2392 - Die vergessene Stadt
die Ortungsanzeigen.
Das Schiff der ... Feinde nahm soeben geringe Fahrt auf und glitt näher an die Stadt heran. Unbewusst wich Filicut zurück, stieß sich an der Kante eines pedantisch sauber gehaltenen Arbeitstisches. Er fing sich, wandte sich mit Schaudern von den Holobildern ab.
Die Annäherung der Unbekannten verlief in äußerst geringem Tempo, das ihm erlaubte, einen weiteren Aufruf ins Stadtnetz zu setzen. Irgendwo musste es vernünftig denkende Gemenge-Städter geben, die ihn unterstützen, die gemeinsam mit ihm einen Plan aushecken konnten...
Hastig überblickte er die letzten allgemeinen Einträge im Stadtnetz.
Und stockte - fluchte, trat wütend gegen einen sich mühsam dahinschleppenden Reinigungsrob. „Die Stadt wird angegriffen!", stand da geschrieben. Und: „Rettet euch! Sie wollen uns töten!"
Keine Fakten. Lediglich Vermutungen, ängstliches Gestotter und verzerrte Beschreibungen dessen, was die Gemenge-Städter erwartete. Die Reaktionen panikerfüllter Inkar-Durner. Jedermann, den er in die Loge 3 gerufen hatte, schien sich bemüßigt zu fühlen, seine persönlichen Eindrücke der Angst weiterzugeben. Die Anzahl der Einträge stieg rasant, wuchs unkontrollierbar. „Überfall auf ein Lager Konzentrat-Lebensmittel!", meldete ein Durn-Polizist mit sich überschlagender Stimme über Handfunk. „Sie wollen plündern, sie ..."
Die Stimme brach mit einem lang .gezogenen Schrei ab. „Benötige Unterstützung in Loge Hundertzwölf !", forderte eine dunkle Frauenstimme auf einer parallel geschalteten Leitung. „Die Leute drehen vollends durch, dreschen mit allem, was sie in die Hand bekommen, auf die Wände der Medikamentenlager ein ..."
Weitere Berichte überforderter Durn-Polizisten erreichten Loge 3, zeichneten Bilder des Wahnsinns. Das Treiben, vom Petrogisch angeheizt, erreichte immer neuere, immer grässlichere Höhepunkte.
Das Bürgergesetzbuch, dessen Bedeutung in Filicuts Wahrnehmung stets unantastbar geblieben war, schien nun vollends vergessen zu sein.
Ein Geräusch am Zugang zur Zentrale. Ein lautes Knacken.
Filicut packte einen Schreibstift, hielt ihn wie eine Stichwaffe vor sich, wirbelte herum. „Nur die Ruhe, Junge!", sagte eine ihm bekannte Stimme. Das Gesicht unter dem Schutz wirkte unendlich müde, die Tätowierung mit der Nummer 3556 war großteils unter dunklen Bartstoppeln verborgen. Der Mann trat langsam näher.
Die Linke ruhte - wohl nicht zufällig- am Griff des Stabschockers an seiner Seite. „Bist du der Kerl, der die Bitte um Unterstützung ins Stadtnetz gesetzt hat?"
„So ist es." Filicut legte seine Waffe -den Schreibstift - langsam auf den Tisch zurück. „Ich bin froh, dass du gekommen bist." 3556 achtete nicht auf seine Worte. „Hast du etwa auch diesen ganzen Wahnsinn gestartet? Von wegen Fremden, die in die Stadt vorgedrungen sein sollen?" Seine Stimme klang grimmig, bedrohlich. „Ja ... nein." Filicut wich zurück, während der Durn-Polizist näher kam und ihn nicht aus den Augen ließ. „Es gibt diese Fremden, aber ..."
„Was versprichst du dir davon, auch noch jenen Teil der Bevölkerung verrückt zu machen, der sich bislang ruhig verhalten hat? Die Lage ist ohnehin kaum mehr unter Kontrolle, und dann macht ein verantwortungsloser Strombeuter einen derart geschmacklosen Scherz? Ist dir eigentlich klar, was du anrichtest?" Der Polizist holte den Stabschocker aus seinem Futteral, packte ihn fest am Griff, deutete mit ihm drohend auf Filicut. „Es gibt diese Fremden ..."
„Verarsch mich nicht!", brüllte der Mann zornig, machte einen Satz nach vorne, erhob den Stab wie zu einem Schlag. „Schau auf die Holobilder, verdammt noch mal!", rief Filicut, während er die Arme schützend hochriss und auf die Berührung, den Hieb wartete, der sein Nervensystem lähmen und ihn unter Schmerzen zu Boden schicken würde.
Der Schlag kam nicht.
Filicut schaute hoch. 3556 nahm soeben seinen Schutz ab, wischte sich dann fahrig übers Gesicht.
Er wirkt so unglaublich erschöpft, wie ich es niemals zuvor bei einem Inkar-Durner gesehen habe, dachte Filicut, während er sich aufrichtete. Und dennoch findet er die Kraft weiterzumachen. 3556 blickte auf das Hologramm, das das sich nähernde fremde Schiff einfing. „Verstehst du jetzt?", fragte der Strombeuter. „Ich verstehe gar nichts", antwortete 3556.
„Ich sehe etwas, das es nicht geben kann.
Doch wenn dieses Schiff wirklich dort draußen herumschwebt und wenn ich diese mündliche Botschaft tatsächlich
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