gedanken.
Verwunderung klang in seiner Stimme durch.
Die Prinzessin ...
Allanas-Dreen wurde das erste Mal seit undenklichen Zeiten zur wirklichen Kommandantin seiner Lüsterdrohne vorgeladen. Beinahe hätte er vergessen, dass es sie gab. Nie hatte sie Einspruch gegen seine von blindwütigem Wahn gekennzeichnete Jagd nach den Unsichtbaren erhoben - hatte ihm andererseits aber auch niemals geholfen.
Es war Allanas-Dreen, als hätte sie keinerlei Interesse an seinen Zielen und wäre in jedem Moment ihrer Existenz mit der Aufgabe des Gebärens beschäftigt gewesen.
Er drang in ihre Sphäre vor, begleitet von unzähligen Tu'gas't-Krebsen, die bedrohlich mit ihren Scheren klapperten.
Da lag es, das ungeheure Geschöpf, lockte und verstörte ihn mit den Gerüchen, die es absonderte. Mit einem Wink holte sie ihn näher heran.
Ließ ihn einen Blick auf den aufgequollenen Körper richten.
Sagte: „Deine Zeit ist bald gekommen."
Und entließ ihn wieder.
Allanas-Dreen schöpfte neue Hoffnung
14.
„Du wirst gezwungen sein, die Funktionalität des Sonnentransmitters einzuschränken", gab Schalug zu bedenken. „Solange die Rettungsaktion für das Mesoport-Netz anläuft, wird das Gulver-Duo bestenfalls empfangen können - aber nicht senden."
Es schmerzte mich, an diesen Umstand auch nur zu denken. Der Wächter des Inkarnierten hatte selbstverständlich recht. „Ich setze Präferenzen", erwiderte ich. „Die Probleme der Telomon besitzen absoluten Vorrang. Nicht zuletzt deshalb, weil du mich mit der Notlage deiner Schutzbefohlenen moralisch erpresst hast."
„So ist es."
Mehr sagte Schalug nicht. Ein Stapel Schreibfolien und mehrere scheibchenförmige Datenträger lagen plötzlich auf dem kleinen Tischchen der Schnittstelle bereit. Das Holowesen selbst verschwand ohne weiteres Wort, glitt einfach durch eine der Wände.
Ich packte das angeforderte Material so rasch wie möglich in meinen Telomon-Ranzen und verließ die Stadt. And'rol verbarg sich wie so oft unter Inversionsnebel. Lediglich die Spitzen der Türme ragten aus der weißen Watteschicht.
Morris und Alexim erwarteten mich am Durchgang, unmittelbar neben dem Dormoid. Das Gerät war mittlerweile im Boden eingesunken. Es verschwand allmählich von der Oberfläche Dynh Abhwelts. Es hatte seine Schuldigkeit getan. Der Händler striegelte seinem Tier das Fell und brummte eine fröhliche Melodie. Bewundernswert. Er schaffte es, aus trübseligen Phasen, die er aufgrund der immer deutlicher werdenden Fehlfunktionen des Mesoport-Netzes durchlitt, mit einem einzigen Lied zurück zu guter Laune zu finden. Immer wieder verabreichten mir er, Lemaha, Synge und andere Telomon, die sich mittlerweile in Enduhaim angesiedelt hatten, emotionale Dosen, die mir Mut machten, meine Arbeit fortzuführen. Hätte ich es während der letzten Monate bloß mit Schalug und anderen Holo-Pförtnern auf
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