2398 - Aufbruch nach Hangay

schon Dutzende solcher Lecks gedichtet.
    Sie machte zwei, drei Schritte - doch, das Bein hielt - und öffnete ein Wandpaneel.
    Mit einem Druck auf ein Tastfeld aktivierte sie einen Holo-Schaltplan. „Verdammt!", fluchte sie. Die Kupplung versorgte eine VRITRA-Kanone mit Energie.
    Wir werden alle sterben, weil die Kanone im entscheidenden Augenblick ausfällt, dachte sie. Fünf Traitanks stürzen sich auf die HALLEY, und Atlan befiehlt den entscheidenden Schuss, und...
    Blödsinn! Natürlich war die Waffenleitzentrale, war Oberstleutnant Mandan, die Leiterin der Schiffsverteidigung für offensive und defensive Systeme, längst über den Ausfall der Energiekupplung informiert.
    Und wenn nicht? Sie versuchte sich vorzustellen, was in dem Feuerleitoffizier hinter der VRITRA-Kanone vorging.
    Welstur Pizmut fluchte. Warum fiel ausgerechnet jetzt die Energie aus? Und überhaupt ... Selbst jetzt, als die Potenzialwerfer die thermonuklearen Energien von tausend Sonnenmassen abfeuerten, musste er unentwegt darüber nachdenken, warum er mit all der Seelenpein, die ihn heimsuchte, nicht fertig wurde.
    Müde schob er sich seine völlig unmodische Schiebermütze in den Nacken und bearbeitete das VRITRA-Geschütz vor sich, während in der Ferne die Maschinen der Offensivbewaffnung des Traitanks aufbrüllten. Er schwor sich: Wenn ihr Schiff nicht von den tödlichen Waffen der Kolonne in einen glühenden Schlackehaufen verwandelt werden würde, würde er sich wegen seines Burnout-Syndroms behandeln lassen.
    Anders konnte es nicht sein. Anders konnte man nicht denken, während man sehenden Auges in den Tod flog.
    In diesem Augenblick brach das Feld zusammen, das das rote energetische Flimmern im Zaum hielt, und entfesselte Energie dehnte sich explosionsartig in dem kleinen Raum aus, und Laurai Broders letzter überraschter Gedanke war, dass man auch während einer Raumschlacht mitbekommen konnte, wie man starb.
    Dann wurde alles dunkel um sie
     
    8.
     
    Atlan
    EDMOND HALLEY
     
    Drei Haluterraumer stießen aus dem Ortungsschutz der Korona von K20 hervor und rasten in den Rücken der Angreifer.
    Sie feuerten, was ihre Geschütze hergaben, konnten die Fraktalen Aufriss-Glocken der Traitanks jedoch nicht in Verlegenheit bringen. Zwei der Schiffe drehten wieder ab, das dritte setzte den Kurs auf die Phalanx der schwarzen Disken fort.
    Ein Haluter in Drangwäsche, wurde mir klar. Ich ahnte, was er vorhatte: Er wollte den Feind mit hoher Geschwindigkeit rammen und ein paar Einheiten mit in den Untergang reißen. Aussichtslos. Der Kugelraumer verging im konzentrierten Feuer der Potenzialwerfer. „Schadensmeldung!", rief Kyrk Tan-Lin, der Chefingenieur im Rang eines Oberstleutnants. „Explosion einer Energiekupplung, damit verbunden Unterbrechung der Energieversorgung eines VRITRA-Geschützes ... Leite um ...
    Energieversorgung wiederhergestellt!"
    „Wiederhergestellt!", bestätigte Cyra Mandan. „Geschütz voll einsatzfähig!"
    Ikarius Jopro schrie leise auf. Ich sah im irrlichternden Flackern der Zentraleholos zu dem ertrusischen Piloten hinüber. Schon anhand seines Kinns erkannte ich, das sein Gesicht unter dem Emotionautenhelm vor Konzentration stark verzerrt sein musste.
    Von ihm hing im Augenblick unser aller Leben ab. Noch hielten wir gemeinsam mit anderen Einheiten den Orbit der Stahlwelt, doch die HALLEY befand sich praktisch im Zentrum der Schlacht.
    Die Ortungsholos verzeichneten nur noch energetisches Chaos. Die Einheiten der LFT und der Haluter, die ich an den Sonnen des Pentagon-Dodekaeders stationiert hatte, stießen immer wieder mit kurzen Überlicht-Etappen vor, stürzten auf genau berechnetem Kurs in, den Normalraum, eröffneten das Feuer auf die Chaos-Geschwader und zogen sich wieder zurück. Mit dieser Taktik hatten sie uns schon einige Male die Haut gerettet, wenn die Traitanks uns zu sehr in die Defensive gedrängt hatten.
    Ich hatte den verhältnismäßig engen Orbit um Kharag absichtlich gewählt, weil ich davon ausging, dass die Schlachtschiffe der Kolonne die Infrastruktur des Sonnentransmitters schonen würden. Es stand für mich außer Frage, dass sie die Ressource Omega Centauri für die Kolonne sichern und gleichzeitig die Kontrolle über die Transmitterstrecke erlangen wollten. Aus diesem Grund konnten sie den Angriff nicht mit vollem Einsatz fliegen; nur deshalb hatten sie uns noch nicht ausgelöscht.
    Aber auch so beklagten wir genug Verluste. Die Schlachtschiffe griffen an und zogen sich schnell