2390 - Der Raum-Zeit-Router
Helfer an und stieß einen Schrei aus. Ein Mor'Daer stand vor ihr, mit gelblicher Schlangenhaut und giftgrünen Augen. Aus der Schnauze des Wesens schnellte eine rot glühende Zunge mit drei Spitzen, an denen Hände saßen. Große, menschliche Hände.
Wortlos packte der Soldat sie, presste sie an sich und rannte los. Die roten Hände zogen schleimige Spuren über ihren Schutzhelm. Ein Tasten und Krabbeln an der Verschlussleiste versetzte Mondra in Panik. Sie strampelte und stieß mit den Ellenbogen nach dem Bewaffneten in seiner scheußlich gelbgrauen Uniform. „Nicht öffnen!", schrie sie ihn an. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Pranke heransausen. Ein Schlag traf den Helm, der ihn wie eine Glocke schwingen ließ. Sie verlor beinahe das Bewusstsein.
Wenigstens schien der Kerl ihre Warnung zu verstehen. Die roten Hände verschwanden im Rachen der Bestie.
Dafür rannte der Soldat schneller, als gelte es, die letzte Fähre ins Jenseits zu erreichen.
Mondra hielt still. Sie orientierte sich. Ihr blieb nicht viel Zeit, sich gegen den Krieger zur Wehr zu setzen und sich in Sicherheit zu bringen.
Die diffusen Umrisse des Korridors lösten sich auf. An ihre Stelle trat ein Wabern und Glühen in allen Farben des Regenbogens.
Dazwischen bildeten sich schwarze Blasen, blähten sich zu mehrere Meter durchmessenden Kugeln auf und platzten mit lautem Knallen.
Der Mor'Daer presste sie mit aller Gewalt gegen seinen Körper Schon glaubte sie das Knacken ihrer Rippen zu hören. „Lass mich los! Ich kann selbst laufen!"
„Ich bin schneller", antwortete der Schlangengesichtige mit Kantirans Stimme. „Wer bist du?"
Der Mor'Daer ignorierte die Frage. Erneut traf ein Schlag ihren Helm. In ihren Ohren klingelte es.
Nach einer Weile blieb der Soldat ruckartig stehen. Mondra wandte den Kopf und starrte nach vorn. Die Welt und der Korridor endeten wie abgeschnitten ein paar Meter vor ihnen. Dahinter erstreckte sich ein farbloses, gestaltloses Wallen, ein Nichts und dennoch materiell gegenwärtig.
Eine dieser Schwellen zum Hyperraum ... Überall im Router existierten solche Zonen. Wenn man einen Korridor betrat, wusste man nie im Voraus, ob er weiterführte oder an einer solchen Zone endete.
Hastig sprudelte sie Anweisungen an die Minipositronik hervor. Es half nichts. Das technische Instrumentarium ihres Anzugs funktionierte nicht. Sie fand den Totalausfall merkwürdig, hatte aber keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen.
Der Mor'Daer bewegte sich rasend schnell.
Sie versuchte sich an den Gürtel vor seiner Brust zu klammern, aber ihre Handschuhe glitten daran ab wie an Schmierseife. Der Kerl drehte sich zweimal um die eigene Achse wie ein Diskuswerfer, dann schleuderte er sie in hohem Bogen in die wallende Zone hinein.
Mondra schrie, streckte abwehrend die Hände aus. „Keine Angst!", hörte sie Kantiran sagen. „Es geschieht dir nichts. Du lernst etwas unbegreiflich Schönes kennen."
Aus dem Nichts tauchte ein Gesicht auf, Perrys Gesicht. Es zwinkerte ihr zu, aber dann schmolz es wie Wachs und tropfte in den Nebel, während Mondra in die Unendlichkeit hineinfiel.
Ein angenehm kühler Wind blies in ihr Gesicht. Sie breitete die Arme aus und versuchte das Gleichgewicht zu halten.
Ihre Ellenbogen stießen gegen Hindernisse. „Ich sehe, du bist erwacht", sagte eine künstliche Stimme in ihrem Helm.
Die Minipositronik!
Mondra Diamond schlug die Augen auf. Es war dunkel um sie herum. Sie lag auf einer harten Pritsche. Nichts deutete auf die Nähe hyperdimensionaler Einflüsse hin. „Wo bin ..."
„Im Wandschrank hinter den Ersatzteilen.
Es ist alles in Ordnung. Keine Gefahr!"
Stöhnend richtete sie sich auf. „Ich hatte einen Albtraum."
„Das kann ich bestätigen. Ich habe dir deswegen zwei Milliliter eines Beruhigungsmittels injiziert."
Mondra bewegte die Finger in den Handschuhen, dann die Zehen in den Stiefeln. Sie zog die Beine an den Körper.
Noch fühlte sie sich leer und ausgelaugt.
Aber mit jedem Atemzug ging es ihr besser. „Wie lange habe ich geschlafen?"
„Zehn Stunden."
„Das glaube ich nicht."
„Schau selbst nach. Wir schreiben inzwischen den vierten Februar."
Angesichts der Beweislage kapitulierte sie seufzend. „Hast du Kontakt zu den Gefährten?"
„Nein. Wir befinden uns in einem kritischen Sektor."
„Was heißt kritisch?"
Der Automat spielte ihr die Ergebnisse der Infrarot- und der Radarortung vor. Der Korridor führte durch einen Sektor mit empfindlicher Hightech der
Weitere Kostenlose Bücher