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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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willst, so mußt du sagen, daß ich ein Engel bin, und aus Dankbarkeit leiste ich dir dann denselben Dienst. Übrigens erzähle ich nur das, was ich gehört habe, und ob du es glaubst, das ist nicht meine Sache, sondern deine. Ich aber glaube es!“
    „Und fürchtest dich nicht?“
    „Fürchten? Vor wem? Etwa vor dem Mir von Dschinnistan? Der ist ja ein Engel, und vor Engeln hat man doch keine Angst! Oder vor dem Mir von Ardistan? Der ist ja ein Teufel, und ich habe, solange ich lebe, stets den Wunsch gehabt, den Satan kennenzulernen. Und nun, da mir dieser Herzenswunsch endlich, endlich in Erfüllung geht, soll ich mich vor ihm fürchten? Im Gegenteil, ich freue mich auf ihn! Übrigens, ob Engel oder Teufel, ist ganz gleich; es kann uns weder der eine noch der andere etwas schaden, denn alles, was mit uns geschieht, ist im Buch des Lebens vorgezeichnet, und nur Allah allein kann etwas daran ändern; dem aber fällt es ganz und gar nicht ein, gerade deinet- oder meinetwegen eine Änderung vorzunehmen. Du hast von diesen beiden Gegnern wohl überhaupt noch nie etwas gehört und noch nie etwas gelesen?“
    „Etwas Bestimmtes nicht. Doch vorhin gab mir Marah Durimeh Karten und Bücher, aus denen ich mich unterrichten kann. Ich nehme sie mit auf das Schiff, um sie während unserer mehrtägigen Fahrt zu studieren.“
    „Und dann etwas mitzuschleppen?“
    „O nein. Das wäre Torheit.“
    „Ich gebe überhaupt auf solche Dinge nichts. Solche Karten sind doch nur mit Tinte gezeichnet, und die Tinte läuft bekanntlich, wohin sie will. Und mit den Büchern steht es noch schlimmer. Bücher zu schreiben, ist eine saure Arbeit. Nur dumme Menschen können so töricht sein, solche Arbeit zu verrichten. Wer klug ist, der sagt, was er weiß, der gibt sich nicht die ungeheure Mühe, es erst niederzuschreiben, dann wieder abzudrucken und es schließlich vorzulesen. Darum dient mir jedes Buch, welches ich in die Hände bekomme, als sicherer Beweis, daß der, welcher es schrieb, ein Esel ist. Und mit den Produkten solcher armer, beklagenswerter Geschöpfe solltest du dich auch auf dem Schiff nicht schleppen! Ich bin sehr begierig auf die Narrheiten, die in diesen Büchern stehen werden. Wenn du klug bist, so hörst du nicht auf sie, sondern auf mich. Hast du denn schon hineingeschaut?“
    „Ja.“
    „Und auch gelesen?“
    „Ja.“
    „Stand etwas drin von fliegenden Menschen?“
    „Nein.“
    „Von Menschen mit Krododilsköpfen?“
    „Nein.“
    „So taugen diese Bücher nichts! Es gibt in Ardistan Menschen, welche Krokodilstränen weinen. Hieraus folgt, daß sie Krokodilsköpfe haben müssen. Die Krokodilstränen sind Stück für Stück genauso groß wie ein Straußenei und werden –“
    „Von Elefanten ausgebrütet, nicht wahr?“ fiel ich laut lachend ein.
    „Du lachst?“ zürnte er. „Bei so ernsten Dingen? Effendi, Effendi, nimm dich in acht! Die Bücher haben schon manches menschliche Gehirn verschoben und verschroben. Wie ungeheuer schädlich sie sind, kannst du schon daraus ersehen, daß ein jeder, der in ein Buch vernarrt ist, sich auf das Sofa legt, um es zu lesen, und gerade das Sofa ist doch jedenfalls nur dazu da, daß man entweder nichts tue oder um einzuschlafen. Ich bitte dich nochmals, laß dich warnen! Vielleicht steht auch das nicht in den Büchern, daß Ardistan das Land der Flöhe, der Läuse, der Wanzen und der Soldaten ist?“
    „Allerdings nicht.“
    „So wirf sie weg, Effendi, wirf sie weg, denn Bücher über Ardistan, in denen nichts von diesen Dingen steht, haben keinen Wert. Nimm alle deine Gedanken in eine Hand zusammen und merke auf, was ich dir sage! Ich werde dir nicht nur die beiden Länder beschreiben, sondern auch die Menschen, die Tiere, die Pflanzen und dazu auch noch alles andere, was du wissen mußt und doch jetzt noch nicht weißt. Höre mir zu! Du wirst hören, daß das, was ich in meinem Kopf habe, tausendmal mehr wert ist, als alle Bücher, alle Karten und alle Pläne, die sich nicht darin befinden. Merke also auf!“
    Halef begann nun einen Vortrag von so ungeheuerlichem Inhalt, als ob er alle Unmöglichkeiten der Geographie, Geschichte und Naturgeschichte extra für diese Mitternachtsstunde zusammengesucht habe, um mich um den Verstand zu bringen. Und das tat er mit einem Ernst und mit einer Überzeugung, als gälte es zum mindesten die Seligkeit oder irgendeinen andern der höchsten Geistespunkte unseres Lebens. Ich habe viel Phantastisches gelesen und viel Phantastisches

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