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2391 - Die Schwarze Zeit

Titel: 2391 - Die Schwarze Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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miteinander verschmolzen.
    Tifflor stand vor dem Haus seiner Eltern auf Long Island. Alt war das Haus geworden. Die Tür in der Glasfront der Veranda war einen Spaltbreit aufgeschoben. Tifflor trat ein. Genau wie eben, dachte er. Ich erinnere mich...
    Inmitten des Zimmers lag eine Greisin in einem Doppelbett, die Arme auf dem weißen Laken, die Haut faltig und mit Altersflecken übersät. Ein Frau, Anfang 30, hielt die Hand der Greisin und strich behutsam darüber.
    Doch es war nicht die junge Frau, sondern die Greisin, die Tifflor gerufen hatte. Sie schlug die Augen auf, schloss die Lider wieder, öffnete sie und lächelte. „Hallo, Juli", flüsterte sie, „du hast es also doch noch geschafft. Den ganzen weiten Weg von dem fremden Stern?"
    Die junge Frau blickte zu ihm und lächelte überrascht. „Onkel Juli - warum hast du nicht ..."
    Tifflor winkte ab und trat an das Bett der Greisin. „Hallo, kleine Schwester", begrüßte er sie. „Gut siehst du aus."
    Die Sterbende lächelte gezwungen. „Ich halte mich fit", unterrichtete sie ihn. „Viel Cornflakes, wenig Fleisch. Bungee-Jumping ..."
    Tifflor trat noch näher heran und streichelte Eileens Enkelin übers Haar. „Hallo, Mari."
    „Wir dachten, du seist auf Arkon. Als der Herr Botschafter." Sie schaute ihn fragend an.
    Tifflor lächelte und entsann sich. Er hatte am 6. September 2047 seinen Posten als Botschafter des jungen Solaren Imperiums angetreten. Eileen war am3. November desselben Jahres gestorben. Es musste also Anfang November sein. „Ja", sagte er. „Aber ich habe ein wenig Zeit erübrigt, um ..."
    „... um mich sterben zu sehen", vollendete Eileen den Satz. Eileen war 1962 geboren worden, eineinhalb Jahre nach ihm.
    Die Zelldusche und danach der Zellaktivator hatten ihn konserviert. Seine Schwester war an ihm vorbeigealtert und Henriette, ihre Tochter; auch.
    Mari, Henriettes Tochter, lächelte unsicher. „Ich habe dich gestern noch im Trivid gesehen, wie du in einem dieser monströsen arkonidischen Kübelhäuser irgendeiner adligen Knallcharge die Hand gedrückt hast - Zhdopanda da Pipapo oder so. War das eine Aufzeichnung? Oder wie bist du so schnell von M13 nach Terra gekommen?"
    Eileen klopfte mit der freien Hand schwach auf das Bett. „Setz dich, Juli", bat sie leise.
    Er setzte sich und nahm ihre Hand. „Was ist das denn? Bist du mit diesem Monstrum gekommen?", fragte Mari. „Es wird Schwierigkeiten haben, auf dem Raumhafen von New York zu landen."
    Tifflor folgte ihrem entgeisterten Blick und schaute aus dem Panoramafenster. Über dem Atlantik hing ein Schiff der JUPITER-Klasse, regungslos, wie eingefroren. Tifflor erkannte den sechseckigen Ringwulst und die Landeschoren. Allerdings war die Legierung des Schiffes falsch. Die Hülle wirkte stahlgrau verspiegelt, wie verchromt.
    Ab und an wischte ein Licht durch den Raumer, und er wurde transparent. Tifflor hielt den Atem an, als sich das Schiff um die Achse drehte und der Schriftzug mit dem Namen in Sicht kam. Es war die REGINALD BULL VII.
    Tifflor spürte, wie Eileen, seine hochbetagte jüngere Schwester; ihm schwach die Hand drückte. „Immer schaust du nach den Raumschiffen", beschwerte sie sich, „nie nach den Mädchen."
    „Nach dir habe ich immer geschaut", widersprach er.
    Sie schloss die Augen und lächelte. „Wie schön", sagte sie kaum hörbar, „dass Mari und du -dass ihr beide ..." Dann ließ der Druck ihrer Hand nach.
    Als Mari neben ihm am Fenster stand und zusammen mit ihm das flimmernde Schiff betrachtete, hatte er den Arm um ihre Schultern gelegt. „Wo ist Henriette? Und dein Vater?"
    Mari hob die Schultern leicht. Die Abwesenheit ihrer Eltern war ihr peinlich.
    Er fragte nicht weiter nach. „Das ist schön, dass wenigstens du kommen konntest."
    Tifflor nickte. „Tust du mir einen Gefallen? Sag niemandem etwas davon, ja? Davon, dass ich hier war"
    „Schon wieder ein Geheimnis, Onkel Juli?"
    „Staatsgeheimnis, Kleines", sagte er und küsste ihren Scheitel. Sie roch nach Zitrone. An ihrer Schläfe entdeckte er einen schwachen bläulichen Schimmer. „Hast du dir wehgetan?", fragte er und küsste sie behutsam dorthin.
    Der Schimmer verstärkte sich, leuchtete auf und nahm die Umrisse eines stilisierten Raubvogels an. Das brünette Haar war fort, der Schädel kahl. „Tifflor!", grollte eine Stimme auf, „Sie vergessen sich!" Rote Augen starrten ihn verwundert unter buschigen schneeweißen Augenbrauen an. Er fühlte sich von starken Armen fortgestoßen und

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