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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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vergraben und schaukelte in dem Sessel langsam hin und her. Hickey lag noch immer auf dem Bett und starrte auf den Bildschirm. Ein Tag wie jeder andere mit Bogart und Fredric March ging dem Ende entgegen. Karen spürte, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch stand. Vor Verzweiflung riss sie sich schon die Haare aus. Rein äußerlich wirkte sie vielleicht ruhig, aber innerlich war sie so aufgewühlt, dass sie sich nur noch mit Mühe beherrschen konnte. Die Gewissheit, dass Hickey vorhatte, Abby zu töten, um Will zu bestrafen, war unerträglich.
    Sie musste Will warnen.
    Dazu musste sie zuerst einen Grund finden, um das Schlafzimmer verlassen zu können. Am einfachsten war es vielleicht, Hickey anzubieten, etwas zu essen zu machen, aber es gab keine Garantie, dass er ihr nicht in die Küche folgte. Einen Moment lang hatte sie gehofft, die große Menge an Whiskey würde ihn schläfrig machen, doch er schien gegen den Alkohol immun zu sein. In den Werbepausen war er zweimal ins Badezimmer gegangen, einmal um zu pinkeln und einmal um den Verband zu überprüfen. Karen hatte sich nicht getraut, in der Zwischenzeit zu telefonieren oder gar Wills Computer im Arbeitszimmer einzuschalten.
    Sie hörte auf zu schaukeln. Hatte Hickey etwas gesagt? Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie sich nicht sicher war.
    »Haben Sie etwas gesagt?«, fragte sie.
    »Ich sterbe vor Hunger. Mach uns was zu essen.«
    Karen wäre am liebsten sofort aufgesprungen, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben und einen verärgerten Ton anzuschlagen. »Was wollen Sie denn?«
    »Was hast du denn zu bieten?«
    »Noch ein Sandwich?«
    Aus (fem Fernseher drangen Schüsse. Bogey fiel zu Boden. »Verdammt«, sagte Hickey. »Ich weiß es nicht. Irgendwas Warmes.«
    »Ich hab noch Langustenschwänze in Knoblauchsauce im Kühlschrank. Die könnte ich aufwärmen.«
    »Ja.« Er schaute sie mit verschwommenem Blick an. »Hört sich gut an. Am besten, du packst das in ein Omelette.« »Okay.«
    »Hab ich es nicht gesagt? Die reinste Küchenfee. Kein Wunder mit so einem EasyBake-Backofen, oder?«
    Karen versuchte zu lachen, doch der Ton erstarb in ihrer Kehle. Sie stand auf und ging zur Tür. »Noch was?«
    »Beeil dich.«
    Sie nickte und ging hinaus.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, lief sie leise los. Als sie in der Küche ankam, verfiel sie in hektische Aktivität. Zuerst stellte sie eine Bratpfanne auf die große Platte des Gasherdes und schaltete das Gas auf die höchste Stufe. Dann öffnete sie den Kühlschrank und nahm drei Eier, Margarine und eine Tupperschale heraus, die zur Hälfte mit Langustenschwänzen in Knoblauchsauce gefüllt war. Karen steckte die Eier in die Tasche ihres Hauskleides, schob die Schüssel in die Mikrowelle und gab etwas Margarine in die Bratpfanne. Unmittelbar danach griff sie nach dem schnurlosen Telefon an der Wand und tippte die Nummer von Wills Büro ein.
    »Anästhesie«, meldete sich die Sekretärin.
    »Hier ist Karen Jennings. Ich muss... «
    »Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen?«
    Karen flüsterte etwas lauter. »Hier ist Karen Jennings. Ich muss meinem Mann eine Nachricht über SkyTel schicken.«
    »Ich höre.«
    »Du musst etwas tun. Sie werden...«
    »Einen Moment bitte. Ist das eine Nachricht?«
    »Ja... Nein, warten Sie.« Sie hätte sich die Sätze vorher genau zurechtlegen müssen. Es war nicht möglich, einer Fremden so einfach die Situation zu schildern. Die Sekretärin könnte die Polizei rufen. Mit zitternden Händen schlug Karen die Eier in die Pfanne. »Die Nachricht lautet: >Du musst vor morgen früh etwas unternehmen. Abby wird auf jeden Fall sterben. Karen.< Haben Sie das?«
    »Ja, Madam. Das hört sich ja nach einem richtigen Notfall an.«
    »Ist es auch. Warten Sie. Ich möchte noch etwas hinzufügen. >Bestätige die Nachricht per E-Mail.<«
    »Derartige Nachrichten nehme ich nicht oft entgegen, Mrs. Jennings. Sollten Sie nicht die Polizei anrufen?«
    »Nein! Das ist in diesem Fall nicht angebracht. Es geht um ein kleines Mädchen, das Leberkrebs hat. Will bereitet mit anderen Ärzten die Transplantation vor, und im Moment ist die Situation sehr kritisch.«
    »Mein Gott! Ich kenne mich mit der Leber aus. Mein Bruder hatte Hepatitis C. Ich gebe die Nachricht sofort weiter.«
    »Er muss sie auf seinem SkyTel empfangen. Das ist ein nagelneuer Pager.«
    »Das habe ich vermerkt. Keine Sorge. Wenn sein Pager eingeschaltet ist, wird er die Nachricht bekommen. Ich glaube, so ein SkyTel kann sogar

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