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2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verbrennen. Es knirschte leise, als der Vielflächner in das Lesegerät purzelte.
    Die Müdigkeit Kinnairds verflog endgültig. als er seine Eltern sah und sie zu ihm sprachen. Gierig wie ein Schwamm sog er ihre Stimmen und Worte in sich hinein. Ab und zu ertappte er sich dabei, dass er Fragen stellte, obwohl er nie eine Antwort erhalten würde. Irgendwann, es musste nach seinem Zeitempfinden schon Mittag sein, nahmen sich Ferenza und Colinac in den Arm, warfen der Kamera und damit ihm einen letzten, liebevollen Blick zu und zerflirrten wie alle Hologramme dieser Art, die über Hunderte von Jahren aufbewahrt wurden.
    Sie waren Reifträger gewesen. Die letzten Kräfte ihres Körpers und ihres Geistes hatten sie in den Mnexion-Stirnkreis für ihr einziges Kind investiert im Gedanken, dieses Opfer für die Zukunft ihres Volkes bringen zu müssen. Ihre Argumente klangen überzeugend, Morian konnte keinen Denkfehler darin erkennen. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er sich des Problems richtig bewusst, mit dem die Sphero lebten und für das sie in all den Jahrtausenden noch immer keine Lösung gefunden hatten.
    In dem Datenkristall ruhten auch alle Angaben, wo Ferenza und Colmac gelebt hatten und wo er, Morian Kinnaird, geboren worden war.
    Er würde sich das alles ansehen. Morgen.
    Morgen ...
     
    *
     
    In Morian Kinnaird stritten sich Gefühle, wie sie gegensätzlicher nicht sein konnten.
    Bisher hatte er nie Anlass gehabt, an seiner Herkunft zu zweifeln. Warum auch. Er war behütet und umsorgt aufgewachsen, ohne Mutter, aber mit einer Amme und einem Androiden. Und natürlich mit seinem Vater, dem Gleitmeister.
    Jetzt stimmte das alles nicht mehr Bogus Hallond war nur sein Pflegevater gewesen.
    Seine leiblichen Eltern lebten nicht mehr, gestorben schon bald nach seiner Geburt.
    Morian besaß den Datenkristall mit den Aufzeichnungen, wusste, wie Ferenza und Colmac ausgesehen hatten, und entdeckte manch verblüffende Ähnlichkeit, etwa das kleine Grübchen am flachen Kinn, das er von seiner Mutter geerbt hatte. Oder die unterschiedlich hellen Haarsträhnen, wie sein Vater sie besessen hatte.
    Und da war noch das Anwesen auf der anderen Seite des Planeten, das ihm gehörte und das seit fast zweihundert Jahren leer stand.
    Morian Kinnaird saß schwer in den dicken Polstern des Gleiters, der ihn über Asdaban und die Wogen des Queralen Schlundes hinüber nach Demmingar brachte. „Ich versuche unsere Ankunft zu melden, aber ich erhalte keine Antwort", sagte der Spektral-Inkub aus seiner schillernden Farbenpracht. „Wie möchtest du entscheiden?„Morian wunderte es nicht, dass sich nach so langer Zeit niemand mehr meldete. Dort lebte niemand, und auch Pförtner würden keinen Dienst mehr tun. „Ich brauche kein Empfangskomitee, ich will mir das Haus ansehen."
    „Wie du willst."
    Während die ewig strudelnden Ausläufer des Queralen Schlundes hinter dem Fahrzeug zurückblieben, rief Morian sich die Aufnahmen des Gebäudes ins Gedächtnis. Seine Eltern hatten ein großes Anwesen bewohnt - ein Hinweis darauf, dass die Kinnaird-Familie einst sehr zahlreich gewesen war.
    Und heute war er der Letzte.
    Muss ich es unbedingt sehen?, fragte Morian sich. Nervös betastete er den Reif um seinen Kopf, dieses Wunderwerk spheronischer Technik. Er wuchs mit dem Träger, passte sich den unterschiedlichen Altersphasen perfekt an. Soll ich nicht besser umkehren?
    Etwas in seinem Innern erzeugte einen Widerwillen gegen diesen Gedanken.
    Gleichzeitig strömte Kraft in sein Bewusstsein, die Kraft der Stirnkreis-Träger. Alle Sphero waren untereinander durch ein unsichtbares mentales Netz verbunden, das kaum spürbar war, aber dennoch existierte. Auf diesem Netz „schwammen" die Bewusstseine der Sphero, aber darin vollkommen einzutauchen war nur den Trägern von Mnexion-Stirnkreisen möglich.
    Nicht umkehren! Ich muss mich der Vergangenheit stellen, um sie zu bewältigen.
    Er richtete sich in den Polstern auf, lehnte sich an die Wand und spähte durch die Panoramascheibe hinunter auf die Küstenzone Demmingars. Blaurot erstreckten sich die Haine und Felder, grüngelb die Dünen und Wälder. Dahinter ragte der eigentliche Kontinent auf, ein Plateau von fünfhundert Metern Höhe, das wie ein Tisch auf dem Festlandsockel saß und sich über den gesamten Kontinent erstreckte mit Ausnahme des Gigantkraters in der Mitte, durch den Rauch und Hitze aus dem Innern Namech'Coriens abzogen. „Links vorn, das ist es", sagte der Inkub.
    Morian

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