239 - An der Pforte des Hades
Kor’nak warf ihm einen finsteren Blick zu. Er war es langsam leid, mit dem Transporter ziellos durch die Gegend zu fahren. Das Gefährt war nur wenig schneller als diese Echsenmonster. Und die Biester gaben nicht auf. Immer wenn er oder Agat’ol glaubten, sie abgehängt zu haben, tauchten sie wieder hinter ihnen auf. Das Ganze lief auf eine nicht enden wollende Jagd hinaus.
Die Anzeigen auf dem Armaturenbrett korrigierten Kor’naks Annahme: Die Jagd würde sehr bald enden. Nervös blinkte ein rotes Licht und die Nadel der Treibstoffanzeige sackte auf Null. Das Gefährt verlangsamte seine Geschwindigkeit, ruckelte noch ein paar Mal, dann war nichts mehr vom Motor zu hören. Nur das Brausen des Sturmes, der in den letzten Stunden geringfügig schwächer geworden war. Trotzdem hatte er noch genügend Kraft, den Minitransporter über den glatten Untergrund zu schieben. Doch nach einer Weile endete auch das: Die Ketten stießen gegen eine Felsenschwelle und das Gefährt blieb endgültig stehen.
Fast gleichzeitig tauchten am Heck wieder die schrecklichen Kreaturen auf. »Bei Mar’os«, flüsterte Agat’ol heiser.
»Der kann uns jetzt auch nicht helfen«, wetterte der Drachenmeister. »Jetzt heißt es durchhalten oder kämpfen.« Er legte sich Messerscheide und Blitzstabgürtel um. »Wie viele sind es?«
»Nur noch drei«, krächzte Agat’ol. »Aber selbst gegen einen von ihnen hätten wir keine Chance.«
»Sollen sie sich doch ihre verfluchten Zähne an dieser Blechbüchse ausbeißen«, entgegnete Kor’nak wütend.
Doch ihm wurde heiß und kalt, als der erste der Fischsaurier tatsächlich seine Zähne an der Transporteraußenhaut testete. Die beiden Mar’os-Anhänger verkrochen sich unter die Sitze. Das kreischende Geräusch war unerträglich. Und das schwankende Gefährt tat ein Übriges.
Immer wieder rannte eine der grässlichen Kreaturen gegen den Minitransporter an. Irgendwann kippte er um, und Kor’nak blickte direkt auf die schuppigen Klauenfüße der Angreifer. Dolchlange Krallen ragten aus ihnen hervor.
In Panik zog er seinen Blitzstab aus dem Gurt. »Gib mir auch eine Waffe!«, wisperte Agat’ol neben ihm. Ohne zu zögern riss der Drachenmeister sein Messer aus der Scheide und schob es dem Hydriten zu. »Wenn sie das Fenster eintreten, ziele auf ihre Augen«, befahl er mit belegter Stimme.
Doch die Kreaturen taten nichts dergleichen. Plötzlich und unverhofft zogen sie sich zurück. Stille setzte ein. Selbst das Heulen des Sturmes klang in den Ohren des Drachenmeisters wie angenehmes Wasserplätschern.
Doch mit einem Mal zerriss ein animalischer Schrei die Ruhe. Dann ein Fauchen, Knurren und Scharren. Die Erde schien zu beben, der Transporter erzitterte. Dazwischen gellten immer wieder diese unheimlichen Schreie.
Was ging da draußen vor sich? Kor’nak robbte näher an die Scheibe. Im Schneegestöber schien ein Kampf stattzufinden – Bestien gegen Bestien. »Sie fliehen!«, hörte er Agat’ol rufen, dessen Gesicht am Heckfenster klebte. »Zwei von ihnen fliehen!«, wiederholte er.
Kor’nak verrenkte sich fast den Hals, um herauszufinden, wo die verbliebene Bestie war. Sein Blick durchforstete den aufgewühlten Boden vor dem Frontfenster. Wurzelstränge und schwarzes Gestrüpp ragten aus dem Schnee. Keine Spur von dem Fischsaurier.
Er wollte sich schon zu Agat’ol umwenden, als plötzlich eine gewaltige Tatze vor dem Fenster auftauchte. Der Drachenmeister wich erschreckt zurück. Gerade noch rechtzeitig.
Im nächsten Moment krachte die Krallenpranke in die Frontscheibe, die in tausend Stücke zersprang. Kor’nak duckte sich. Neben sich hörte er Agat’ol aufschreien. Von draußen drang ein gräuliches Knurren ins Innere der Transporterkabine. Es fuhr dem Mar’os-Anhänger durch Mark und Bein.
Als er sich aufrichtete, sah er eine Armlänge entfernt den mächtigen Schädel eines Sebezaans vor sich. Blut troff von dessen gewaltigen Säbelzähnen, und seine Krallen scharrten durch die Scherben des zerborstenen Glases. Er fauchte wütend, als er Kor’nak entdeckte.
Schnell aktivierte der Mar’os-Krieger seinen Blitzstab und schoss. Ein greller Blitz schlug ins Gesicht der Raubkatze ein. Das Tier brüllte auf und senkte augenblicklich den Kopf. Doch bevor Kor’nak zum nächsten Schuss ansetzen konnte, schnellte der Sebezaanschädel durch die zertrümmerte Öffnung und schnappte zu.
***
Der Gleiter schlingerte und schwankte. Eine Sturmböe nach der anderen drückte gegen
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