2390 - Der Raum-Zeit-Router
Friedensfahrerin aus. „Sieh mich an, Cür!" Der Revisor hielt die schwankenden Ballen mit seinen Armen mühelos auseinander. „Kannst du irgendwelche Funksprüche erkennen? - Cür?"
Sie rührte sich nicht. Ihr Körper war erstarrt, wie eingefroren. Der Stress war zu viel für sie gewesen.
Polm Ombar dockte seine Analyseeinheit ab und klebte ihr den winzigen Würfel gegen eine der Lamellen ihres Oberkörpers. „Puls und Atmung vorhanden. Keine Hirnaktivität."
Zum Glück kannte sich der Revisor mit dem Metabolismus der Friedensfahrerin aus. Es bedeutete zunächst keine Gefahr für Leib und Leben. Sollte sie allerdings bis am nächsten Morgen nicht erwachen, wurde es kritisch.
Polm wandte sich den anderen Gefährten zu. „Welcher ist der Ranghöchste unter den Gefangenen?", fragte er. „Der an der Säule dort", antwortete Auludbirst. „Wir sollten ihn verhören."
„Natürlich. Die anderen jagen wir davon, du und ich mit zehn Androiden. Die Übrigen bleiben hier und sichern den Brückenkopf."
*
Die Mor'Daer rasten mithilfe ihrer Gravopaks davon. Ein paar gingen zu Fuß, aber selbst sie brachten es in den langen Korridoren auf hohe Geschwindigkeiten.
So etwas wie Rücksichtnahme gegenüber ihren Toten war ihnen fremd. Sie traten auf alles, was ihnen im Weg lag. Ob sie mit Verfolgern rechneten, ließen sie nicht erkennen. In zwei Gruppen entfernten sie sich durch verschiedene Korridore. Im Ringkorridor trafen sie wieder zusammen.
Polm Ombar befürchtete schon, sie würden die Steuerzentrale aufsuchen, aber ungefähr einen halben Kilometer vor der Abbiegung verschwanden sie in einem Seitenkorridor und wechselten wenig später die Etage.
Der Revisor hielt an. „Vorerst sind wir sie los", stellte er fest. „Aber irgendwann kommen sie wieder." Er war überzeugt, dass es sich nicht nur um ein paar Dutzend überlebende Mor'Daer der Besatzung handelte, sondern um ein größeres Kontingent, das durch einen der Hyperkorridore in die Station gelangt war.
Beim nächsten Mal würden sie vermutlich mit zwei' Hundertschaften kommen und rücksichtslos aufräumen.
Polm Ombar hielt ortungstechnisch nach Alaska und seiner Gruppe Ausschau. Vergebens. Den Ringkorridor konnte der Mann mit der Maske nicht benutzen, also mussten die drei einen Umweg durch das Innere des Daumens machen oder warten, bis die Luft rein war.
Die beiden Friedensfahrer und die Androiden kehrten zum Brückenkopf zurück, wo die Gefährten mit dem Gefangenen warteten. Der Mor'Daer lehnte gefesselt an einer der Säulen, bewacht von zwei Androiden. Die Kunstwesen hatten ihm den Helm und die Gürtel abgenommen und ihn zusätzlich unter ein Prallfeld gesteckt, um sicherzugehen, dass er ihnen nicht gefährlich werden konnte. „Er heißt Vindaxa", empfing Ejdu Melia die Rückkehrer. „So viel hat er uns verraten."
Polm Ombar warf dem Soldaten TRAITORS einen flüchtigen Blick zu. „'nan-Si soll sich bereithalten."
„Ich sage es ihm."
Der Revisor ging hinüber und setzte sich vor dem Mor'Daer auf den Boden. Der Gefangene starrte an ihm vorbei in die Ferne. Eine Mimik besaßen Mor'Daer keine, Polm war auf die Puls- und Atemfrequenz des Gefangenen angewiesen. Sie beschleunigte bei seiner Annäherung, ging dann wieder zurück. „Wie heißt der Kommandant dieser Station?"
Der Puls sank weiter. Der Mor'Daer stufte die Frage als harmlos ein. Eine Antwort gab er nicht.
Polm Ombar wartete zehn Minuten. Der Gefangene sollte merken, dass sie es nicht eilig hatten. „Uns steht alle Zeit dieses Universums zur Verfügung", sagte er dann.
Puls und Atem Vindaxas beschleunigten abrupt bis auf das Doppelte der bisherigen Frequenz.
Sieh an, dachte der Revisor. Der Satz ist nur eine Redensart, eine Floskel. Aber die Reizworte „Universum" und „Zeit" sitzen.
Volltreffer! „Wo kommt diese Station her?", hakte Polm sofort nach. „Welche Aufgabe übernimmt sie im Zusammenhang mit Hangay?"
Etwas an dem Mor'Daer irritierte ihn. Die Werte des Kämpfers stiegen in lebensgefährliche Höhen und fielen ebenso stark wieder ab. „'nan-Si, du wolltest doch mit den Kerlen verhandeln. Vindaxa gehört dir!"
Polm Ombar hatte es plötzlich eilig, dem Friedensfahrer in seiner natürlichen Aureole Platz zu machen. Der Mor'Daer drehte bei seinem Anblick den Kopf weg - vielleicht aus Angst, es mit einem Hypno oder Suggestor zu tun zu haben.
Es gelang ihm nicht, sich der Faszination der Aureole länger als ein paar Augenblicke zu verschließen. Polm Ombar kannte
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