2391 - Die Schwarze Zeit
menschlich klingen lassen. Warum tut er es nicht?
Weil er es nicht will, gab sie sich selbst zur Antwort. Er will nicht menschlich klingen.
Er will nicht, dass man ihn als Menschen erkennt. Er versteckt sich in dem Kasten.
Milla lachte. „Aber Roboter leben doch nicht."
„Und ich lebe?", fragte Daellian nach. „Ja, klar!", sagte Milla. „Das merkt man doch."
„So? Das merkt man?" Milla nickte heftig.
Daellian fragte: „Du bist also Viltur Milla, nicht wahr?"
„Ja. Und wer bist du?"
„Ich bin ... ich heiße Malcolm S. Daellian.
Malcolm Scott Daellian."
„Das ist ein ziemlich langer Name. Wie nennen dich deine Freunde?"
„Weiß ich nicht. Ich habe keine."
„Und deine Eltern?" Daellian schwieg.
Carely konnte sich seine Gedanken vorstellen. Eltern? Welche Eltern meint er? Den Konstrukteur des Sarges?
Mittlerweile traf Le Anyante ein und kümmerte sich um Hargh. Carely bemerkte den faustgroßen Holokubus, den sie in einer ihrer linken Hände trug.
Sie betrachtete eine Aufzeichnung des Ereignisses, das Hargh beinahe das Leben gekostet hatte. Über der ganzen Tech Farm schwebten Kameradrohnen; die meisten waren von Daellian eingesetzt, aber er hatte keinen Zweifel, dass einige der Miniaturroboter unter der Hand für Tifflor flogen. Oder sogar für Aktakul. Natürlich hatten die Algorrian in Zentrum der Anlage geeignete Sichtschutzfelder installiert.
Der Kubus erlosch; die Algorrian wandte sich an den Ertruser. „Du hättest selbst sterben können, als du Hargh beigesprungen bist."
Milla rieb sich noch einmal den Schädel. „Ich? Ja, klar. Na und?"
„Ist dir dein Leben nichts wert?"
Milla blickte sie ratlos an. „Hab' ich noch nicht drüber nachgedacht. Aber Hargh ist so klein, und mein großer Bruder hat immer auf mich aufgepasst."
Die Algorrian brauchte offensichtlich einen Moment, um der Logik hinter diesen Worten zu folgen.
Auch Curcaryen Varantir erschien, sprach kurz mit Hargh und stellte sich dann zu Le Anyante. Die beiden redeten in einer fremdartigen Sprache miteinander.
Varantir wandte sich ab; Anyante blickte in die Sensoroptik des Medotanks. „Dieser Mann", sagte sie und streckte die rechten Arme in Richtung Milla, „ist für das Projekt von Bedeutung?"
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage; Daellian verneinte trotzdem.
Carely warf ein: „Er hilft uns. Er macht sich nützlich."
Le Anyante befahl: „Dann wird er in Zukunft auf Hargh achten. Ich vertraue ihn dir an." Sie wandte sich an Milla. „Du wirst ihn beschützen."
„Aber ja!", rief Milla und lachte glücklich.
Womit die Frage, ob er bleiben darf, beantwortet wäre, dachte Carely.
Nur du und ich kennen die Wahrheit 7. Mai 1303 NGZ Viltur Milla warf den Kopf unruhig hin und her. Sie bekamen selten Besuch.
Warum kam er nun? Ob der Besuch etwas mit der Sache zu tun hatte?
Sein großer Bruder sprach mit dem Holo an der Wohnungstür, es klang knapp.
Schließlich sagte er: „Gut. Komm herauf."
„Wer ist es, Diro?", fragte en „Ein Mann."
Viltur wurde noch unbehaglicher. Diro nickte ihm zu und lächelte aufmunternd.
Es dauerte. Viltur schaltete den Holovid-Kanal um, aber es kamen nur Sondersendungen. Irgendetwas mit einer Imperiumsflotte, die Topsid besetzte hatte.
Eine Handelsdelegation der Liga unter Führung von Bull war gefangen genommen worden. Das klang spannend, aber man bekam nichts zu sehen. Keine Raumschiffe, kein Gefängnis, keine Flucht; nur Gesichter von Männern und Frauen, die ganz unglücklich guckten und direkt in die Kamera sprachen.
Die Tür zischte zur Seite. Ein Mann trat in die gute Stube, winzig wie alle Terraner.
Er reichte Diro nur knapp über den Nabel. „Guten Tag, Viltur!" Der Terraner winkte ihm zu, als ob sie sich lange kannten.
Viltur kannte ihn gar nicht. Der Mann trug einen ernsten grauen Anzug. Viltur nickte trotzdem. „Ob es möglich wäre, einen Augenblick mit dir allein zu sprechen, Diroza?"
„Viltur, der Mann möchte mit mir allein reden. Bist du so lieb und gehst auf dein Zimmer?"
Viltur ging. Er brauchte eine Weile, bis er die Tür zu seinem Zimmer auf Lauschen gestellt hatte. Es war knifflig, aber es klappte. Das Akustikfeld richtete sich auf die Wohnstube ein. „Er hat es nicht böse gemeint", erkannte er die Stimme seines Bruders. „Da bin ich mir sicher", antwortete der Mann in Grau. „Keine Frage. Sein Aggressionspotenzial ist nach wie vor minimal. Mein Problem ist eher, dass er den Sinn des Spiels nicht verstanden hat."
„Aggressionspotenzial.
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