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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu sterben. Sie fragten, ob ich gewillt sei, mit ihnen nach dem Engpaß zu ziehen und ob ich ihnen den redegewandten Scheik der Haddedihn für einige Stunden abtreten möge, damit sie ihn jetzt mit nach ihrem großen Versammlungsplatz nehmen könnten, um sich von ihm belehren und unterrichten zu lassen. Als ich beides bejahte, nahmen sie den kleinen Hadschi samt seinen Hunden in die Mitte und marschierten jubelnd nach dem Ufer, wo wir sie in ihre Boote und auf ihre Flöße steigen und sich entfernen sahen. Halef stand, die Hunde neben sich, auf einem der größten Flöße und winkte uns Abschied zu. Er fühlte sich als wichtige Person, und das bereitete ihm stets eine Wonne.
    Somit war nun mein Aufenthalt auf der ‚Insel der Heiden‘ beendet. Er hatte eine unvorhergesehene Entscheidung gebracht und sollte auch noch weitere Folgen zeitigen, an die ich jetzt nicht dachte. Auch der Dschirbani mußte fort. Es nahte die Zeit, für welche er zu der Priesterin bestellt worden war. Wir verließen die Insel, er auf seinem kleinen Floß und ich in meinem Kanu. Wir ruderten uns auf demselben Weg zurück, den ich zu ihm gekommen war. Als wir hierbei an einer der bereits erwähnten, im Fluß liegenden Inseln vorüberkamen, hörten wir laute, klatschende Schläge und das pfeifende Winseln von Hunden, die mit der Peitsche bestraft wurden.
    „Das ist Aacht und Uucht“, sagte der Dschirbani.
    „Die beiden hochedlen Hunde?“ fragte ich, indem ich die Ruder schnell einzog.
    „Ja. Der Wärter dressiert sie. Sie scheinen nicht gehorchen zu wollen. Daher die Schläge.“
    „Das soll er bleiben lassen!“ rief ich zornig aus und lenkte nach dem Ufer. Er folgte mir.
    Das Inselchen war der Zwinger nur für die beiden Hunde. Eine dicke, hohe Mauer von lebenden Dornen umgab sie rings, um die Tiere festzuhalten. In dieser Mauer befand sich eine sehr schmale Pforte, die jetzt offenstand. Als wir sie passiert hatten, befanden wir uns auf einem freien Grasplatz, wo zwei starke Pfähle in die Erde gerammt waren. An diesen Pfählen hingen die Hunde, und zwar mit den Köpfen fest an den Erdboden gebunden, wie man es in manchen Gegenden noch heute beim Schlachten starker Ochsen macht. Da ist in der Mitte der schwersten Steinplatten des Fußbodens ein eiserner Ring angebracht, durch welchen der Strick, an dem das Tier hängt, derart gezogen ist, daß ihm der gesenkte Kopf tief unten mit dem Maul an die Platte gefesselt ist. Mit angstvollem Blick schielt es von da unter dumpfem Gebrüll zu dem Schlächter empor, der mit der Axt weit ausholt, um ihm den tödlichen Schlag auf die Stirn zu versetzen. Nicht immer gelingt dieser Hieb. Dann ist es fürchterlich, mit dabei zu sein. Ich selbst habe gesehen, daß ein Ochse, den dieser erste Hieb nicht tötete, im wahnsinnigen Schmerz und mit der Kraft der Todesangst die mehrere Zentner schwere Steinplatte aus der Erde riß, aber doch nicht fliehen konnte, weil sie ihm die Beine zerschmetterte. Der Ochse brüllte, auch der Fleischer brüllte wie ein Stier und schlug mit dem Beil so lange auf das arme Opfer los, bis es blutüberströmt zusammenbrach.
    Genauso waren auch hier die Hunde mit den Köpfen tief unten angebunden, daß sie sich ja nicht wehren konnten. Und außerdem hatte der Dresseur ihnen mit einer Art von Beißkörben die Mäuler so fest zusammengepreßt, daß sie weder bellen noch beißen, sondern nur noch winseln konnten. Dabei schlug er mit einer Riemenpeitsche unbarmherzig auf sie ein. Ich sprang auf ihn zu, riß ihn zurück und fragte ihn zornig:
    „Warum schlägst du meine Hunde? Wer hat dir das erlaubt?“
    „Deine Hunde?“ rief er erstaunt. Er war viel länger, breiter und stärker als ich und dabei so dicht bebartet im Gesicht, daß man kaum noch die Augen und die Nasenspitze sehen konnte.
    „Ja! Sie sind mein!“ antwortete ich.
    „Das ist nicht wahr. Sie gehören jetzt dem Scheik und seiner Frau. Sie werden für einen Fremden aufgehoben, der einen Schild auf der Brust trägt; ich aber bin der eigentliche Herr. Ich strafe sie, wenn sie nicht lernen wollen, und niemand hat mir da dreinzureden. Auch du nicht! Das werde ich dir zeigen!“
    Er holte wieder aus und versetzte zweimal jedem der Hunde einen klatschenden Hieb. Er wollte fortfahren; da aber riß ich ihm die Peitsche aus der Hand und zog sie ihm schnell einige Male über den Rücken, so daß er zunächst vor Schreck und Schmerz vergaß, mir Widerstand zu leisten. Dann aber wollte er mit den gewaltigen Fäusten nach mir

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