2386 - Die Diskrete DomÀne
meiner Hyperfühligkeit tastete ich mich voran, spürte die wichtigsten Bahnen auf, folgte ihren Flussverläufen, konzentrierte mich dann auf Nebenbahnen.
Ein Kribbeln ließ mich erschaudern.
Selbstverständlich entsprachen die Bilder in meinem Kopf nicht den tatsächlichen hyperenergetischen Vorgängen. Ich konnte die Bereiche, in denen höherdimensionale Vorgänge in unsere Raumzeit hineinragten, fühlen und meine Wahrnehmungen in ein Raster einordnen. Diese Möglichkeit der gefühlsmäßigen Erfassung und verstandesgemäßen Einordnung verdankte ich wohl den Zuchterfolgen der Sphero.
Ich stockte. Ein schmalstegiger Verbund feinster Energieäderchen, der von einem Ladeelement der Regenbogen-Aggregate ausging, führte ins Nichts und versiegte dort. Ein minimaler Fehler, der an einer Schnittstelle zu lemurischen Energieschöpfern entstanden war. Die Technik meiner ehemaligen Schutzbefohlenen erwies sich als nicht ganz so robust wie jene ihrer Partner.
Ich machte eine geistige Notiz, sodass ich später in diesem Bereich mit den Reparaturen beginnen konnte.
Anschließend tastete ich mich in einen der Hauptenergieströme zurück und folgte weiteren Abzweigungen. Vor, zurück. Vor, zurück. Immer wieder.
Irgendwann machte sich körperliche Erschöpfung breit. Ich musste etwas trinken und essen. Zwölf Tage waren vergangen, die ich, meist regungslos stehend, in den unterirdischen Anlagen verbracht hatte.
Ein dienstbarer Roboter brachte mir Wasser und proteinreiches Rohpulver. Der feinkörnige Sandbrei schmeckte fad, blieb zwischen den Zähnen kleben und sättigte nicht in jenem Ausmaß, das ich für eine Weiterarbeit benötigte. Auch fühlte ich mich ... ausgebrannt.
Ich wanderte ohne Weg und Ziel durch das unterirdische Reich. Tastete über das kühle Metallplast der Wände, las wertlos gewordene Bedienungshinweise der Lemurer, verfolgte uralte Spuren, die in einer hauchdünnen Staubschicht erhalten geblieben waren. Gedankenverloren erreichte ich ein Tor. Ich öffnete es, blinzelte gegen strahlende Helligkeit. Am Horizont erkannte ich Bäume. Ein Wäldchen. Seltsam. Irgendetwas hatte mich hierher geführt.
Ein Instinkt? Die Nähe anderer Wesen?
Ohne lange darüber nachzudenken, marschierte ich drauflos. Langsamen Schritts, allmählich immer schneller werdend.
Das Wäldchen war bald erreicht. Ich suchte einen Weg zwischen den Bäumen nach Enduhaim, fühlte mich plötzlich abgedrängt und abgelenkt.
Die Nullschirm-Kombo tat ihr Werk. Ein sanfter, hyperenergetischer Energiemix streichelte und reizte meinen Geist.
Ich wischte den Einfluss beiseite. Das Strauchwerk erschien mit einem Mal nicht mehr ganz so dicht. Ich erkannte Wiesen, Häuser und zwei laut grunzende Kamhalox zwischen ihnen. Ich folgte dem Geruch der beiden Tiere, fand rasch den kürzesten Weg auf die kleine Lichtung.
Enduhaim wirkte unverändert. Aus dem Kamin des einzig bewohnten Hauses zog eine dünne weiße Rauchfahne nach oben.
Hatten Lemaha und Alexim etwa ihren Wohnort gewechselt? Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, waren sie links und nicht rechts von der Scheune beheimatet gewesen. „Hallo?" Ich stellte mich auf den kleinen Vorplatz und blickte mich suchend um.
Versteckten sich die Telomon, oder waren sie wieder einmal miteinander beschäftigt? „H...hallo", antwortete mir eine schüchterne Stimme. Aus dem befeuerten Haus trat ein dürres Telomon-Weiblein hervor, blieb im Halbschatten der Veranda stehen. In der einen Hand hielt es einen riesigen Kochlöffel, in der anderen einen Pack grüngelber Wurzeln. „Du musst Ama Zurn sein. Lemaha und Alexim haben mir von dir erzählt." Die alte Frau schluckte schwer, bevor sie den Mut fand, weiterzureden. „H...hast du Hunger?"
„Nun - ein wenig." Eine fremde Telomon?
Hier? Was hatte das zu bedeuten? „Und du bist ...?"
„Synge Braumbolz." Sie legte Wurzeln und Küchenwerkzeug beiseite,. trat vorsichtig einen Schritt näher. „Ich bin eine Tante zweiten Grades des Cousins von Lemahas Schwippschwager Tornur.
Allerdings behauptet Yildiom, der närrische Halbbruder von Foltoms Neffen Damhar dem Jüngeren, dass die Beziehung zwischen Appenau Obermar und seiner Großnichte Übyn Pinterkarz bereits in die Brüche gegangen ist, bevor Schwumpy Leistendur und Ebda Flachnutz einander kennen lernten. Du verstehst?"
„Ich ... verstehe." Natürlich tat ich das nicht. Mein Verstand, für hoch komplizierte hyperenergetische Vorgänge geschult, stieß an seine Grenzen. „Kannst du mir sagen,
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