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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Heck, Bug und die Flanken des Fluggeräts. Wie trockenes Laub taumelte es durch den Schneesturm, doch offensichtlich unbeeindruckt von den Turbulenzen hielt Otto von Bismarck den Kurs. »Bodennähe erreicht. Zielkoordinaten für Landeanflug vorbereitet«, meldete der Warlynne seinem General.
    Crow nickte und schnallte sich an. Dann wandte er sich wieder dem blinkenden Signal auf dem Peilgerät zu. Beunruhigt stellte er fest, dass das geortete Implantat sich immer noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Sollte das bedeuteten, dass der Hydrit tot war? Vielleicht war Agat’ol auch nur verletzt oder halb erfroren. Was auch immer, er würde es herausfinden. Jetzt galt es zunächst einmal, unbeschadet zu landen.
    Während sie tiefer sanken, gewann die Landschaft unter ihnen mehr und mehr an Kontur. Es war ein unwegsames Gelände: Überall ragten Baumskelette und große Findlinge dunkel aus dem weißen Untergrund. Mit bloßem Auge war kein einziges Fleckchen ebener Boden erkennbar. Ein waghalsiges Unterfangen, in dieser Gegend und bei diesem Sturm zu landen.
    Es ging glimpflich aus, auch wenn die Landung eher dem unkoordinierten Hüpfen eines Gummiballs glich. General Arthur Crow stieß die angehaltene Luft aus und entspannte seine um die Sessellehnen verkrampften Hände wieder. Dann machte er sich mit großen Schritten in Richtung Laderaum auf. Dort wurde er bereits von der Warlynne Penthesilea erwartet, die die Suche nach dem Hydriten leiten würde. Er händigte ihr das Peilgerät aus. Mit ihm würde sie das Implantat auch im dichtesten Schneetreiben finden können.
    »Wir bergen Agat’ol. Tot oder lebendig«, bestätigte sie dem General ihren Auftrag. Sie betätigte die Lukenöffnung. Ein eisiger Wind fegte in das Innere. Gemeinsam mit den beiden Beta-Modellen »Uncle Billy« und Ulysses verließ Penthesilea den Gleiter.
    Arthur Crow sah ihnen nach, bis das Schott sich wieder geschlossen hatte. Besorgt blickte er auf die Temperaturanzeige. Minus achtzehn Grad. Er wusste, dass die Warlynnes empfindlich auf extrem niedrige Temperaturen reagierten. Doch das musste er in Kauf nehmen. Er war nicht erpicht darauf, selbst auszusteigen und nach dem Fischmenschen zu suchen.
    Sein nachdenklicher Blick fiel auf die dicht an dicht stehenden Roboter im Laderaum. Die zehn verbliebenen U-Men. Ihre graublaue Plysterox-Panzerung schimmerte kalt im schwachen Kabinenlicht. Ihnen war sofort anzusehen, dass es sich um Kunstmenschen handelte: Sie sahen alle gleich aus mit ihren zwar menschlichen, aber ausdruckslosen Gesichtszügen. Im Gegensatz zu den Warlynnes verfügten sie nicht über eine bereinigte Gedächtniskopie. Seine Gedächtniskopie, aus der man alle privaten und emotionalen Bestandteile entfernt hatte. Übrig geblieben waren sein überragender Intellekt, sein militärisches und strategisches Genie und sein unnachgiebiges Naturell. Was die Warlynnes zu perfekten Kampfmaschinen machte.
    General Arthur Crow lenkte seine Schritte in die Kombüse. Es wurde Zeit für ein Mittagessen. Seit dem Morgen hatte er nichts gegessen und sein Magen knurrte. Doch die Suppe, die Cleopatra ihm servierte, wollte nicht recht schmecken. Auch den Tee und das Gebäck konnte der General nicht genießen.
    Er kehrte ins Cockpit zurück. Immer wieder kontrollierte er das Radar, auf dem drei Signalpunkte zu sehen waren: die Warlynnes. Sie entfernten sich immer weiter vom Landeplatz.
    Es verging eine Ewigkeit, bis die Punkte endlich zur Ruhe kamen. Und eine weitere, bis sie sich wieder auf den Gleiter zu bewegten. Der Suchtrupp hatte Agat’ol gefunden!
    Lange bevor die Warlynnes das Gefährt erreichten, öffnete Arthur Crow das Einstiegsschott. Eingehüllt in seinen dicken Mantel versuchte er den Bergungstrupp durch das Okular seines Fernglases auszumachen.
    Als er endlich ein klares Bild hatte, sackte ihm das Blut in die Füße: Das, was Penthesilea hinter sich herschleifte, sah aus wie ein in ein Tuch gewickelter, steif gefrorener Kadaver. Und das, was Ulysses über der Schulter trug, sah aus wie Onkel Billy. Crow setzte das Binokular ab und strich sich über die Augen. Dass es offenbar einen der Warlynnes erwischt hatte, war ärgerlich, aber wenn Agat’ol nicht überlebt hatte, war das eine Katastrophe. Dann hatte er niemanden mehr, der ihm die hydritischen Bedienelemente des Flächenräumers übersetzen konnte. Sollte er deswegen seinen Plan aufgeben, die Waffenanlage zu suchen?
    Er ließ sich auf eine Ablage neben der Schleuse sinken. Tatsächlich

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