24 Stunden
fehlgeleitete Nachrichten empfangen.«
»Danke.« Plötzlich schoss Karen ein Gedanke durch den Kopf. »Würden Sie bitte in seinem Zimmer im Beau Rivage in Biloxi anrufen und ihm die Nachricht persönlich durchgeben, falls er den Empfang nicht bestätigt?«
»Ja, Madam. Im Beau Rivage. Die Hälfte unserer Ärzte ist im Moment dort unten.«
»Danke. Vielen Dank.« Karen legte mit zitternden Händen auf. Das Mitgefühl der Sekretärin tröstete sie. Am liebsten hätte sie ihr die ganze furchtbare Geschichte erzählt und sie gebeten, die Polizei zu rufen...
»Riecht nicht schlecht.«
Karen erstarrte und drehte sich langsam um.
Hickey stand in der Küchentür. Nur ein blutverschmiertes Handtuch verdeckte seine Blöße. Er schaute ihr einen Moment in die Augen, dann glitt sein Blick an ihr vorbei, und er fragte in kühlem Ton: »Was hast du am Telefon zu suchen?«
Karen war es, als legte sich eine eiserne Zange um ihre Brust. Um Hickeys Blick auszuweichen, drehte sie sich um und schaute auf das Telefon. An der Wand hingen Postkarten, Fotos und Postit-Notes. Sie griff in die Mitte und zog ein kleines Foto von der Wand.
»Ich habe mir Abbys Bild von der Einschulung angesehen. Ich kann das alles noch immer nicht fassen.«
Die Mikrowelle piepte laut. Sie nahm die Schüssel heraus und schüttete die Langustenschwänze auf das fast fertige Omelette. Obwohl sie spürte, dass Hickey sich ihr näherte, sah sie nicht hoch. Mit zitternden Händen klappte sie das Omelette zusammen.
Als sie seine Finger auf ihrem Arm spürte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. »Sieh mich an«, sagte er in hartem Ton.
Seine Augen waren unnatürlich wachsam. Die Augen eines Raubtieres, das sein Opfer beäugt.
»Was ist?«, fragte sie.
Hickey starrte sie an und beobachtete jede Zuckung ihrer Gesichtsmuskeln und jeden Pulsschlag auf ihrem Hals.
»Es brennt an«, sagte sie, zog ihren Arm weg und griff nach dem Pfannenheber. Als sie ihn unter das Omelette schob, schlang er seine Arme um ihre Taille, als wäre er ein zärtlicher Ehemann, der seine Frau beim Frühstückmachen beobachtete. Seine Berührung brachte sie vollkommen aus der Fassung, doch sie zwang sich weiterzumachen. Sie nahm das Omelette aus der Pfanne, drehte sich um und legte es auf einen Teller. Hickey blieb die ganze Zeit hinter ihr stehen.
Als das Omelette auf dem Teller lag, sagte er: »Du bist eine kleine Wildkatze, stimmt's?«
Karen antwortete ihm nicht.
»Du bist noch immer in meiner Gewalt. Vergiss das nicht.«
Schließlich schaute sie ihn an und sagte: »Wie könnte ich das denn vergessen?«
Seine Miene verhärtete sich, und sie hatte plötzlich Angst, gleich einen Schlag in den Rücken zu erhalten und auf die Knie zu sinken. Was sie dann getan hätte, vermochte sie nicht zu sagen.
»Bring mir das Essen ans Bett«, knurrte er schließlich und ließ sie los. »Und bring Tabasco mit.«
Er drehte sich um und humpelte über den Korridor ins Schlafzimmer.
Karen wusste nicht, wie lange sie den Atem angehalten hatte, doch es musste ziemlich lange gewesen sein, denn als sie ausgeatmet hatte, japste sie wie verrückt nach Luft. Ihre Beine gaben nach. Sie griff an die Anrichte, um nicht zu Boden zu sinken, war aber noch immer zu schwach, um sich aufzurichten. Erst als sie sich über die Spüle beugte und an den Beckenrand klammerte, fand sie ihr Gleichgewicht wieder.
13
Will saß auf dem Stuhl neben dem Bett und sah Cheryl an, die sich noch immer gegen das Kopfteil des Bettes lehnte. Zumindest hatte sie schließlich ein weißes Oberhemd von Will übergezogen. Neben ihr lag die Waffe, und das Plappern des Home-Shopping-Senders war im Hintergrund zu hören. Will hatte eine Stunde lang versucht, ihr weitere Informationen über Hickey zu entreißen, aber Cheryl war offensichtlich darauf bedacht, ihm nur das zu erzählen, was sie ihm gefahrlos erzählen konnte. Nachdem sie ihre halbe Lebensgeschichte vor ihm ausgebreitet hatte, wollte sie nur noch über ihre eigenen Interessen wie die Aromatherapie und Reiki sprechen.
Cheryl hatte sich irgendwie eingeredet, dass der Sprung vom Sofa-Strip und der Prostitution zum Handauflegen, wie es die Reiki-Energietherapie erforderte, ganz normal sei. Will versuchte sie einzulullen, damit sie ihre Wachsamkeit aufgab. Er erzählte ihr alles über verschiedene alternative Therapien bei Arthritis. Da er das Thema jedoch einmal angeschnitten hatte, war es schwierig, auf die Dinge zurückzukommen, die ihm wichtig waren.
Er änderte
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