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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Erfahrung bringen können, dass diese Bande wieder aktiv geworden ist, werden Frank Zwick noch vor dem Morgengrauen ein Hubschrauber, GPS und alles drum und dran zur Verfügung stehen.«
    »Glauben Sie, dass die Kidnapper wieder zuschlagen?«, fragte Washington.
    Chalmers nickte. »Ich habe noch nie erlebt, dass Kriminelle aufhören, Verbrechen zu begehen, solange sie funktionieren. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Das bedeutet für einen Verbrecher, dass er erst aufhört, wenn er geschnappt wird. Sie können nicht dagegen an.«
    »Sie haben ganz Recht.«
    »Wir brauchen unbedingt erste Anhaltspunkte. Sollten wir morgen früh, wenn das Lösegeld an der Küste ankommt, noch immer nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben, geht unsere Chance, sie zu schnappen, gegen null.«
    McDill schloss die Augen, um sich dem Gespräch zu entziehen. In Chalmers' Stimme schwang die Überzeugung mit, dass er der Welt seinen Willen aufzwingen könne. McDill wusste, dass dieser Glaube illusorisch war. Er schnitt jeden Tag irgendwelchen Menschen Brustkörbe auf, und es war schon schwierig genug, dem menschlichen Gewebe seinen Willen aufzuzwingen. Wenn man eine große Anzahl von Menschen unabhängig voneinander in gefährliche Situationen brachte, konnte man nur hoffen, dass keiner starb.
    McDill erinnerte sich eigentlich nicht an Vietnam, wie er vorhin behauptet hatte. Er hatte als Truppenarzt gedient. Und er hatte so viele Situationen erlebt, die sich auf Grund der vermeintlich guten Absichten eines Mannes wie Agent Chalmers als Katastrophe entpuppten, dass er am liebsten nicht mehr daran dachte. Chalmers' Verhalten war typisch für einen Leutnant, der unerfahren und begierig darauf war, aktiv zu werden. Auch in seinem Vertrauen in die Technologie sah McDill unheilvolle Parallelen zu Vietnam. Er konnte nur hoffen, dass Chalmers' Vorgesetzter durch größere Erfahrungen etwas besonnener reagierte.
    Er öffnete die Augen, schaute erschöpft auf die Bilder der ihm unbekannten Frauen und blätterte zur nächsten Seite weiter. Plötzlich hielt er den Atem an. Aus dem Verbrecheralbum blickte ihm Cheryls unschuldiges Gesicht entgegen. Ein hübsches Foto, das zum Schulabschluss aufgenommen worden sein könnte.
    »Agent Chalmers! Das ist sie!«
    Der FBI-Agent verstummte mitten im Satz und sah ihn an. »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Chalmers kam zu ihm und schaute auf das Foto unter McDills Zeigefinger.
    »Wer ist das?«, fragte McDill.
    Chalmers zog das Foto aus der Plastikhülle und las vor, was auf der Rückseite stand. »Cheryl Lynn Tilly. Verdammt! Sie hat ihren richtigen Namen benutzt. Vielleicht haben die anderen das auch getan. Ich frage mich, warum sie nicht im NCIC aufgetaucht ist.«
    Er ging zum Computer, an dem er vorhin gearbeitet hatte, und gab die Informationen auf dem Foto ein. Der Detective der Mordkommission stand mit verschränkten Armen hinter ihm. Nach ein paar Sekunden erschienen die Daten aus Washington auf dem Monitor.
    »Nur ein kleiner Fisch«, sagte Chalmers. »Scheckbetrug. Eine Verhaftung wegen Prostitution. Sie hat dreißig Tage in einem Landesgefängnis gesessen. Keine Anzeichen von Gewalttätigkeit. Sind Sie sicher, dass sie es ist?«
    »Hundertprozentig.«
    »Ich werde eine Kopie des Fotos anfertigen und ins Beau Rivage faxen. Vielleicht hat sie ein Mitarbeiter dort gesehen.«
    »Und was wollen Sie tun, wenn das der Fall ist?«
    Chalmers hob die Augenbrauen und atmete tief ein. »Dann werde ich die ganze Staatspolizei und das FBI mobilisieren. Wenn sie an diesem Wochenende da unten ist, müssen wir davon ausgehen, dass Sie Recht haben und ein Kidnapping im Gange ist. Das ist ein Kapitalverbrechen. Wir müssen sofort feststellen, ob uns bekannte Komplizen zum Kopf der Bande führen können.«
    Chalmers drehte sich zu Margaret McDill um, die ängstlich auf die beiden Männer starrte. »Fühlen Sie sich stark genug, um uns weiterhin zu helfen, Mrs. McDill?«
    »Ja«, sagte sie leise.
    McDill ging zu seiner Frau und legte seine Hände auf ihre Schultern.
    Chalmers griff nach dem Telefon. Bevor er die Nummer wählte, sagte er: »Diese Typen haben vielleicht Nerven. Das gleiche Verbrechen an genau dem gleichen Ort ein Jahr nach der Tat zu wiederholen. Unglaublich!«
    »Sie hätten sie mal reden hören sollen«, sagte McDill. »Sie halten sich für unschlagbar.«
    Der FBI-Agent lächelte. »Das sind sie nicht.«
    Karen hatte ihre Arme um die Beine geschlungen, ihr Kinn zwischen den Knien

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