2388 - Objekt Ultra
Meinung.
Noch schlimmer als dieses Anspruchsdenken war nur jener Gedanke. der bei einigen notorischen Beckmessern aufgekommen war: Mondra Diamond als Gefäß für ES' Willen, als Instrument, das einem bestimmten Zweck gedient hatte und das seitdem überflüssig geworden war Ein Relikt, das sich nur über seine Vergangenheit definierte.
Aber Mondra wollte zuerst und vor allem anderen aus sich selbst heraus wertvoll sein, ganz einfach, weil sie ein Mensch war Es gab Tage, da sehnte sie sich in ihr altes Leben zurück, in dem sie als Zirkusartistin gearbeitet und nichts von den großen kosmischen Zusammenhängen geahnt hatte. Aber zum einen konnte sie das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, und zum anderen hätte sie den Lauf der Dinge gar nicht verändern wollen. Es war ihr Leben, und damit spielte man nicht herum.
Selbst wenn ES dieses Leben in jener Koje beeinflusst hatte, in der Delorian gezeugt worden war, vermochte keine Superintelligenz des Kosmos jenen Zauber zu beherrschen, der zwischen Perry und ihr wirksam geworden und irgendwann wieder erloschen war: der Zauber der menschlichen Liebe, die sich immer wieder als so stark und zugleich so empfindlich erwies.
Ihr Weg mit und dank Perry Rhodan hatte sie in Gegenden und Zeitalter des Universums geführt, die ein normalsterblicher Terraner wohl kaum jemals zu sehen bekommen würde, und dort hatte sie Dinge erlebt, wie sie phantastischer kaum ausfallen mochten.
Sie war mit der mentalen Essenz des Architekten eines Chaotenders und Erinnerungen eines Dieners der Materie verschmolzen und ... war langlebig geworden. Vielleicht sogar unsterblich, niemand wusste das. Gewiss sah es so aus, als ob sie nicht mehr altere - aber es gab keinen Präzedenzfall, mit dem sie ihre eigene Entwicklung vergleichen konnte.
Niemand wusste, woran das lag: an ihrer Eigenschaft als „Mutter" von ES oder an den Ereignissen im Land Dommrath?
Sie dachte an den Diener der Materie Torr Samaho, an den Chaotender-Architekten Kintradim Crux, an den gewaltigen Kampf, den sie mit dessen Hilfe gewonnen hatte.
Bilder zogen an ihrem inneren Auge vorbei, die albtraumhaften Gegebenheiten um den havarierten Chaotender ZENTAPHER.
Und nun ... Wieder ging es um einen Chaotender. Und die Leute erwarteten quasi, sie würde sich ständig als Spezialistin für dieses Thema zu Wort melden.
Erwartungen ... wie sie das hasste.
Und wie gut sie den Unsterblichen verstehen konnte, der ebenfalls sein Leben lang gegen die Erwartungshaltung anderer hatte ankämpfen müssen, ehe man ihn endlich seinen eigenen Weg gehen ließ. Ob er bei den Friedensfahrern das Glück gefunden hatte, das ihm in letzter Instanz stets versagt geblieben war? Das Vergessen im Loolandre, die Vereinigung mit Kytoma oder das Exil an der Seite Testares ... all das war verloren.
War das ihr gemeinsamer Fluch, immer das zu verlieren, wonach sie sich sehnten?
O ja, in Momenten wie diesen glaubte Mondra, den schweigsamen Unsterblichen mit der schwarzen Plastikmaske zu verstehen. „Mondra?"
Alaska Saedelaeres Stimme riss sie aus den Grübeleien. Der hagere Terraner überragte Mondra um einen ganzen Kopf. Sie standen nebeneinander in der Zentrale seiner FORSCHER, doch während Mondra mit dem Rücken gegen die Wand lehnte, gönnte er sich diese kleine Bequemlichkeit nicht.
Sie sah ihn an. Das Cappin-Fragment hinter der Maske verhielt sich ruhig. Hätte sie nicht gewusst, was sich hinter der Maske verbarg, wäre es nicht zu erahnen gewesen. „Entschuldige. Ich war in Gedanken."
Alaska gab ein glucksendes Geräusch von sich. Lachte er etwa?
Wie gerne hätte Mondra in diesem Moment in seiner Mimik gelesen, doch die Maske verbarg jeden Blick.
Nicht die Maske, verbesserte sie sich in Gedanken, sondern das Cappin-Fragment ... Die Gesichtsmaske dient lediglich dazu, all jene zu schützen, die Alaska ansehen.
Denn ein Blick auf das höherdimensional strahlende Fragment führte beim Betrachter unweigerlich dazu, dass dieser den Verstand verlor.
Saedelaere berührte sie an der Schulter; eine Geste voll ungewohnter Vertraulichkeit. „Ich kenne das." Die Hand zuckte zurück, hektisch, unsicher fast, und schwebte einen Augen- blick unschlüssig vor seiner Brust, als wisse er nicht, was er mit ihr anfangen sollte. „Man lernt, mit solchen Phasen zurechtzukommen."
Mondra war plötzlich, als könne sie schlechter atmen als noch vor einer Sekunde. Hatte die Luft nicht plötzlich einen schalen Beigeschmack? „Wie kommst du darauf?"
„Das brauche
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