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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Höhe gebildeter Völker emporzuheben. Er befinde sich jetzt auf dem großen Versammlungsplatz, um seine fünfhundert Hukara einzuexerzieren. Hadschi Halef Omar, der berühmte Scheik der Haddedihn, helfe ihm dabei. Auf die alten, invaliden Soldaten verzichte man; die Kriegsspielerei mit ihnen sei kindisch und führe zu nichts. Mit zehn gesunden, kräftigen Hukara könne man mehr erreichen als mit einer großen Schar dieser alten, vom Mir von Ardistan verbrauchten Leute. Darum seien die Hukara entschlossen, die ganze Schar der Feinde auf sich allein zu nehmen und auf jede andere Kameradschaft zu verzichten. Aber man müsse Bedingungen stellen, deren Erfüllung zum Sieg erforderlich sei, und das wolle man sofort tun in einer Beratung mit den Ältesten. Über diese hochwichtige Angelegenheit dürfe man keine Minute verlieren.
    Dieser ganze Vorgang kam nicht nur dem Scheik, sondern auch den andern überraschend. Die Hukara hatten allerdings schon längst gedroht, diese Sache in die Hand zu nehmen; aber daß sie es wirklich tun würden, das hatte man nicht erwartet. Und nun diese Plötzlichkeit, diese Energie und Eile! Man sah es den Ältesten allen an, daß sie sich in Verlegenheit befanden. Aller Augen waren auf den Scheik gerichtet, der sich im Gefühl seiner Unselbständigkeit, wie immer, an seine Frau wandte. Er tat das zwar mit leiser Stimme, aber da ich zwischen ihnen beiden saß, hörte ich was sie sprachen.
    „Was sagst du hierzu?“ fragte er sie. „Man hat uns da vollständig überrumpelt! Ich weiß nicht, was ich antworten soll! Aber ich meine, es würde eine Schwäche sein, auf solch ein Verlangen einzugehen!“
    „Im Gegenteil! Eine Stärke wäre es! Du mußt ihren Wunsch erfüllen!“ antwortete sie.
    „Diesen Unreinen, Verächtlichen, Tiefstehenden? Sie sind nur Pöbel!“
    „Grad deshalb!“
    „Warum grad deshalb? Und wer soll sie befehligen? Der Verrückte, der Räudige! Welch eine Schande für uns, wenn man dann überall höhnt, daß wir unsere Ehre nur Ehrlosen oder Verrückten anvertrauen!“
    „Grad deshalb!“ bestand sie darauf.
    „Das verstehe ich nicht! Was meinst du mit diesem Worte?“
    Sie hielt ihm keine lange Rede. Als kluge Frau wußte sie, wie sie ihren Mann zu nehmen hatte. Sie ging auf seine Ansichten ein und überfiel ihn mit seinen eigenen Waffen, indem sie erklärte:
    „Grad weil sie nichts taugen, weder die Hukara noch der Dschirbani, mußt du tun, was sie wollen. Schicke sie gegen den Feind, so bist du sie los!“
    Er staunte. Dann schaute er sie bewundernd an und sagte:
    „Taldscha! Wie ungeheuer klug du bist! Und wie recht du hast! Das ist so einfach! Wir erfüllen ihnen ihren Wunsch und jagen sie dadurch fort. Dann sind wir frei von ihnen! So wird es gemacht, so, so!“
    Hierauf wandte er sich an den Sprecher und erklärte ihm, daß einer Beratung nichts im Wege stehe. Man werde sich mit dem Essen beeilen, und dann können sie sofort beginnen. Die zehn Hukara nahmen Platz, um zu warten.
    „Sihdi, weißt du davon, daß dein Halef die Hukara übt?“ fragte mich Taldscha.
    „Nein. Ich weiß nur, daß sie ihn mit fortgenommen haben. Jedenfalls aber ist das, was er tut, nicht gegen euch gerichtet!“
    „Das weiß ich! Wenn die Beratung beginnt, entferne ich mich.“
    „Ich natürlich auch.“
    „So bleiben wir, wenn es dir recht ist, beisammen. Ich möchte nach dem Versammlungsplatz, um das Exerzieren zu sehen. Reitest du mit?“
    „Gern.“
    „Aber nicht auf meinen, sondern auf deinen Pferden. Oder hat Halef das seinige mit?“
    „Nein.“
    „Wird es stark genug sein, mich zu tragen?“
    „Gewiß. Ben Rih ist zwar nicht so stark wie zum Beispiel euer wunderbarer Smihk, aber doch stark genug, um selbst vom schwersten Ussul geritten zu werden.“
    „Und darf ich meine Hunde mitnehmen?“
    „Welche?“
    „Aacht und Uucht, von denen ich dir schon erzählte. Ich möchte gern wissen, wer schneller und ausdauernder ist, sie oder eure Pferde. Du hast sie noch nie gesehen; ich zeige sie dir.“
    „Ja, nimm sie mit“, bat ich, indem ich ihr verschwieg, daß sie sich bereits bei mir befanden.
    „Vorher aber gehe ich einmal zur Priesterin, um mich zu erkundigen, wie es mit dem Sahahr steht. Darum breche ich schon eher von hier auf als du.“
    Sie ging noch vor Beendigung des Mahls, und ich dann auch. Zu Hause bekam ich eine rührende Tiergruppe zu sehen. Syrr, mein hochedler Rapphengst, hatte sich niedergelegt. Aacht und Uucht lagen bei ihm und leckten ihn mit einem so

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