24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
Mama?“
„Normalerweise schon, aber bei dem Thema ist er irgendwie bockig.“
„Willste was aus meinem Adventskalender?“, fragte Lilly.
„Kein Mitleid, bitte!“, gab Karim zurück. „Aber wenn du schon so fragst … na, her damit! Habt ihr eigentlich auch noch Schokolebkuchen …?“
Zwei Tage später knallte Lilly ein Buch auf ihren Schreibtisch.
„Das isses!“, sagte sie.
„Das ist … was?“, fragte Karim.
„Das ist dein Weihnachten!“
„Du meinst, das ist dein Weihnachtsgeschenk für mich?“ Karim nahm das Buch in die Hand. „Das hättest du aber ruhig noch ein bisschen hübsch einpacken können …“
„Quatsch, mit dem Buch kriegen wir deinen Vater dazu, dass du Weihnachten feiern darfst.“
„Die Ballspiel-Kulte der mesoamerikanischen Völker“, las Karim den Titel des Buches laut vor. „Und?“
„Pass auf“, sagte Lilly, „ich erklär’s dir: Was macht dein Vater am liebsten?“
Karim überlegte. „Sport kucken?“
„Genau!“, sagte Lilly. „Und was kuckt er da am allerliebsten?“
„Fußball?“
„Eben! Das ist der fußballverrückteste Typ, den ich kenne. Der hat doch sogar ’ne Dauerkarte fürs Stadion, oder?“
„Stimmt.“
„Und wer hat Fußball erfunden?“
Karim rollte mit den Augen. „Die Engländer, das weiß doch jeder!“
„Quatsch.“ Lilly zeigte auf das Buch. „Ich hab das mal im Fernsehen gesehen, in so ’ner Doku. Und deswegen hab ich uns in der Bücherei dieses Buch besorgt.“
Wichtigtuerisch erklärte Lilly dann, dass in Wirklichkeit die Azteken den Fußball erfunden hatten. Oder die Olmeken. Oder die Maya. Auf alle Fälle irgendein uraltes, längst ausgestorbenes Volk in Mittelamerika. „Das war vor über zweitausend Jahren. Die haben natürlich noch nicht so gespielt wie heute, aber so ähnlich, mit ’nem Gummiball, zwei Mannschaften und ’ner Art Tor. Und weißt du, warum die gespielt haben?“, fragte Lilly.
„Na, wahrscheinlich aus Spaß“, meinte Karim.
Lilly schlug das Buch an einer Stelle auf, die sie mit einem kleinen Klebezettel markiert hatte, und las: „Die Ballspiele Mittelamerikas hatten eine kultische Funktion und wurden während bedeutender religiöser Feiern in großen Stadien ausgetragen.“ Sie lächelte. „Verstehst du? Fußball? Religiöse Feiern?“
Karim brauchte einen Moment, aber dann ging ein breites Grinsen über sein Gesicht. „Du meinst, Fußball war ein Teil von ihrem Glauben?“
„Bingo!“
„Und wahrscheinlich waren diese Aztekendingsda keine Muslime, oder?“
„Nee“, sagte Lilly, „die hatten natürlich ihre eigene Religion!“ Lilly las weiter aus dem Buch vor: „Der Hauptgott der Azteken hieß Huitzilopochtli. Super, oder?“
Karim kicherte. „Huitziliwas?“ Die beiden lachten sich schlapp. Dann aß Karim noch Lillys bunten Nikolausteller leer, klemmte sich das Buch unter den Arm und ging nach Hause.
Am nächsten Tag in der Schule sah Karim ziemlich müde aus.
„Und?“, fragte Lilly. „Wie ist es gelaufen?“
Karim antwortete cool: „So mittel … Komm heute Nachmittag vorbei, okay? So gegen fünf.“ Sonst ließ er sich nichts entlocken.
„Oh Mann …“, zischte Lilly.
Als Lilly um Viertel vor fünf an Karims Tür klingelte, öffnete dessen Vater Mahmoud.
„Tach, Lilly“, sagte er, „komm rein! Karim hat noch kurz was zu tun. Möchtest du einen Tee?“
„Ja, äh, klar … warum nicht …“, stammelte Lilly und ging mit Mahmoud in die Küche. Er goss ihr ein Glas Tee ein. Auf dem Tisch lag das Aztekenbuch. Mahmoud blätterte darin herum. Lilly schaute aus dem Fenster.
„Weißt du, wie der Hauptgott der Azteken hieß?“, fragte Mahmoud.
„Huitzilopochtli“, sagte Lilly.
Mahmoud nickte. „Interessant, oder?“
„Schon irgendwie …“, murmelte Lilly.
Nach ungefähr fünf Minuten kam Karim in die Küche.
„Hi Lilly, ich wäre dann so weit!“ Er zeigte auf die Wohnzimmertür. Lilly öffnete sie. Karim hatte das Licht im Zimmer ausgemacht, aber es war nicht dunkel: Vor dem Fenster stand ein großer leuchtender – Gummibaum! Er war mit schimmernden Christbaumkugeln und Lametta geschmückt und mit mehreren Lichterketten umwickelt.
„Und?“, fragte Karim. „Wie findste ihn?“
Lilly war begeistert. „Toll!“, sagte sie. „Der ist echt toll!“
„Wir haben bis um elf Uhr abends diskutiert“, erzählte Karim grinsend. „Ich hatte aber leider die besseren Argumente.“
„Achtung!“, rief Mahmoud von hinten. Lilly dreht sich um und
Weitere Kostenlose Bücher